Regen. Steht Sozialkunde auf dem Stundenplan, ist bei den Schülern meist kollektives Gähnen angesagt. Denn alles, was mit Politik zu tun hat, gilt bei U18 als trocken, langweilig – und somit ermüdend. Lehrer versuchen deshalb, gerade diese Lehrinhalte besonders zu unterrichten. Sie scheitern dabei oft grandios. Nicht so das Sonderpädagogische Förderzentrum „Schule am Weinberg“ Regen. Dort nämlich sorgen drei Christians für Demokratie-Bildung – in cool.
Genauer gesagt sind es Christian „ChriSch“ Schmidt, Christian „Balboo“ Bojko und Christian Fischer alias „Der letzte Waidler“. Der Glaskünstler, der Musiker und der Literat, wobei in dieser Angelegenheit jeder seine Spezialität nicht exklusiv ausübt. Und das Trio macht auch keinen Frontal-Unterricht, sondern sitzt mittendrin in einer Schar Buben und Mädchen im Alter von sechs bis 12 Jahren. Die Laien-Lehrkörper arbeiten im Rahmen eines Projektes mit den Förderschülern an einem Lied, das den Namen „Kinder brauchen Frieden“ tragen soll. Alles wird dabei gemeinsam erstellt – der Text, die Melodie, das Arrangement.
„Es ist ein Miteinander in jeglicher Hinsicht“
Und es geht auch nicht nur um Musik. „Unser Ziel ist es, die verschiedenen Künstlerschienen, für die wir jeweils stehen, zusammen zu bringen“, erklärt Christian Fischer – wenn man so will: der Projektleiter. Die Theorie in der Praxis: Gemeinsam mit Musikus Bojko kreieren die Jugendlichen das Instrumentale. „Der letzte Waidler“ ist der Experte für den Liedtext. Und „ChriSch“ sorgt in Zusammenarbeit mit den Förderschülern für die passende Illustration. „Es ist aber nicht so, dass jeder von uns nur das eine macht. Es ist ein Miteinander in jeglicher Hinsicht“, betont Fischer.
Die 1. Version des Liedes, veröffentlicht am 14. Dezember 2023
Ursprung dieses Projektes, das die Schülerinnen und Schüler auf freiwilliger Basis nachmittags besuchen, ist mehr oder weniger ein Zufall. „Eine Lehrerin der Schule hat mich zwischen Tür und Angel angesprochen, ob so etwas vorstellbar wäre – in welcher Art und Weise auch immer“, erinnert sich Fischer. Und ja, er konnte es sich vorstellen. Genauso wie „Balboo“ und Christian Schmidt. „Letztlich war es wieder genannte Lehrerin, die uns zusammengebracht hat. Das Kuriose dabei: Alle heißen wir Christian. Deshalb nennen wir uns auch Christian hoch 3.“
Der Funke sprang sofort über. Fischer, der stets das Große und Ganze im Blick hat, hatte sofort vor Augen, was er genau umsetzen möchte. Nämlich einen „zeitaktuellen Song, der die schwierige Weltpolitik als Thema hat, gleichzeitig aber von Kindern gemacht und verstanden wird“. Von der Begeisterung der Christians ließen sich die Förderschüler sofort anstecken. Auch wenn das Projekt gerade erst das Anfangsstadium verlassen hat, lässt sich bereits jetzt feststellen, dass es „sehr schöne Augenblicke“ mit den Jugendlichen gibt. „Auch wenn es anstrengend ist, weil wir die Messlatte selber hoch gelegt haben, ist es bereits jetzt eine Herzensangelegenheit.“
Uraufführung und Vernissage am 15. März
Freilich, letztlich steht das gemeinsame Arbeiten für ein gemeinsames Ziel im Mittelpunkt. „Wie weit wir mit dem Lied kommen, ist offen“, macht der Projektleiter deutlich. Gewisse konkrete Absichten gibt es aber dann doch. Darauf geht insbesondere Schulleiterin Linda Langer ein: „Es wäre schön, wenn am 15. März im Rahmen unseres alternativen Ostermarktes der Song aufgeführt und die dazugehörigen Bilder ausgestellt werden könnten.“ Die Sonderschulrektorin (SoRin) betont aber genauso, dass es in diesem Projekt um mehr geht als das bloße Ergebnis.
Eindrücke vom Projekt „Kinder brauchen Frieden“
„Der Bereich Friedens- und Demokratie-Bildung ist immer sehr schwierig“, weiß Langer. „Doch wir haben sehr interessierte Schülerinnen und Schüler. Es haben sich mehr gemeldet, als für das Projekt vorgesehen waren.“ Dadurch, dass das Sonderpädagogische Förderzentrum auch syrische und ukrainische Flüchtlinge besuchen, ist Leid und Krieg auf eine gewisse Art und Weise gegenwärtig. „Die Schüler nehmen diese Krisenherde deshalb bewusst wahr. Ihnen ist wichtig, dass wieder alles in Ordnung kommt. Sie wollen Frieden.“ Und Kinder brauchen Frieden. Genau darum geht’s im gemeinsamen Lied…
Helmut Weigerstorfer
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„Kinder brauchen Frieden“ – hier geht’s zum kompletten Text des gleichnamigen Liedes (einfach klicken)