Zwiesel. Wenn man im Arberland nordischen Wintersport wettbewerbsmäßig betreibt, kommt man an seinem Namen nicht vorbei. Karl-Heinz Eppinger aus dem Zwieseler Ortsteil Griesbach ist eine Kapazität im Bereich des Skilanglaufs – beim SC Zwiesel, aber auch im Deutschen Skiverband. Doch der 50-Jährige ist mehr als „nur“ Sportler. Der AOK-Betriebswirt ist auch in der Politik der Glasstadt kein Unbekannter, ehemaliger Stadtrat und – baldiges Stadtoberhaupt? Bürgermeister-Kandidat Karl-Heinz Eppinger im Hog’n-Interview.
Mitglied im Regelkomitee beim internationalen Skiverband
Bitte stellen Sie sich zunächst einmal unseren Lesern vor.
Ich bin 50 Jahre alt und wohne in Griesbach, ein Dorf das zu Zwiesel gehört. Mein Familienstand ist ledig. Nach Abschluss der Mittleren Reife habe ich 1988 eine Ausbildung zum Brillenoptikschleifer absolviert; 1991 wurde ich Mitglied bei der Bundeswehr-Sportfördergruppe und im Skizug Regen; nebenher hab ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht; seit 1995 bin ich Angestellter der AOK Bayern mit Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten sowie einem Studium zum AOK-Betriebswirt; seit 2004 bin ich in verschiedenen Führungsfunktionen bei der AOK Bayern tätig: Die Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen Personalführung, Vertrieb und Marketing. Aktuell bin ich Teamleiter im Bereich Versicherungen.
Seit 17 Jahren bin ich Sportwart Skilanglauf im Deutschen Skiverband – das höchste deutsche Ehrenamt im Skilanglauf. Zuvor war ich über viele Jahre hinweg beim SC Zwiesel und beim Skigau Bayerwald als Trainer sowie Sportwart Skilanglauf aktiv. Seit 2008 bin ich beim internationalen Skiverband FIS in der Disziplin Skilanglauf als Technischer Delegierter tätig. Im Jahr 2021 wurde ich durch den Deutschen Skiverband in das Skilanglauf-Regelkomitee des internationalen Skiverbands berufen.
„Es gilt, Zwiesel zu vereinen“
Seit dem Jahr 2019 habe ich die Funktion des stellvertretenden Spartenleiters des SC Zwiesel (Sparte Ski) inne. Zuvor wurde die Sparte von mir sechs Jahre lang geführt. Im Jahr 2020 wurde ich zum stellvertretenden Vorsitzenden des SC Zwiesel gewählt. Meine Hobbys sind: sich ehrenamtlich zu engagieren, Skilanglauf, lesen. Von 2003 bis 2013 war ich SPD-Ortsvorsitzender, von 2003 bis 2014 Mitglied im Stadtrat von Zwiesel.
Warum wollen Sie Bürgermeister der Stadt Zwiesel werden?
Weil ich zusammen mit unseren Bürgern, Vereinen, Organisationen, Unternehmen, Gewerbetreibenden, mit der Stadtverwaltung und dem Stadtrat unser schönes und lebenswertes Zwiesel wieder zu der einst stolzen Stadt machen möchte, in der Einigkeit und Tatendrang bestehen und über die positiv berichtet wird. Glas und Kunst, Kultur und Musik, Sport und Natur – unsere Stadt ist so vielseitig, lebens- und liebenswert. All das soll in Zukunft wieder im Mittelpunkt stehen. Dazu gilt es Zwiesel zu vereinen.
„Bin von mir überzeugt, deshalb würde ich mich selber wählen“
Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für die Stadt Zwiesel? Welche Qualifikationen bringen Sie Ihrer Meinung nach mit, die für das Amt des Bürgermeister nötig sind?
Weil ich die Menschen begeistern und zusammen bringen kann, die Dinge anpacke und nicht nur davon spreche. Ich habe Führungserfahrung, Organisationserfahrung, besitze Teamfähigkeit, kann gut analysieren, habe einen guten Sachverstand, bin engagiert und zielstrebig.
Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenz ein? Wen würden Sie wählen, wenn nicht sich selbst?
Schwer zu sagen. Jeder Kandidat hat seine eigene Persönlichkeit und ist ein ernst zu nehmender Konkurrent. Ich bin von mir überzeugt, deshalb werde ich mich selber wählen. Aber wenn ich jetzt nicht selbst auf dem Wahlzettel stehen würde, denke ich, würde ich meinen Vereinskollegen Thomas Kagerbauer wählen.
„Frühzeitig Stadtrat einbinden – und zusammenarbeiten“
Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Franz Xaver Steininger sich nicht mehr zur Wahl des Bürgermeisters stellt?
