Kößlarn. Samstagabend. Ich war mit Freunden unterwegs, es war bereits nach Mitternacht. Nach Billard und Bowling wollten wir noch auf einen kleinen Absacker in eine Cocktail-Bar gehen. Die Getränke waren bestellt, der Tisch in Beschlag genommen. Ganz plötzlich fühlte sich die Stirn unverhältnismäßig warm an. Schweißperlen bildeten sich darauf. Ich wusste sogleich: Irgendwas stimmt hier nicht. Irgendwas ist anders als sonst. Die ersten Symptome hatten sich Bahn gebrochen. Nun hatte es wohl auch mich erwischt. Corona.

„The first stroke is the deepest“: Hog’n-Redakteur Stephan Hörhammer mit seinem ersten positiven Antigen-Schnelltest – nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie.
Als ich am nächsten (Sonntag-)Morgen aufwache, fühle ich mich krank. Richtig krank. Schüttelfrost, Schmerzen beim Schlucken, Schwindelgefühl gemischt mit Kopfweh, bissl Schnupfen, bissl Husten, bissl Schleim im Hals, bissl Übelkeit, bissl Durchfall. Also von allem etwas, wenn man so will. Heftig, ja – aber: zum Sterben definitiv zu wenig. Ich verfüge grundsätzlich über ein robustes Immunsystem, eine gute Konstitution – und bin so gut wie nie krank gewesen in den vergangenen Jahren. Eine Eigenschaft, um die mich viele beneiden – um die ich persönlich sehr froh bin. Und die mir sicher auch jetzt über den Berg helfen wird, wie ich denke.
Eine Freundin hat’s auch erwischt
Nach einem Tag allein auf der Couch – Stichwort: Selbstisolation – mit viel Lesen, Filme schauen und „staad hoidn“ sowie einer weiteren symptombehafteten Nacht organisiere ich am Montag unter Zuhilfenahme einer Bekannten eine Packung Antigen-Schnelltests. Das Ergebnis bestätigt sogleich den Verdacht: zwei Stricherl werden sichtbar – positiv! Jetzt hab ich’s Schwarz auf Weiß. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie gehör nun auch ich zum Kreis der Infizierten. Gerechnet hatte ich – ehrlich gesagt – ja nicht mehr damit. Aber es ist wie’s ist. Die Inzidenzen sind in den vergangenen Tagen gestiegen. Die Variante BA.5 ist vorherrschend. „Etwa 50 Prozent der bundesweiten Neuinfektionen geht auf eine Ansteckung mit der Sublinie der Omikron-Variante zurück“, heißt es von Seiten des RKI. „Die BA.5-Variante des Corona-Erregers gilt als leichter übertragbar als bisher aufgetretene Typen des Virus.“
Ich versuche grübelnderweise herauszufinden, wie ich mich angesteckt haben könnte. Wenn die Inkubationszeit etwa drei Tage beträgt, habe ich mich womöglich in einer Bar infiziert, in der ich ab und an hinter der Theke stehe. Da kommen auch während der Woche schon mal viele Leute zusammen – vor allem dann, wenn am nächsten Tag ein Feiertag ansteht, so wie in diesem Fall. Oder es war eine Freundin, mit der ich an jenem Feiertag beim SUP-Boarden am Inn und im Anschluss im Biergarten war. Sie, die auch am Samstagabend in der Cocktail-Bar mit dabei war, hat’s mittlerweile auch erwischt, wie sie mir mitteilt. Genauso wie ihre Schwester, mit der sie ein paar Tage zuvor noch persönlich Kontakt hatte. Es ist müßig herauszufinden, wann wo wer für die Ansteckung gesorgt haben könnte – weshalb ich bzw. wir das Unterfangen irgendwann auch gut sein lassen.
Der Termin für den PCR-Test ist beim Hausarzt jedenfalls schnell vereinbart. Am Dienstagvormittag soll ich vorbeikommen, mit dem Auto vors Gebäude fahren, dann kurz anrufen, dass ich bereit wäre für den Abstrich. Und so kommt es dann auch: Eine Praxisangestellte tritt ans Fenster, ich lupfe meine Maske, der Tupfer wandert einmal links und einmal rechts die Wangeninnenseite rauf und runter. Fertig. Ich solle mich morgen Vormittag telefonisch melden wegen der Ergebnisdurchsage. Alles weitere würde dann übers Gesundheitsamt geregelt.
Gesundheitsamt meldet sich per SMS
Symptomatisch geht’s mir mittlerweile um einiges besser. Der Schüttelfrost ist (nach zwei Tagen komplett) weg, auch die anderen Anzeichen haben sich weitestgehend zurückgezogen. Noch vorhanden sind neben leichtem Husten und Schleim im Rachen vor allem das Schwindelgefühl, die leichte Übelkeit und das generelle Gefühl von Mattigkeit. Die letzten drei Symptome sind nicht permanent vorhanden, sondern in Wellen. Schubweise. Vor allem der Schwindel ist unangenehm – etwa wenn ich mich von der Couch Richtung Küche begebe, um mir etwa eine Mahlzeit zuzubereiten. Danach muss ich mich ausruhen. Genauso nach kleineren Arbeitseinsätzen (zwei bis drei Stunden) am Schreibtisch, wo ich in die Laptop-Tasten haue. Da fühl ich mich groggy, sehne mich nach der Horizontalen. Die von mehreren Betroffenen angesprochene Atemnot hat sich bei mir bis dato nicht bemerkbar gemacht. Auch Geruchs- und Geschmackssinn sind nicht beeinträchtigt.
