Bayerisch Eisenstein. Es sind Vorfälle, die Michael Herzog in dreifacher Hinsicht beschäftigen – und das seit inzwischen gut zwei Monaten. Da ist der Familienvater in ihm, der natürlich nachvollziehen kann, welche Sorgen sich Eltern derzeit machen. Als ehrenamtlicher Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein ist er besorgt, dass so etwas in seiner Gemeinde überhaupt passiert. Und als hauptberuflicher Polizist denkt er kriminialistisch und ist um Aufklärung bemüht. Im Zentrum all dessen steht der Spielplatz in der Grenzgemeinde. „Nur ein Spielplatz“, werden sich viele zunächst denken. Aber es steckt mehr dahinter…
Mitte August ging es los. Seitdem wurde der Wanderpark – allen voran die Spielgeräte für Buben und Mädchen – Opfer von feigen „Anschlägen“. Zweimal wurde die Rutsche mit Kleber verunstaltet, zweimal wurden Reißnägel ausgebracht, einmal sogar Glasscherben. Diese fünf Fälle sind zur Anzeige bei der Polizeiinspektion Zwiesel gebracht worden. Kleinere „Gängeleien“, wie es Herzog formuliert, kommen noch hinzu. „Beispielsweise hat man über ein Spielgerät Bratensoße geschüttet“, berichtet der Bürgermeister, der in den vergangenen Wochen regelmäßig am Tatort selbst nach dem Rechten sah. „Keine Ahnung, warum man so etwas macht.“
„Kinder sollen sich verletzten – das ist verwerflich“
Es sind bis dato nur Spekulationen, wer hinter diesen Taten stecken könnte. Genauso können sowohl Michael Herzog als auch Till Hauptmann, Dienstellenleiter der Zwieseler Polizei, nur Mutmaßungen anstellen, was die Motivation dafür betrifft. Geht es gegen den Nationalpark, auf dessen Gelände sich der Spielplatz befindet? Ist jemand mit der Gemeindepolitik unzufrieden? Oder geht es einfach nur um die Freude am Zerstören? „Beschwerden könnte man aber anders äußern – mit einer Demo beispielsweise. Warum geht es ausgerechnet gegen Kinder?“, fragt sich der Eisensteiner Rathaus-Chef.
Der Spielplatz sei wegen der jüngsten Vorfälle natürlich Gesprächsthema Nummer eins in der Gemeinde – und darüber hinaus. Bei Facebook wird unter den entsprechenden Posts rege kommentiert. Herzog ist es, der die Meinung vieler in diesem Zusammenhang zusammenfasst: „Das ist natürlich ein sehr emotionales Thema. Es sind hinterhältige Taten gegen die Jüngsten unserer Gesellschaft. Kinder sollen sich verletzen. Das ist sehr verwerflich.“ Gott sei Dank sei es bisher zu keinen Verletzungen gekommen. Alle Beteiligten sind darauf bedacht, dass es auch so bleibt.
„Unschön, ja verwerflich“
Die Eltern sind sensibilisiert, den Spielplatz vor einem Besuch zu begutachten. Viele Familien meiden das Areal ohnehin in letzter Zeit. Bauhof und Bürgermeister wechseln sich mit allmorgendlichen Kontrollgängen ab. Und die Ermittlungen der PI Zwiesel laufen auf Hochtouren. „Das ist keine alltägliche Sache“, gibt Polizeihauptkommissar Till Hauptmann zu. „Wenn Kinder gefährdet sind, ist das natürlich unschön, ja verwerflich.“ Bisher tappen die Beamten aber mehr oder weniger im Dunkeln. Es habe lediglich vage Hinweise gegeben.
Da der Spielplatz hinter Bäumen und Sträuchern versteckt liegt, sei es schwierig, zufällige Beobachtungen zu machen. Nichtsdestotrotz hoffen die Ermittler weiterhin auf Zeugen eventueller Taten – oder auf wachsame Bürger, die sich vielleicht doch noch an entscheidende Dinge erinnern können. Im Falle der Fälle solle man sich an die Polizeiinspektion Zwiesel wenden (Telefon: 09922/84060). Jede Kleinigkeit könne weiterhelfen. Denn es geht eben nicht nur um einen Spielplatz…
Der Nationalpark Bayerischer Wald wollte die Vorfälle auf „seinem“ Spielplatz nicht kommentieren. „Es laufen derzeit polizeiliche Ermittlungen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns dazu nicht äußern können“, teilt ein Nationalpark-Sprecher im Namen der „Leitung“ mit.
Helmut Weigerstorfer