Passau. Der Bruch mit Intendant Thomas E. Bauer, Tohuwabohu in den Reihen des Festspielvereins, finanzielle Schwierigkeiten sowie Kündigungen von Mitarbeitern – die Europäischen Wochen (EW) produzierten zuletzt durchwegs negative Schlagzeilen. Die eigentlichen, hochklassigen Veranstaltungen im Rahmen der Festspielwochen (21. Juni bis 28. Juli) gerieten ob der Vielzahl an Hiobsbotschaften mehr und mehr in den Hintergrund. Im Hog’n-Interview spricht Rosmarie Weber, 1. Vorsitzende des Vereins „Festspiele Europäische Wochen Passau e.V.“, über die vergangenen, nicht gerade einfachen Wochen – und über die künftige Ausrichtung der EW-Reihe.
„… das wirkt sich selbstverständlich auf die Festspiele aus“
Frau Weber: Intensive wie turbulente EW-Wochen liegen hinter Ihnen. Wie blicken Sie auf die vielen negativen Schlagzeilen rund um die Festwochen zurück?
Die Europäischen Wochen haben immer wieder turbulente Zeiten durchgemacht. Nachdem diese Zeit überstanden ist, möchte ich gerne nur noch in die Zukunft blicken, um unserem Publikum möglichst reibungslose Festspiele 2018 bieten zu können.
Welche Auswirkungen haben die jüngsten Querelen auf die Europäischen Wochen 2018?
Die Trennung vom Intendanten sowie die Kündigungen einiger Mitarbeiter, die aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten keine Zukunft mehr bei den Europäischen Wochen gesehen haben, wirken sich selbstverständlich auf die Vorbereitung der Festspiele aus – allerdings nicht nur im negativen Sinne. Das verbliebene Personal arbeitet konzentriert und akribisch, wofür ich sehr dankbar bin. Die neu eingewiesenen Mitarbeiter bringen frischen Wind in die Festspiele – und damit auch neuen Elan.
Dankbar bin ich auch dem Vorstand, der sich mit großem Engagement um das Sponsoring für die Festspiele kümmert, und dem Schatzmeister Peter Kratzer, der nicht nur mit Argusaugen darauf achtet, dass der Haushalt wieder ins Lot kommt, sondern sich auch mit unermüdlichem Arbeitseinsatz um die administrative Tätigkeit kümmert.
„Das Publikum darf sich in einer privilegierten Situation sehen“
Wie geht es nach dem Ende von Intendant Thomas E. Bauer nun mit den Europäischen Wochen weiter?
Im Fokus stehen nun erst einmal die Festspiele 2018 und deren möglichst reibungsloser Ablauf. Für die weitere Zukunft ist geplant, sich um die Neustrukturierung der Festspiele zu kümmern. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die bisherige Struktur nicht mehr geeignet ist, die Zukunft der Europäischen Wochen sicher zu stellen. Es müssen daher dringend Überlegungen darüber angestellt werden, welche Möglichkeiten es diesbezüglich gibt. Hierin sind sich Beirat und Vorstand einig. Es soll daher im Herbst in einem größeren Gremium beraten werden, wie man die Festspiele ins nächste Jahrzehnt überführen kann.
Wie aus verschiedenen Berichten in der Presse zu entnehmen war, haben nicht nur die Europäischen Wochen das Problem, Kunst und Finanzen auf einen Nenner zu bringen. Auch andere kulturelle Einrichtungen kämpfen mit diesen Schwierigkeiten. Hier muss man eine Lösung finden. Für das Jahr 2019 ist geplant, die Festspiele mit einem künstlerischen Leiter durchzuführen. Eine Entscheidung wird in den nächsten Wochen gefällt werden müssen, um die Festspiele für das Jahr 2019 sicherstellen zu können.
Trotz der Vorkommnisse erwartet die Besucher auch heuer wieder eine enorme EW-Bandbreite. Welche Besonderheiten beinhaltet das Programm aus Ihrer Sicht?
Eine der Besonderheiten unseres Programms ist, dass wir in unserer Region hochkarätige Künstler zu sehr erschwinglichen Preisen anbieten. Hier darf sich unser Publikum in einer wirklich privilegierten Situation sehen. Für die meisten Künstler muss anderswo teilweise mehr als das Doppelte für Eintrittskarten bezahlt werden. Bereits dies ist eine Besonderheit.
Neben den renommierten Künstlern haben wir weitere wunderbare Veranstaltungen in der Region, wie z.B. Wolfgang Amadeus Mozart in Aldersbach, Georg Muffat in Fürstenzell, die Deutsche Streicherphilharmonie in Straubing, Anja Lechner, Alexander Meinikov in Burghausen, Schubert im Dom sowie viele andere, für die noch Karten zu haben sind.
„Das freie Europa soll unsere Heimat sein“
Was entgegnen Sie denjenigen, die behaupten, die Europäischen Wochen seien Festspiele, die ausschließlich für ältere Semester gedacht sind?
Hier gebe ich den Rat, einen Blick in unser Programm zu werfen. Wir haben viele junge, hervorragende Künstler. Hier möchte ich etwa Kit Armstrong, der sicherlich auch junge Menschen für Klassik begeistern kann, erwähnen. Wir bieten allerdings gerade auch für unsere jüngeren Besucher Veranstaltungen an – wie z.B. Martin Grubinger, Quadro Nuevo, Vivi Vassileva und Spark. Hier können sich alle Generationen zu Hause fühlen – auch die Jugend.
Der Blick in die Zukunft: Wie werden sich die Europäischen Wochen in absehbarer Zeit entwickeln?
Ziel soll es sein, sich wieder auf den Ursprung zu besinnen – darauf, dass die Europäischen Wochen auch den europäischen Gedanken in sich tragen. Dies ist trotz blumiger Worte in der Vergangenheit vielleicht etwas zu kurz gekommen. Hierauf soll zukünftig wieder mehr Augenmerk gelegt werden. Die Europäischen Wochen in Passau haben Zukunft, haben ein großes Ziel: Wir wollen dazu beitragen, dass nicht nur Passau und sein Umland, dass nicht nur Bayern, nicht nur Tschechien und Österreich, sondern dass das freie Europa ein Stück unserer Heimat ist. Dies soll sich auch in unseren zukünftigen Festspielen widerspiegeln.
Dabei wünschen wir viel Erfolg. Ihnen weiterhin alles Gute.
Die Fragen stellte: da Hog’n