Südtirol/Meran. Er steht für die neue Volksmusik-Generation und versteht es wie kein anderer, mit seiner „Ziach“ die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Egal ob chilliger Blues, peppige Polka oder zackiger Marsch: Der Südtiroler Herbert Pixner (37) hat es geschafft, quer durch alle Gesellschafts- und Altersschichten die Leute mit seiner Musik zu begeistern. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ blickt der Meraner auf die „Alpenkitsch-Musikantenstadl-Schunkelmusik“ und auf den Erfolg des Herbert Pixner Projektes. Außerdem erzählt er von seiner Arbeit in den Sommermonaten auf Schweizer und Südtiroler Almen.
Herbert, Volksmusik ist wieder „in“. Lederhose und traditionelle Musik gelten als „cool“. Wie ist es Deiner Meinung nach zu diesem Revival gekommen?
Da spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle. In den 80er und 90er Jahren hat sich eine musikalische Gegenbewegung zur übermächtigen Alpenkitsch-Musikantenstadl-Schunkelmusik entwickelt. Hubert von Goisern zum Beispiel, oder die Attwenger, Mnozilbrass, Biermöslblosn und noch viele andere mehr. Eine kleine, aber höchst interessante Bewegung, die viele junge Musiker beeinflusst hat. Natürlich auch mich. Dabei ist es mir aber relativ wurscht, ob jemand mit Lederhose, im Anzug oder mit Jeans Musik macht. Ich mag es, wenn Leute ganz selbstverständlich und gerne ihre Lederhosen, das Dirndl oder die Tracht tragen – halte aber nichts von der pseudo-trachtigen Oktoberfest-Faschingsverkleidung.
„Wir haben weder ein Konzept noch Erfolgsstrategien“
Du selbst bist mit dem „Herbert Pixner Projekt“ gerade sehr erfolgreich. Worin liegt das Geheimnis Deines Erfolgs?
Wir haben weder ein Konzept noch Erfolgsstrategien. Es ist sicher ein großer Erfolg, wenn immer so viele Leute zu den Konzerten kommen und man durchwegs positive Rückmeldungen erhält – obwohl wir ja eigentlich „nur“ Instrumentalmusik machen, ohne großen technischen Schnickschnack und optischen Firlefanz. Das gibt uns die Bestätigung und Energie weiter zu machen. Wir haben einfach nur Spaß beim Musizieren, wir experimentieren gerne und legen bedingungslos bei jedem Konzert unsere ganze Energie in die Musik. Der Begriff ‚Erfolg‘ ist aber immer relativ und schwer zu definieren. Freilich kann man von Erfolg sprechen, wenn es eine reine Instrumentalband schafft, in vier Jahren an die 500 Konzerte zu spielen und über 40.000 Tonträger zu verkaufen – aber das ist für mich nach wie vor nicht der Grund, warum ich gerne auf der Bühne bin und Musik mache.
„Handgemachte Musik auf akustischen Instrumenten“:“Blus’n auf“ vom Herbert Pixner Projekt:
„Blus’n auf“, „Leckmicha Marsch“, „Emanzen-Walzer“ – wie kommt es zu den außergewöhnlichen Liedtiteln? Entstehen sie nach prägenden (Liebes-) Erlebnissen oder eher aus Spaß?
Ich liebe Wortspielereien – und es ist oft leichter, ein Stück zu schreiben als einen Titel dafür zu finden. Die meisten der Stücke haben natürlich auch eine Geschichte und einige Liedtitel sind definitiv aus prägenden (Liebes-)Erlebnissen entstanden.
Du hast Dein Instrument, die diatonische Harmonika, autodidaktisch erlernt. Deine Lieder zeichnen sich durch eine schnelle Spielweise und Fingerfertigkeit aus. Ist dazu ein herausragendes Talent nötig oder einfach nur enormer Fleiß?
Ich habe nur einige wenige Stücke, die eine fingertechnisch schnelle Spielweise erfordern. Viel lieber spiele ich Stücke, bei denen es mehr auf die Spannung ankommt als auf die Fingertechnik. Ich habe als 16-Jähriger mit dem Harmonikaspielen begonnen und für meine Verhältnisse auch relativ viel geübt – eine Stunde pro Tag (lacht). Ich bin sehr übefaul!