Egal, weil das eine Entscheidung ist, die jeder persönlich für sich trifft – und mir nicht zusteht zu kommentieren.
Zuletzt ist politisch ja etwas Ruhe eingekehrt in der Glasstadt. Wie schaffen Sie es, dass es weiterhin so bleibt – und weiterhin Sachpolitik auf der Tagesordnung steht?
Indem, dass ich den Stadtrat frühzeitig in die Themen einbinde und vertrauensvoll mit dem Gremium zusammenarbeite. Mir ist hier eine ehrliche und offene Kommunikation wichtig. Getroffene Beschlüsse werden umgehend umgesetzt – und eingereichte Anträge zeitnah auf die Tagesordnung zur Entscheidung gebracht.
Motto: „Zwiesel kann gemeinsam mehr“
Zwiesel hinkt seinen früheren Glanzzeiten etwas hinterher. Wie schaffen Sie es, die Stadt wieder aufblühen zu lassen? In welchen Bereichen wollen Sie schwerpunktmäßig ansetzen? Welche ganz konkreten Dinge müssen in absehbarer Zeit angepackt und umgesetzt werden?
Mir ist es wichtig über Parteigrenzen hinweg zusammen zuarbeiten; die Bürger, Vereine, Organisationen, Unternehmen, Gewerbetreibenden, die Stadtverwaltung und den Stadtrat mit ins Boot zu holen. Ich setze hier auf mein Motto: Zwiesel kann gemeinsam mehr – Zwiesel vereinen. Im Team zum Erfolg. Ich werde viele Gespräche führen, um das Vertrauen der Bürger in die Stadtpolitik wieder zurückzugewinnen. Meine Themen sind hier in vier Bereiche gegliedert.
- Tourismus: Hier will ich Zwiesel in der Gesamt- und Zielgruppenvermarktung ausbauen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald pflegen.
- Sport, Kultur Freizeit: Ich will die Vereins- und Jugendarbeit stärken, an bestehenden Veranstaltungen festhalten und diese weiterentwickeln, Freizeit und Erholungseinrichtungen wie etwa das Zwieseler Erholungsbad, das Kulturzentrum Waldmuseum und den Stadtpark erhalten und stärken.
- Wirtschaft: Hier strebe ich eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft an, will Betriebsansiedlungen fördern und unterstützen.
- Lebens- und liebenswertes Zwiesel: Hier will ich die Kindergärten und Schulen erhalten, die Seniorenarbeit ausbauen und das Stadtbild im Blick haben.
Einführung der Sozialberatungsstelle mit Nachdruck angehen
Konkret geht es in absehbarer Zeit darum, ein neues Bau- und Industriegebiet auszuweisen, um den Bevölkerungsrückgang in der Stadt zu stoppen und neue Betriebsansiedlungen zu ermöglichen sowie die Belebung der Innenstadt anzugehen. Des Weiteren muss die jetzige Verkehrsführung in der Innenstadt überdacht und geändert, die Einführung einer Sozialberatungsstelle mit Nachdruck angegangen und das Thema eigene Energieversorgung für Zwiesel in absehbarer Zeit auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Ist eine verkürzte Amtszeit und somit die Rückkehr in den üblichen Wahlturnus angedacht?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.
Als möglicher Bürgermeister müssten Sie Ihren eigentlichen Beruf verlassen. Wie schwer fällt Ihnen das? Und: Ist eine Rückkehr nach zunächst mindestens sechs Jahren ohne Weiteres möglich?
Ich arbeite gerne in meinem Beruf. Besonders schwer wird es mir nicht fallen, da ich immer wieder neue Herausforderungen suche. Würde es mir schwer fallen, dann hätte ich mich nicht zur Wahl gestellt. Eine Rückkehr ist wieder möglich.
Zukunftsvision: „Eine Stadt, auf die man stolz ist“
Sie haben drei Wünsche für Zwiesel frei – welche sind dies?
Könnte ich „Wünsch-mir-was“ spielen, dann hätte ich gerne wieder ein Freibad für Zwiesel, eine Veranstaltungshalle und alle leerstehenden Gebäude in der Stadt mit Geschäften belegt.
Abschließender Blick in die Zukunft: Wie steht Zwiesel nach Ihrer ersten Amtsperiode da?
Zwiesel ist wieder aufgeblüht und die stolze Stadt, die es mal war, in der Einigkeit und Tatendrang bestehen und über die positiv berichtet wird. Zwiesel ist wieder vielseitig, lebens- und liebenswert. Eine Stadt, auf die man stolz ist und in der man gerne lebt. Glas und Kunst, Kultur und Musik, Sport und Natur stehen wieder im Mittelpunkt. Kurz gesagt: An Zwiesel kommt man nicht vorbei.
Vielen Dank für das Gespräch – viel Erfolg bei der Wahl und alles Gute für die Zukunft.
die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer