Regensburg. Wie jedes Jahr, wenn’s auf Dezember zugeht, dieselbe Frage: Mach‘ ich’s heuer wieder oder mach‘ ich’s nicht? Und wie jedes Jahr, seit mehr als zwanzig Jahren, mach ich’s dann doch: Ich bin Leih-Nikolaus! In Regensburg.

Gehasst, verdammt, vergöttert: Das „Duo Infernale“, bestehend aus dem (Leih-)Nikolaus und dem (Leih-)Krampus, ist hierzulande am 5. und 6. Dezember heiß begehrt…
Selbstverständlich bin ich keiner dieser billigen Studentenschnelldienst-Nikoläuse, die glauben, mit einem umgehängten Wattebart und einer Pappdeckel-Mitra wär‘ schon alles getan. Nein, bei mir hat alles Stil („Uiii Mama, dem sein Bart ist ja echt„), dafür sind meine Tarife auch etwas höher: 50 Euro für einen Besuch („Was, zehn Minuten bloß?„), 75, wenn’s mit Krampus sein soll. Letzterer ist natürlich ebenfalls stilecht, mit seit Wochen nicht ausrasiertem Bart und einem uralten Persianermantel aus dem Nachlass seiner zu Lebzeiten stark übergewichtigen Großmutter. Seit Mitte November biete ich unsere Dienste an, per Kleinanzeige im Wochenblatt und auf ebay: „Nikolaus für 5. und 6. Dezember frei. Auf Wunsch mit Krampus“. Nicht unerwähnt lasse ich dabei unser stilvolles Aussehen – und dass unsere Gage eins-zu-eins an das örtliche Tierheim geht.
Ach so, heut‘ ist ja Nikolaus!
Sechzig Anrufe etwa von Müttern und Omis – alle wollen am 5. um 19 Uhr. Hin-und-Hergeschiebe auf meinem Zeitplan, Rückrufe, Zusagen („Nein, Rute bringen wir grundsätzlich nicht mit„), Absagen („Mia ham an preiswerteren g’funden„). Irgendjemand will, dass wir am 2. kommen („Wir fliegen am 3. nach Teneriffa, geht’s denn wirklich nicht?„). Ein Kegelclub für 6., spätabends. Ein Hunderter pauschal („Das wird Ihnen bestimmt gefallen bei uns, hehe„).
Der Einsatzplan steht: Neunundzwanzig Familien, dreizehn am ersten Tag, am zweiten sechzehn, vier pro Stunde à zehn Minuten, mit jeweils fünf Minuten Fahrzeit dazwischen zur nächsten. Ich zeichne alle Familien auf einem Stadtplan ein und suche die kürzesten Verbindungen raus.
Am 5. nachmittags letzte Vorbereitungen. Schminken, Haare und Bart mit Kreidespray weiß einfärben, Ausrüstung herrichten. Das noch vom vorjährigen Besuch bei einem angeheiterten Damenkränzchen („Geh‘ bleim’s doch noch ein bisserl da„) ramponierte Goldene Buch mit Tesa wieder zusammenkleben.
Noch ein verzweifelter Anruf, wir müssten unbedingt um 19 Uhr zu einer Familienfeier hinterm Schlosspark kommen, mit vierzehn Kindern, der schon seit Wochen engagierte andere Nikolaus habe kurzfristig abgesagt („Wie, unmöglich? Sie kriegen auch einen Zwanziger extra!„). Okay, irgendwie wird’s schon gehen, solange es nicht im Schloss selbst bei der Durchlauchtigsten sein muss, der bei christ-katholischer Brauchtumspflege bekanntermaßen jeder Humor abgeht.
Chorrock anlegen, drüber den goldenen Rauchmantel. Handschuhe, Mitra. Alles aus dem Fundus meiner alten Pfarrkirche, in der ich als Bub ministriert habe. Vom jetzigen Pfarrer bekomme ich die längst nicht mehr getragenen Sachen jedes Jahr wohlwollend ausgeliehen, auch wenn er weiß, dass ich mit seinem Verein seit ewiger Zeit schon nichts mehr zu tun habe. Ein letzter Blick in den Spiegel – und los geht’s. Schon auf der Straße großes Hurra, wo immer wir hinkommen („Papa, Papa, i hab scho wieder oan g’sehn„). An der Ampel entgeisterte Blicke aus anderen Autos, dann kommt man drauf: Ach so, heut‘ ist ja Nikolaus!