„Die Sparte hat zwar keine Lobby – ist aber nicht tragisch“
Pixner-Lieder haben ja mehrere Einflüsse. Wie würdest Du selbst Deine Musikrichtung beschreiben?
Oje – meine absolute Lieblingsfrage (lacht). Wir spielen handgemachte Musik auf akustischen Instrumenten. Diese Sparte hat zwar keine Lobby. Das ist aber nicht weiter tragisch.
Herbert Pixner Projekt, Südtiroler Tanzlmusig – wie ist das alles unter einen Hut zu bringen?
Es braucht eine gute Zeiteinteilung und man muss leider immer öfter Nein sagen – auch wenn es oft sehr schwer fällt. Die Südtiroler Tanzlmusig spielt seit 2011 ohne mich. An der Ziach spielt jetzt Markus Meier aus Schleching und die vielen, eigens für diese Besetzung arrangierten Stücke, habe ich den Jungs freilich gerne überlassen. Dafür gibt es nun einige andere Projekte: „Stirb langsam, Brandner!“ ein tiefschwarzes „Bluesical“ von und mit Dietmar Gamper, Susan La Dez und Herbert Pixner. Zwei CD-Einspielungen mit dem Münchner Saxophonisten Max Geller und Band sowie Konzerte mit der „Joe Smith-Band“. Langeweile kenne ich zum Glück nicht. Meine Auszeit nehme ich mir zu Hause, bei meiner kleinen Familie. Seit 2011 lebe ich mit meiner Freundin Sybille in Innsbruck, im März 2012 ist unsere kleine Tochter Anna dazugekommen.
„War nie auf der Alm, um dort Urlaub zu machen“
Bis vor kurzen warst Du zudem noch als Radio-Moderator beim RAI Sender Bozen. Warum hast Du das aufgegeben?
Von 1998 bis 2010 habe ich als freier Mitarbeiter einmal wöchentlich eine Live-Sendung im Hörfunk und bis zu fünf Fernsehsendungen im Jahr moderiert. Als ich 2009 nach Nordtirol übergesiedelt bin und der Terminkalender immer enger wurde, habe ich den Job beim Sender gekündigt. Seitdem konzentriere ich mich mehr auf die viele Arbeit rund um die eigenen Projekte und Konzerte.
Mittlerweile Vergangenheit: Lange Zeit war Herbert Pixner Mitglied der Südtiroler Tanzlmusig
Bekannt ist ja, dass Du im Sommer als Senner auf Schweizer und Tiroler Almen tätig bist. Ist das ein Ritual, das einfach dazugehört?
Von 1995 bis 2010 war ich regelmäßig auf irgendeiner Alm in der Schweiz oder in Südtirol. Das war weniger eine Auszeit, sondern gerade anfangs oft ein sehr harter Studentenjob. Ich war nie auf einer Alm, um dort nur zu komponieren oder gar Urlaub zu machen. Die Instrumente waren zwar immer mit dabei und es sind dort oben auch viele Stücke entstanden, aber ich habe mich immer für einen ganzen Almsommer verpflichtet, die Tiere zu betreuen – teilweise bis zu 300 Stück Jungvieh. 2011 und 2012 gab es eine Almpause. Aber sobald meine kleine Tochter Anna etwas größer ist, möchte ich unbedingt wieder auf eine kleine Alm – wann das sein wird und wo, keine Ahnung, das wird sich dann noch ergeben. Vielleicht aber schon 2014.
Herbert, vielen Dank, dass Du Dir für uns – trotz engem Terminkalender – Zeit genommen hast – und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Griaß de!!
Hab grat den Beitrag gelesen von Herbert pixner,
i find´s toll was da geschrieb´´n hast.
Herbert Pixner is a vollblutmusiker wie er leibt und lebt,
i gfrei me wann in her und sierg da komma ma die Trännen, voller Freud.
i selber spiel Volksmusik mit eigen stil und leb´n, aber kean Musikantenstadl musi.
des is verplüdelung der Menschheit.
Musik kehrt einfach einfach und erlich gemacht.
wie Herbert Pixner.
Grüße aus dem Schönen Salzkammergut (Ebensee)
Ferdinand