Bad Kötzting. Seen, Berge, Wälder, Flüsse: Die bayerische Natur ist bekannt für ihren Facettenreichtum. Zuletzt hat sich das Freizeitangebot der Region noch mehr an Outdoor-Aktivitäten orientiert. Bereits 2013 startete Unternehmer Martin Bredl seine Kanu-Touren für Urlauber durch „Bayerisch Kanada“, wie das Viechtacher Land auch genannt wird. Die dortigen Gewässer und die eindrucksvolle Umgebung bieten dafür den optimalen Rahmen. Nach und nach folgten weitere Betätigungsfelder, die der damals 40-Jährige seinen Gästen angeboten hat. Der Startschuss für das Adventure-Camp war gefallen.
In den vergangenen Jahren verschärfte der Freistaat jedoch die Regelungen für Aktivitäten an Standorten im Freien, die dem Naturschutz dienen sollen. Die damit einhergehenden Einschränkungen betrafen auch die Kanu-Touren von Martin Bredl, weshalb dieser den Fokus auf weitere Geschäftsbereiche und Freizeitaktivitäten legte.
Von der Jugendherberge auf den Campingplatz
„Mittlerweile haben wir unseren Schwerpunkt im Landkreis Cham“, teilt der Unternehmensgründer mit. Nachdem der ursprüngliche Stützpunkt, die Jugendherberge in Bayerisch Eisenstein, geschlossen wurde, musste ein neuer Standort her. „Dabei war die Location eigentlich perfekt“, blickt Martin Bredl zurück. „Im Winter gab es für die Jugendlichen der Schulklassen, die zum Skilager in der Umgebung waren, genug zu erleben. Zu jeder Jahreszeit gab es Aktivitäten, die wir anbieten konnten.“ Dazu zählten etwa das beliebte Iglu-Dorf oder die Baumzelte.
Im Juli 2020 öffneten schließlich die Tore des Adventure-Camp Bad Kötzting. „Ich bin auf den Campingplatz aufmerksam geworden, da ein neuer Pächter gesucht wurde“, berichtet der 48-jährige. Der Ort habe ihn sofort begeistert – und so stand schnell für ihn fest, dass das Adventure-Camp hier seine künftigen Besucher empfangen sollte. Die Lockerung der Corona-Beschränkungen, die im Frühjahr 2020 beschlossen wurden, spielten der Eröffnung am neuen Standort in die Karten: Ob Baumklettern, Bogenschießen, Stand-Up-Paddeling oder Kanutouren, die im nahegelegenen Blaibach starten – das Angebot passte gut in den Sommer und ermöglichte den Start in die Saison.
Trotzdem schränkte die Pandemie das Unternehmen im vergangenen Jahr stark ein, wie Bredl berichtet. Die Möglichkeit für Familien oder kleinere Gruppen einen Ausflug zu unternehmen, bestand erst wieder ab Mai – und auch dann mussten viele Auflagen erfüllt werden. Im Jahr 2020 war die Nachfrage an Team-Events, an denen Firmen sonst recht interessiert seien, nicht vorhanden. „Der neue Standort war außerdem noch recht unbekannt“, ergänzt der Naturfreund. „Immerhin hatten wir vermehrt Camper zu Gast – viele Familien haben sich ja letztes Jahr für einen Inlandsurlaub entschieden.“
Lockdown-Pause und Zeit für neue Ideen
Und dann kam der erneute Lockdown. Die Schneeschuh-Touren, die sonst im Winter zuhauf angefragt werden, konnten trotz Frischluft nicht stattfinden, teilt der Unternehmer weiter mit. Das bedeutete: Laufende Kosten, jedoch keine Einnahmen. „Glücklicherweise konnten wir in den vergangenen Jahren Rücklagen schaffen und haben auch etwas Corona-Hilfe im Dezember erhalten – aber schön ist es nicht ans Ersparte zu müssen“, gibt der 48-Jährige offen zu.
Und dennoch konnte er auch dieser Situation etwas Positives abgewinnen. „Durch die gezwungene Corona-Pause blieb mehr Zeit, neue Ideen zu entwickeln oder das Marketing ins Auge zu fassen, um den neuen Standort bekannter zu machen.“ So wurden neue Attraktionen gebaut, die pünktlich zum Saisonstart in den Pfingstferien einsatzbereit waren. „Die Camper waren begeistert“, freut sich Martin Bredl. Kein Wunder, denn mit neuen Baumzelten, einem Bogensport-Areal mit Zielscheiben und 3D-Tieren sowie einem Kletterbaum wurde das Camp um einige Attraktionen erweitert.
Neben dem urigen „Hex’nheisl“, der Gaststätte des Camps, befindet sich ein Nebengebäude mit der Möglichkeit zum Dart- und Billard-Spielen. Die gemütliche Holz-Bauweise der Gaststätte lädt Besucher dazu ein, zwischen Hexendekorationen eine Erfrischung zu sich zu nehmen oder sich der gutbürgerlichen, bayerischen Küche zu widmen. Auf dem großen Fernseher sind zudem Sportübertragungen möglich, wie sie zur EM heuer angeboten wurden. Direkt über dem Lokal gibt es Dart-Automaten, an denen aktuell Clubs ihre Liga-Spiele ausfechten.
Kreativität in der Krise – und neue Pläne für die Zukunft
Der etwas holprige Start des neuen Stützpunkts hat Martin Bredls Adventure-Camp nichts anhaben können. Es scheint fast, als gehe es gestärkt aus dem Zwischentief hervor, denn die Planungen für die Zeit nach den Corona-Einschränkungen laufen bereits auf Hochtouren. „Das Nebengebäude wird zukünftig zur neuen Adventure-Lodge umgestaltet und soll neben einem Whirlpool auch ein kleines Schwimmbecken enthalten. Außerdem wollen wir eine Fass-Sauna bauen.“
Aktuell müssen Camper und Baumzeltgäste einen negativen Coronatest bei der Anreise vorweisen können. Da das Camp frei zugänglich ist, können die Besucher vor Ort entscheiden, welches Abenteuer sie buchen möchten. Familien, die sich noch auf der Suche nach einem Spätsommer-Urlaub befinden, haben außerdem die Möglichkeit, über den Anbieter des FP-Sportcamps eine Aktivreise zu buchen. Das „Camp im Camp“ besteht aus Mietzelten und einem Essensbereich.
Abenteuer, Sport und frische Luft – eine Kombination, die mehr und mehr Menschen begeistert und in das Adventure-Camp zieht. Martin Bredls Einfallsreichtum und sein Durchhaltevermögen zeigen, dass selbst eine Krise wie die weltweite Pandemie nicht das Aus bedeuten muss. Im Gegenteil: Viele Besucher scheinen vor allem durch die Einschränkungen der vergangenen anderthalb Jahre darauf aufmerksam geworden zu sein, welche Möglichkeiten die Natur vor der eigenen Haustür bietet.
Malin Schmidt-Ott