Freyung-Grafenau. All diejenigen, die in die Kreisstadt Freyung zum Einkaufen oder Arbeiten fahren, begrüßt – auch noch mehrere Tage nach der Wahl – ein freudestrahlender Sebastian Gruber, der den Verkehrsteilnehmern mit seinem Wahlkampfspruch „Zukunft wählen!“ von den großen Aufstellern zulächelt. Das ist seit den vergangenen Wochen das gewohnte (und für so manchen, dem das Wahlkampf-Tamtam zuviel geworden ist, eher leidliche) Bild neben den Straßen. Neu hingegen sind die Aufkleber mit der Aufschrift: „Gottseidank!“, die seit Montag jene Großplakate zieren – in typischem CSU-Design, mit weißer Schrift auf blauem Grund. Weiß-blau – so, wie sich die christlich-soziale Partei Bayerns eben bei den Wahlen präsentiert.
„Gottseidank!“ klingt auf den ersten Blick nach Häme, nach Schadenfreude der Gewinnerseite. Ein Eindruck, den auch ein unangenehm überraschter und recht ahnungslos wirkender Neu-Landrat Gruber teilt, wie dieser auf Hog’n-Nachfrage bestätgt: „Wer das Ganze initiiert oder angebracht hat? Keine Ahnung. Ich habe selbst schon Nachforschungen angestellt, bin aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Offen gesagt: Ich find’s unpassend und ich bin nicht besonders erfreut über diese Aktion. Wenn man ein ‚Danke‘ draufklebt, ist das in Ordnung – aber ein ‚Gottseidank‘ ist jetzt nicht das, was man einen Tag nach der Wahl dort lesen mag.“
„Vielleicht eine nett gemeinte Geste – aber in die Hose gegangen!“
Montagfrüh habe er die ersten Aufkleber auf den großen Plakaten, die laut Gruber bis kommenden Freitag alle entfernt sein sollen, neben seinem Konterfei entdeckt. Sein erster Gedanke: „Da hat sich irgendwer einen Spaß erlaubt!“ Danach gefragt, wie wohl sein Mitbewerber um das Amt des Landrats, Alexander Muthmann, darauf reagiern könnte, erwidert er, auch den Kontakt zu ihm suchen zu wollen, damit keine Missverständnisse entstünden und sich niemand auf den Schlips getreten fühle. Ob es sich bei den „Tätern“ vielleicht um verkappte „Gruber-Ultras“ handeln könnte? „Wie gesagt: keine Ahnung. Es war aber definitiv keine geplante Aktion, weder von mir noch von der CSU“, betont der 32-Jährige erneut – und ergänzt: „Vielleicht war’s ja eine nett gemeinte Geste – aber aus meiner Sicht ist das in die Hose gegangen.“
Stephan Hörhammer