Viechtach. Es liegt auf der Hand, dass Renate Eckmann als unmittelbare Nachbarin nicht unbedingt ein Freund des neuen Viechtacher Gewerbegebietes „Riedbach West“ ist. Wer wohnt schon gerne direkt neben einer großen Halle, die im Fall der Fälle noch von zahlreichen Fahrzeugen angesteuert wird? Hinzu kommt, dass ein Antrag der 57-Jährigen, angrenzend an ihr Haus eine Pension zu errichten, 2019 abgewiesen worden ist. „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen“, zeigt sie sich erbost. „Ich verstehe das Ganze einfach nicht: Warum wurde mein Vorhaben abgelehnt? Warum wird in einem Wohngebiet Gewerbe angesiedelt – und das auch noch direkt neben dem Großen Pfahl, einem Geotop?“

Der Blick vom Anwesen der Familie Eckmann aus in Richtung Gewerbegebiet „Riedbach West“, das (auf dem etwas dunkleren Wiesenabschnitt, neben der bereits bestehenden Bebauung) angesiedelt werden soll. Fotos: Melanie Zitzelsberger
Der Gewerbepark „Riedbach West“ ist derzeit in Viechtach in aller Munde. Angrenzend zur B85 soll ein Areal mit zirka 14.000 Quadratmetern entstehen, auf dem sich Firmen ansiedeln können. Der Große Pfahl grenzt genauso direkt an wie mehrere Wohnhäuser (u.a. das von Renate Eckmann) und bereits vorhandene Industriebauten. Vor allem wegen der Lage an Bayerns erstem Geotop, das viele als Filetstück der Stadt sehen, haben sich zwei Meinungslager gebildet, die für eine Kontroverse in Viechtach sorgen.
Welcher Unternehmer will sich in einem „Krisengebiet“ niederlassen?
Auf der einen Seite stehen Bürgermeister Franz Wittmann sowie der Stadtrat, der sich mit knapper Mehrheit (9:8) für die Umsetzung von „Riedbach West“ entschieden hat. Nicht nur wegen des positiven Bescheides der Bürgervertretung ist das Stadtoberhaupt davon überzeugt, dass das Gewerbegebiet richtig ist – und vor allem wichtig für die Entwicklung Viechtachs. Angesprochen darauf, ob man nicht tatsächlich ein Filetstück aus der Hand geben würde, erwidert der Rathaus-Chef: „Ich bin überrascht, wo und wie viele Filetstücke wir haben, wenn wir etwas entwickeln möchten.“ Aus seiner Sicht schließen sich das Gewerbe- und das Naherholungsgebiet rund um den Pfahl nicht aus, weil „die Gestaltungshoheit komplett in den Händen der Stadt liegt – vielleicht wird es gerade deshalb ein Vorzeige-Projekt“.
Die Einwände von Renate Eckmann sind Franz Wittmann bekannt. Man hätte sich bereits mehrmals darüber unterhalten, macht der CSU-Politiker deutlich. „Frau Eckmann liegt ganz klar im Außenbereich. Und dort sind Einzelvorhaben einfach nicht möglich. Außerdem wollte sie die Kosten für einen Flächennutzungs- und dann eines Bebauungsplanes nicht tragen.“ Die Fronten scheinen verhärtet. Der rechtliche Rahmen per grünem Licht durch den Stadtrat aber bereits geklärt. Entsprechende Planungen wurden auf den Weg gebracht. Auch gibt Wittmann zufolge zehn Interessenten, die sich in „Riedbach West“ gerne ansiedeln möchten. Doch welcher Gewerbetreibende will sich in einem „Krisengebiet“ niederlassen?
Eine Retourkutsche von Ex-Bürgermeister Georg Bruckner?
Auf der anderen Seite steht nämlich Renate Eckmann – unter anderem. Die 57-Jährige redet sich im Hog’n-Gespräch regelrecht in Rage: „Ich spreche nicht mehr mit Herrn Wittmann. Das ist mir einfach zu blöd.“ Sie fühlt sich im Unrecht. Ist aber inzwischen darauf aus, ihren Seelenfrieden, wie sie es beschreibt, zu finden. Die Pension, in der auch sie wohnt, hat sie inzwischen so umbauen lassen, dass sie von Dauermietern genutzt werden kann. Vom Tourismus hat sie mittlerweile Abschied genommen. Trotz alledem betont sie immer wieder: „Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet hier ein Gewerbegebiet ausgewiesen wird.“

Durch das Gewerbegebiet als Nachbarn fürchtet Familie Eckmann um einen Wertverlust ihres Anwesens – und stellt eine Klage auf Schadensersatz in den Raum.
Einen Verbündeten hat sie in Georg Bruckner gefunden. Der ehemalige Bürgermeister von Viechtach und jetzige Stadtrat hat einen Anti-Gewerbegebiet-Bürgerentscheid ins Spiel gebracht. „Wir wollen den Pfahl und sein jetzt bestehendes grünes Umfeld von Be- und Verbauung frei halten. Es ist ein Wahrzeichen für Viechtach und Bayerns Geotop Nummer eins. Durch die geplante Bebauung wird die gesamte Präsentation von der Ost-Ansicht total vernichtet“, begründet der SPD-Politiker sein im Raum stehendes Vorhaben, das vor allem bei den Kaufinteressenten der Flächen für Unmut sorgt, die sich ein klares Bekenntnis pro „Riedbach West“ wünschen.
Auf Hog’n-Nachfrage betont Bruckner, dass sein Vorstoß keinesfalls als Retourkutsche für seine beiden Wahlniederlagen gegen Franz Wittmann (2014 und 2020) verstanden werden soll. Vielmehr ist er der Meinung: „Hier geht es um unsere Heimat und deren markante Naturdenkmäler, die wir erhalten und unserer Nachwelt weitergeben wollen.“
Helmut Weigerstorfer
Schade, das dieses wunderschöne Anwesen jetzt verbaut werden soll. Dort war es immer so schön spazieren zu gehen.
Gibt es denn keinen anderen Bauplatz im Gewerbegebiet von Viechtach.
Die hässlichste Stadt im Lkr. Regen (siehe Stadtplatz) noch hässlicher machen, na dann Glückwunsch!
Ein Gewerbegebiet direkt am Pfahl? Wer auch immer sowas genehmigt, muss sich ernsthaft überlegen, ob er/sie/es
hier im Lkr. Regen wirklich seine Heimat gefunden hat. Den letzten schönen Flecken, den diese Stadt noch zu bieten hat, einfach mal komplett zu zerstören ist in meinen Augen grob fahrlässig und absoluter Irrsinn! An die Viechtacher wehrt euch dagegen wäre echt schade drum!!! VIDA R.I.P.