„Holler, Poller, Rumpelsack“
Der erste Besuch, mit Krampus, läuft glatt. Geschenksackerl und ein kleiner Zettel, mit dem was wir sagen sollen, liegen im Treppenhaus. Auch unsere Gage steckt in einem Umschlag dabei. Im Wohnzimmer ist die ganze Familie versammelt: Papi, Mami, Opi, Omi und Tante Getrud. Zwei Kinder, drei und fünf. Dem Großen ist es etwas mulmig, der Kleine kapiert überhaupt nicht, worum es geht. Ich stelle den Krampus vor, sage, er sei nur halb so wild, wie er aussehe und blättere in meinem Goldenen Buch: Zähneputzen müsse besser werden, steht da unter der Rubrik „Schlechtes“ beim Großen. Und weniger Fernsehen (das die ganze Zeit, die wir da sind, im Hintergrund läuft). Das mit dem ständigen Nachmaulen lasse ich weg.
Unter „Gutes“ steht, dass er schon ganz alleine Staubsaugen kann. Lasse ich auch weg. Der Große hat ein Gedicht für uns gelernt, das vom „Holler, Poller, Rumpelsack„. Wir verteilen unsere Packerl – auch für die Omi und den Opi ist was dabei, wünschen eine frohe Weihnachtszeit. Und draußen sind wir.
Schnell zur nächsten Familie. Zehn Euro mehr im Couvert als vereinbart. Ein Bub, etwa sechs Jahre alt, eher schüchtern. Er kriegt eine Playmobil-Raumstation. Ich helfe ihm, sie auszupacken. Er taut sichtlich auf – aber die Pflicht ruft. Wir müssen weiter. Frohe Weihnachtszeit!
„Zum Kotzen“
Bei der fünften Familie gibt’s Ärger. Wir hören den Kleinen schon am Eck brüllen wie am Spieß. Mein Krampus bleibt vorsichtshalber draußen, obwohl er ausdrücklich mitbestellt worden war. Ich läute. Drinnen wird’s plötzlich absolut still. „I glaub‘, des is er“, höre ich eine Stimme. Stille. „Mach‘ eahm auf!“ Stille. „Schaust net glei, dass’d eahm aufmachst!“ Ich fühle mich unwohl, überlege, ob ich nicht einfach wieder gehen soll. Jemand kommt an die Tür, die Oma: „Ja kommens doch herein, Herr Nikolaus, ja so a Freud, da schau her Oliver, der Herr Nikolaus is’s… Oliver… wo is er denn jetzt scho wieder hin, der Hundsbua?!!!“
Oliver, 5, hat sich hinter der Couch verkrochen und denkt nicht daran herauszukommen. Die Oma packt ihn am Hosenträger – das Gebrülle geht wieder los – und schleift ihn in die Mitte des Wohnzimmers. Ich sage, ich gehe lieber wieder, doch da greift der Papa ein: „Nix da, des werden wir schon sehen. Oliver, da gehst her!“ Oliver wird von der Oma zum Papa hingeschubst. „Jetzt sagst dem Herrn Nikolaus, was du heute schon wieder angestellt hast.“ Oliver zittert am ganzen Körper. „Schau‘ ihn an, den Herrn Nikolaus, und sag’s“, sekundiert der Opa.
