Passau. In einer aktuellen Unternehmerbefragung hat die IHK-Organisation Betriebe aus ganz Deutschland nach den wirtschaftlichen Folgen und Auswirkungen des Ukraine-Kriegs gefragt. Im Ergebnis verdeutlicht: Schon im Bundesschnitt sind diese Folgen tiefgreifend, aber in den Regionalergebnissen aus Niederbayern zeigt sich eine nochmals verschärfte Situation.

Eine Umfrage unter Betrieben in der Region zeigt: Die wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine treffen die ostbayerische Region überdurchschnittlich.
„Bei allen abgefragten wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges – extremen Preissteigerungen bei Energie, Störungen in den Lieferketten, höheren Kosten für Rohstoffe sowie Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung – zeigen die niederbayerischen Ergebnisse eine deutliche höhere Betroffenheit als im bundesweiten Durchschnitt“, sagte Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Niederbayern mit über 80.000 Mitgliedsbetrieben.
Das Konzept der Energiewende stellen sie in Frage
So nennt beispielsweise mit 94 Prozent nahezu jeder befragte Betrieb die extremen Energiepreissteigerungen als das zentrale Problem, im Bund sind es 87 Prozent. Mehr als drei Viertel der Befragten berichten von Preissteigerungen bei Rohstoffen, einen vergleichbar hohen Wert erreichen die Lieferschwierigkeiten.

„Ergebnisse, die zum Handeln auffordern“: Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK-Niederbayern.
Darauf müssen die regionalen Unternehmen nach Worten des niederbayerischen IHK-Hauptgeschäftsführers reagieren: 88 Prozent haben daher bereits ihre Preise erhöht oder planen das. Sehr viel bedenklicher aber ist Schreiner zufolge: 42 Prozent wollen ihre Investitionen reduzieren und 32 Prozent die Produktion drosseln. Auch diese Werte liegen wieder deutlich über dem Bundesschnitt. Das wirkt sich, so fürchtet die IHK Niederbayern, auch auf die Gesamtwirtschaft im IHK-Bezirk aus. Denn die niederbayerische Industrie sei mit vielen weiteren Branchen eng vernetzt. „Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass von allen Umfrageteilnehmern aus unserer Region lediglich zwölf Prozent angegeben haben, sie seien vom Ukraine-Krieg und seinen Auswirkungen derzeit nicht betroffen.“
„Für die Wirtschaft in Niederbayern sind das sehr besorgniserregende Ergebnisse, die zum Handeln auffordern“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Unternehmen fordern der Umfrage zufolge jetzt von der Politik vor allem eine kurzfristige Stabilisierung und mindestens mittelfristige Reduktion der Energiepreise. Das Konzept der Energiewende stellen sie in Frage. Der ehrgeizige Ausstieg aus Kernenergie und Kohleverstromung gehört den Betrieben zufolge sofort auf den Prüfstand.
„Dafür sind wir zu abhängig von Russland“
Klar wenden sich die niederbayerischen Unternehmer gegen ein russisches Energie-Embargo. Diese Forderung hat auch die IHK bereits erhoben. Denn die Folgen eines Embargos wären gewaltig und würden die heimische Volkswirtschaft nachhaltig und für lange Zeit stark schädigen, betont die Kammer.
„Einen Ausfall der russischen Kohle-, Öl- und vor allem Gaslieferungen könnten wir nicht kompensieren, dafür sind wir Stand jetzt zu abhängig von Russland, auch und gerade in Bayern“, sagt Schreiner. Die Gasreserven seien auf einem sehr geringen Stand und kurzfristige, ausreichende Alternativen mit Blick auf den nächsten Winter sind nicht in Sicht. Die Folge wären Rationierungen und stillstehende Industriebetriebe. „Neben einer eingeschränkten Versorgung wäre auch bei anderen Energieträgern und insbesondere beim Strom mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen, die für die Wirtschaft in ihrer ganzen Breite nicht mehr tragfähig sind.“
da Hog’n/ obx-news.de