Das Gesundheitsamt hat sich inzwischen gemeldet – kontaktlos per SMS. „Hallo, als ihr zuständiges Gesundheitsamt haben wir Ihr positives Testergebnis erhalten“, ist in der Kurznachricht zu lesen. Dazu ein Link zu einem Fragebogen-Formular, das ich sogleich ausfülle. Man will grundsätzliche Daten zu meiner Person wissen. Ebenso soll ich beantworten, wann und wo ich mich infiziert haben könnte, ob ich Vorerkrankungen habe etc. pp. Ausfüllen, absenden, fertig. Das klappt alles relativ reibungslos. Es gibt auch die Möglichkeit, eine Art Corona-Tagebuch zu führen. Tag eins fülle ich noch aus, Tag zwei und drei verschludere ich (was aber kein Problem zu sein scheint).
Als Stichtag für meine Corona-Erkrankung wird der Tag des PCR-Tests (Dienstag) festgehalten. Frühestens nach Ablauf von fünf Tagen (also Sonntag) und Symptomfreiheit seit mindestens 48 Stunden kann die Quarantäne beendet werden, heißt es in einem Schreiben, das ich per Email vom Gesundheitsamt relativ zügig erhalte. Und weiter steht darin geschrieben: „Diese Bestätigung gilt insoweit als Genesenennachweis für die Eigenschaft als genesene Person im Sinne des Infektionsschutzgesetzes (§ 22 Abs. 2 IfSG). Zudem gilt diese Bescheinigung in Verbindung mit dem Nachweis einer einzelnen Impfdosis als Nachweis der vollständigen Impfung.“ Geimpft bin ich nicht. Ich hatte – wie so viele – aufgrund der Schnelligkeit, mit der die unterschiedlichen Stoffe zugelassen worden sind, stets meine Bedenken.
Da Virus is a Depp!
Mittwoch, Donnerstag, Freitag – die Tage in Quarantäne vergehen. Viel passiert nicht. Ich wechsle zwischen Schreibtisch, Couch, Dusche und Bett. Ich esse, geh aufs Klo, schlafe viel, lese, schaue fern, telefoniere mit Leidensgenossen und -genossinnen, mit meiner Lebensgefährtin, mit Freunden und Familie. Alle sind sehr bekümmert, fragen mich häufig, ob ich etwas brauche, was ich verneine, weil ich vor dem „Fall X“ glücklicherweise noch einkaufen war. Die Schwindelgefühle lassen allmählich nach, die Anflüge von Übelkeit ebenfalls. So richtig krank fühl ich mich, wie bereits erwähnt, schon länger nicht mehr. Im Gegenteil: Mir kommt’s so vor, als würde ich ruckzuck wieder zu alten Kräften zurückkehren.

Schwindelgefühle hatte Corona bei Hog’n-Redakteur Hörhammer immer wieder mal verursacht. Symbolfoto: geralt
„Du klingst ja schon wieder recht gut“, bestätigt mir auch mein telefonisches Umfeld. Doch das ist ein Trugschluss, wie mir immer wieder schnell bewusst wird, nachdem ich etwa ein paar Situps gemacht oder die Wäsche aufgehängt habe: Ich bin schnell außer Atem, bin schnell groggy. Es ist ein komisches Unwohlsein, das auch am Samstag, also zirka eine Woche nach dem Auftreten der ersten Symptome, noch zu spüren ist. Wie wenn man sich unter einer Dunstglocke befinden würde. Man fühlt sich zwar mental fit, körperlich ist jedoch noch eine Art ständiges „Hintergrundrauschen“ zu vernehmen. So richtig auf dem Damm ist man schlichtweg nicht. Mit Grippe hat das alles nix (mehr) zu tun. Fakt ist: Da Virus is a Depp!
Sonntag. Vergangene Nacht hatte ich Probleme mit der Atmung. Ich bekam ausreichend Luft, das schon, aber im Liegen hatte ich den Eindruck, zunehmend schweratmig zu sein. Möglicherweise habe ich mir das auch nur eingebildet. Keine Ahnung. Jedenfalls bin ich froh, als die Nacht vorüber ist. Wie gestern auch, kommt’s mir vor, als würde der Verlust des Geschmack- bzw. Geruchsinns nun doch noch eintreten. Zumindest schmeckt das Wurstbrot heute anders. Sprich: weniger nach Wurst. Hm.
So gut wie durch
Mein Schnelltest fällt – nennen wir’s mal – so „halb negativ“ aus. Ganz leicht ist der Strich beim Buchstaben „T“, der die Infektion bestätigt oder auch nicht, noch zu sehen. Ich werde am Montag, so mein Beschluss, eine offizielle Teststation aufsuchen, um Gewissheit zu erlangen. Die Symptome sind soweit nicht mehr vorhanden. Nur der Geschmacks- und Geruchssinn lassen noch etwas auf sich warten. Ich bin guter Dinge, dass ich die Infektion bald vollständig hinter mich gebracht haben werde – und dann die Post-Corona-Ära für mich beginnt. Mein persönliches Fazit: Corona ist anders. Ähnlich wie eine Erkältung – und doch wieder nicht. Ich bin froh, dass ich’s hinter mir hab.
Stephan Hörhammer
Hallo Stephan, so ähnlich ist es mit auch ergangen. Schwindel etc.
Aber das schlimmste war die Angst, als ich postiiv war.
Die Medien und Politiker haben Corona derart aufgepauscht,
das ich dachte, ob ich das überlebe.
Ich bin eine ganz normale Frau, kein Corona-Leugner. Querdenker usw.
Ich lebe noch. Gott sei Dank