Ich nehme meine Mitra ab, die mich noch zwei Köpfe größer macht und setze mich auf den Boden. „Ich will’s gar nicht wissen, was du gemacht hast, Oliver“, versuche ich mein Bestes. „Ja, der Herr Nikolaus weiß es eh schon, es steht in seinem Goldenen Buch drin“, versucht die Mama meine Autorität zu retten. „Schmarrn, da steht gar nichts drin“, sage ich bissig. Oliver schaut mich von der Seite an, seine Augen sind vom Weinen ganz aufgeschwollen. Ich glaube, er nimmt mich gar nicht richtig wahr. Mir ist plötzlich sehr elend zumute. Bilder aus meiner eigenen Kindheit tauchen vor meinem inneren Auge auf. Bilder von einem Nikolaus, der einen kleinen Buben festhält, ihn trotz seiner verzweifelten Gegenwehr packt und brutal in einen Sack steckt…
„Was is jetzt?!“, höre ich eine gereizte Stimme von weither. Nur mühsam gelingt es mir, nicht aus der Rolle zu fallen. Was tun? Ich nehme den Zettel mit Olivers „Schandtaten“ aus meinem Goldenen Buch und zerknülle ihn langsam. Ohne ein Wort stehe ich auf, ein kurzer Blickwechsel mit Oliver, und gehe. „Wie war’s?“, fragt mein Krampus, der im Auto gewartet hat. „Zum Kotzen“, sage ich…
Besuch bei den „Anthroposophen“
Bei Familie Nummer sieben riecht das ganze Haus nach Lebkuchen und Zimtsternen. Richtige St.Nikolaus-Stimmung. Ich bin skeptisch. Die vier Kinder musizieren uns was auf ihren Blockflöten vor, Mama begleitet am Klavier. Es klingt schrecklich, aber der Papa strahlt übers ganze Gesicht. Wir setzen uns alle hin und jeder kriegt ein Glas Glühwein vorgesetzt („heißt nur Glühwein„, sagt der Papa, „in Wirklichkeit ist es heißer Gewürztee mit Orangensaft„). Mir gefällt’s hier. Wir unterhalten uns so prächtig, als würden wir uns schon ewig kennen. Man erfährt, dass ich früher auch Flöte gespielt habe – und treibt zu meinem Entsetzen eine fünfte auf. Wir spielen gemeinsam ein Stück aus dem Singbuch. Ich kann das verdammte „b“ nicht mehr. Die Kinder hüpfen vor Vergnügen auf und ab, dass der Nikolaus so falsch spielt. Leider müssen wir weiter…

Keinen Glühwein, dafür Gewürztee mit Orangensaft gab’s bei Familie Nummer sieben. Symbolfoto: pixabay/ Bru-nO
Wir verfahren uns und kommen viel zu spät zur nächsten Familie. Man ist ziemlich sauer. Wir murmeln irgendwas Entschuldigendes in unsere Bärte und sind froh, dass wir schnell wieder draußen sind. Auch unser neunter Besuch verläuft recht rasch, trotz eines weiteren „Holler, Poller, Rumpelsack„, das wir uns anhören müssen. Jetzt zum Schlosspark („Mei, sind wir froh, dass Sie es doch noch geschafft haben!„).
Die angekündigten vierzehn Kinder sitzen in einem großen Kreis. Jedes hat irgendein Orff-Instrument vor sich stehen: Xylophon, Pauken, Rasseln – und was es da sonst noch alles gibt. Ein älteres Schulkind mit einer großen Flöte gibt den Einsatz. Höchste Konzentration. „Schneeflöcken, Weißröckchen„. Kurz vor Ende des Stückes fällt einem Kind der Triangel aus der Hand. Vorwurfsvoller Blick der Dirigentin – und das Ganze nochmal von vorne. Mein Krampus macht ein gequältes Gesicht. Endlich kommen wir dazu, unsere Geschenke loszuwerden. Wir sind überrascht, dass alle bloß ein Packerl mit Obst und Nüssen und einem kleinen Schokoladen-Nikolaus obendrauf kriegen. „Wahrscheinlich Anthroposophen oder sowas“, raunt mir mein Krampus ins Ohr.
