Hohenau. Die Fassade vom Wetter gezeichnet. Die dicken, mit vielen Rissen verzierten Holzplanken leuchten in verschiedenen Grau- und Brauntönen. Altes Mauerwerk, von dem der Putz abbröckelt. Fensterrahmen, die schon bessere Tage gesehen haben. Balkonsprossen, die sich in unterschiedliche Richtungen winden. Nicht wenige Hauseigentümer würden ein mehr als 300 Jahre altes Wohngebäude wohl seinem Schicksal überlassen. Nicht so Bettina Poxleitner-Schraml. Sie hat sich gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen dazu entschlossen, das altehrwürdige Sacherl von Großmutter Anna Pauli Stück für Stück herzurichten.
Die Oma hatte ihr ganzes Leben lang in dem Wohnhaus nahe der Buchberger Leite in Hohenau verbracht – bis auf ihr letztes Lebensjahr. Ein einfaches Dasein in einem alten Gebäude, an dem der Zahn der Zeit zwangsläufig nagte. Ihre Enkeltochter nimmt sich nun des historischen Gebäudes samt Scheune an. Ab Oktober soll es in mehreren Bauabschnitten von Grund auf saniert werden – nicht nur mit Sachverstand, sondern auch mit einer ganzen Menge Herzblut.
„Das Gebäude genau so lassen, wie es ist“
Für Bettina Poxleitner-Schraml sei es keine Last, das Waidler-Sacherl geerbt zu haben. Sie wollte es nicht anders. „Schon als Kind war ich so gerne und so oft bei der Oma“, blickt sie zurück. Ein Glücksfall, dass ihr Mann Jürgen am selben Strang zieht – und auch ihre Söhne Lukas und Xaver wollen tatkräftig bei den Arbeiten, die die Familie selbst erledigen kann, mithelfen.
Bis vor sechs Jahren war das Haus noch bewohnt. Seit Generationen ist es in Familienhand. Die Großmutter holte – trotz sanitärer Anlagen – nicht selten bis zum Schluss das Wasser von draußen. „Sie war eine sparsame Frau und hat hier gerne gelebt – auch, wenn es ein sehr einfaches Leben war“, vermittelt die Neu-Eigentümerin einen Einblick. Anna Pauli habe es so gewollt, dass ihre Enkelin das Haus einmal bekomme – damit es eine Zukunft habe, damit es geschätzt werde. Die Familie betrachte das Erbe und die damit verbundene Sanierung als Aufgabe, die einem Freude macht.
Zu tun wird es jedoch so einiges geben. Eine Hausecke hat sich gesenkt, im oberen Stock schaut das ehemalige Schlafzimmer der Großmutter daher ein wenig schief aus. An der Stelle soll das Gebäude wieder gehoben werden. Das undichte Dach wird instandgesetzt. Und auch so mancher Balken soll ausgetauscht und die Böden abgeschliffen werden. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege wollen die Poxleitners die Sanierung angehen. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Stephanie Eiserbeck hilft uns dabei enorm. Und wir haben ohnehin vor, das Gebäude genau so zu lassen, wie es ist“, erklären die Eigentümer. Die schmale Stiege in die oberen Wohnräume, die mit einem besonderen Verfahren bedruckten Wände – all das soll erhalten bleiben. Um das zu stemmen, helfen die Zuschüsse aus drei Töpfen zumindest ein Stück weiter. Den Rest bewältigt die Familie gemeinsam.
„Nur so können wir unsere kulturelle Identität bewahren“
„Menschen wie Sie sind ein Glücksfall für die Denkmalpflege. Jahrhundertelang wurden früher alte Gebäude gehegt und gepflegt, werden aber in der Gegenwart vielfach einfach abgerissen. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Nur so können wir unsere kulturelle Identität bewahren und gleichzeitig auch hoch aktuell einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, wenn wir bestehende Bauten erhalten“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei seinem Besuch in Hohenau. Das Anwesen der Anna Pauli will die Familie behalten – für private Zwecke. Es ist geplant, sonntags in der Stube auf einer einfachen Holzbank zusammenzusitzen und Kaffee zu trinken. Die Oma wäre damit absolut einverstanden gewesen, ist sich Bettina Poxleitner-Schraml sicher. Sie freut sich auf die Familienzeit im fertig restaurierten Sacherl.
da Hog’n