„Für dich, Likolaus!“
Schnell weiter. Der nächste Besuch ohne Krampus. Zwei kleine Mädchen, dreieinhalb und viereinhalb. Ich kriege ein selbstgemaltes Bild von der Kleineren („Für dich, Likolaus!„). Ud von der Größeren einen selbstgebackenen Lebkuchen-Engel, mit Augen und Nachthemdknöpfen aus bunten Smarties drauf. Gerne würde ich länger bleiben. Verdammter Zeitdruck. Ich erzähle, dass der Krampus draußen auf mich wartet. Warum er nicht reinkommt, fragt die Kleinere, ohne die geringste Ahnung zu haben, was denn ein Krampus ist.
An der Hand gefasst kommen beide mit zur Tür. Ich hole meinen Freund aus dem Auto, damit sie ihn anschauen können. Die Größere läuft ins Haus zurück und kommt mit einem weiteren Lebkuchen-Engel zurück. Er hat zwar einen abgebrochenen Flügel, „aber das macht nix“. Mein Krampus ist sichtlich gerührt und nuschelt irgendwas in seinen Bart, dass er den Engel an seinen Christbaum hängen wird. Obwohl er, wie ich weiß, gar kein Weihnachten feiert, sondern über die Feiertage und Neujahr irgendwo hinfliegt, wo’s wärmer ist. Wir fahren weiter. Nur noch drei Familien heute.
Punkt vier am nächsten Tag stehen wir wieder auf der Matte. Die ersten paar Besuche wie gewohnt. Bei einem ist der Papa so besoffen, dass er gar nicht mehr gerade stehen kann („Gib‘ am Nikolaus aa a Glasl… Mogst an Schlivavitz, ha?„). Die Kinder schauen uns bloß mit großen Augen an. Ich bin froh, dass Nikolaus-Spielen nicht mein Hauptberuf ist.
Bei Hempels
Als nächstes sind Hempels dran, wo wir voriges Jahr schon mal waren. Die ganze Verwandtschaft ist versammelt. Mama Hempel hat heuer ein Gedicht verfasst, zweieinhalb Seiten lang, das ich nun vortragen soll:
„Wie gerne kommt in dieses Haus,
der Krampus und der Nikolaus…“
Der Krampus hüstelt. Jedes Familienmitglied wird mit einem Vierzeiler bedacht:
„…Jetzt kommen wir zum Daniel,
das ist ein rechter Dickschädel.
Nie will er aufräumen sein Zimmer,
die Mama muss da schimpfen immer.“
Papa Hempel scheint kein Liebhaber von Poesie zu sein. Während meines gesamten Vortrages studiert er aufmerksam das Tapetenmuster an der Decke.
„Ohne uns“
Schon wieder sind wir unter Zeitdruck. Wir rasen durch die Nacht. „Weißt du noch, unseren Unfall?“, fragt mein Krampus. Vor vier oder fünf Jahren war uns an der Kreuzung da vorne ein Betrunkener ins Auto gefahren („Hihi, den Nikolaus hab‘ i dawischt…„). Uns war nichts passiert, aber das Auto war Schrott gewesen. Zu unseren weiteren Besuchen hatte uns damals ein Taxi hingebracht, achtzig Euro futsch. Ich fahre unwillkürlich langsamer.
Die nächste Familie: 12. Stock eines Hochhauses. Das Wohnzimmer ist so überheizt, dass ich nach zwei Minuten klitschnass bin unter meinem Chorrock. Auf dem Sofa, eingequetscht zwischen zwei Tanten mit gigantischen Wogebusen, sitzen zwei blasse Buben, einer etwa sieben, der andere um die neun. „Steht’s auf und stellt’s euch anständig hin“, herrscht eine der Tanten die beiden an. Die beiden stehen wie die letzten armen Sünder vor uns. Mehr als ein zaghaftes „Grüß Gott!“ ist aus dem Älteren nicht rauszubekommen. Der Jüngere sagt gar nichts. Dafür reden die Tanten ununterbrochen. „Jetzt sind S‘ doch endlich einmal still“, reißt meinem Krampus der Geduldsfaden, „wir sind wegen der Buben hier und nicht wegen Ihnen“. „Genau“, sagt der Papa, von dem man bisher überhaupt nichts gehört hatte. Verblüffenderweise halten die Tanten wirklich den Mund.
Der nächste Auftritt ist gleich ums Eck. Wir gehen zu Fuß hin. Vom anderen Ende des Blocks hastet uns ein Wattebart-Kollege entgegen: „Wisst ihr, wo Nummer 58b ist, verdammt?“ Er hastet weiter. Wir werden schon unten an der Tür vom Papa erwartet: „Zoag’n Sie’s eahna fei g’scheid!“ – „Was…?“, frage ich. „Ja, da deafan S‘ schon hi’glanga, b’sonders bei dem Größer’n, dem Mistkrüppel.“ – „Was… wie…?“ – „Ja, mit der Rut’n halt, moan i“, erklärt er und macht ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge. Ich bleibe abrupt stehen. „Ohne uns“, sage ich. Wir drehen uns um und gehen. „Halt, das können S‘ doch den Kindern nicht antun!“ Lautstarkes Fluchen verfolgt uns bis zum Taxi, das mit laufendem Motor auf uns wartet. Fröhliche Weihnachtszeit!
Er strahlt uns an
Die restlichen Besuche verlaufen routinemäßig. Einem sechsjährigen Buben sollen wir androhen, wir würden ihn holen kommen, wenn er weiter ins Bett pinkelt. Ich erzähle ihm, dass der Nikolaus noch mit acht ins Bett gepinkelt hat. „Und es ist doch was aus ihm geworden“, ergänzt mein Krampus in Richtung Eltern. Der Sechsjährige weiß nicht recht, was hier gespielt wird, aber er strahlt uns an.
Einmal wird’s noch unangenehm, als ein Mädchen vor uns niederknien und ein Gebet sprechen soll. Mit Mühe können wir’s in das gemeinsame Absingen eines Liedes umbiegen („Laßt uns frohoh uhund munter sein…„)…
Und dann noch zum Kegelclub…
Jetzt steht bloß noch der Kegelclub auf dem Programm. Hinterzimmer einer Wirtschaft. Unerträglicher Zigarrenqualm. Gut zwei Dutzend älterer Herren sind hier versammelt, zwischen sechzig und ultimo („Habt’s koa Engerl dabei?„). Man hat extra ein Rednerpult für uns aufgebaut, wo (nein, nicht schon wieder!!!) ein Gedicht über alle Anwesenden, fein säuberlich handgeschrieben, auf mich wartet. Wie gerne würde ich mir stattdessen ein weiteres Mal die Geschichte vom Rumpelsack anhören. Los geht’s, und es ist noch viel furchtbarer als befürchtet:
„Der Oberwallner Otto,
spielt jede Woche Lotto.
Der Merk Franz wohnt am Keilberg drauß‘
kommt nie vor Mitternacht nach Haus.
Jetzt kommt der Pfeiffer Adi dran,
hat immer Adiletten an.“
Undsoweiterundsofort…
Nach jeder Strophe Beifall und Gejohle des ganzen Saales. Nach dem Gedicht kommt man zum Höhepunkt des Abends: Unter großem Jubel wird ein Sack unter einem der Tische hervorgezerrt, zu allgemeiner Überraschung ein „Krabbelsack“. Jeder hat vorher ein Geschenkpackerl reingetan und darf sich nun wieder eins rausholen. Der Krampus und ich müssen den Sack aufhalten. Man steht brav in der Schlange bis man drankommt („Naa, des nimm i net, des is des vom Nowack„). Wir warten’s nicht mehr ab zu sehen, wer nun was bekommt. Ich verkünde, dass noch viiiele andere Besuche anstünden, man müsse das ja verstehen. Dann treten wir den Rückzug an.
„Das hätten wir wieder“, denke ich auf dem Heimweg. „Gut, dass Nikolaus nur einmal im Jahr ist.“ Auch wenn wir heuer wieder ordentlich was für den Tierschutz zusammengebracht haben…
Colin Goldner
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Aus: Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Ostbayern (Hg.), Weihnachtliches Ostbayern: Winterliche Geschichten und himmlische Ereignisse, SüdOst Verlag, Regenstauf 2020