Innernzell/Schönberg. Handelt es sich hierbei um einen tatsächlichen Lichtblick – oder ist es nur ein bitteres Spiel mit der Hoffnung? Den Auskünften der Polizei Grafenau in Person von stellv. Dienststellenleiter Andreas Fuchs und Schönbergs Bürgermeister Martin Pichler zufolge soll sich die seit 20. April vermisste Lisa Ninnemann aus Innernzell per Fax an ihren Arbeitgeber, die VG Schönberg, gewendet haben. Simon Ninnemann, der Bruder der Abgängigen, glaubt jedoch nicht daran, dass der Absender der Nachricht („aus Spanien“) seine Schwester sei. „Warum soll sie in der Arbeit Bescheid sagen und nicht uns – das trägt mit dazu bei, dass das alles andere als glaubwürdig ist.“
Wie bereits berichtet, beschreibt der 25-Jährige seine Schwester als pflichtbewussten Familienmenschen, der nicht von jetzt auf gleich seine Liebsten im Stich lassen würde. Dass die seit drei Wochen verschollene Beamtin auch Absenderin der Nachricht an die Verwaltungsgemeinschaft Schönberg ist, möchte der KfZ-Mechaniker nur allzu gerne glauben – tut sich jedoch schwer damit. „Wir wissen gar nichts mehr. Ich will gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Wir stehen da wie die größten Deppen“, gewährt der junge Mann einen vielsagenden Einblick in sein Inneres – in einer Phase, in der er, sein Bruder und seine Mutter großen seelischen Belastungen ausgesetzt sind. „Ist sie vielleicht in den Fängen einer Sekte und wurde zu dieser Nachricht gezwungen?“, fragt sich Simon Ninnemann – ohne darauf eine Antwort zu haben.
„Befinde mich ab 1. Mai im Ausland“
Während die Familie weiterhin nur hoffen kann, Lisa wiederzusehen, laufen die Ermittlungen bei der zuständigen Polizeiinspektion Grafenau auf Hochtouren. Endlich gebe es einen Hinweis, dem nachgegangen werden kann. „Wir können bestätigen, dass wir am heutigen Montag darüber informiert worden sind, dass bei der VG Schönberg diese Faxe eingegangen sind“, teilt Polizeihauptkommissar Andreas Fuchs mit. „Weitere Angaben dürfen wir aus ermittlungstaktischen Gründen leider nicht preisgeben.“ Weiterhin ist die Polizei Grafenau um jeden noch so kleinen Hinweis auf den Verbleib von Lisa Ninnemann dankbar (Telefonnummer: 08552/9606-0 / offizielle Öffentlichkeitsfahndung).
Simon Ninnemann, dessen Bruder Felix sowie Mutter Martina hegen Zweifel an der aktuellen Entwicklung. Die Polizei ermittelt. Für Bürgermeister Martin Pichler ist die Sache zumindest aus arbeitsrechtlicher Sicht klar: Gegenüber dem Hog’n bestätigt er, dass am Freitagabend um 17.58 Uhr zwei Faxe von Lisa Ninnemann im Rathaus eingegangen sind. Zum einen eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses mit den Schlussworten: „Ich möchte mich bei Euch für all die wunderbaren Jahre sowie das entgegengebrachte Verständnis und die Unterstützung bedanken“. Zum anderen eine Abmeldung des Wohnsitzes mit dem Inhalt: „Ich melde meinen Wohnsitz zum 30. April ab, weil ich mich ab 1. Mai aus gesundheitlichen Gründen im Ausland befinde.“
„Man weiß nun, dass sie lebt“
Pichler ist der Überzeugung, dass diese beiden Schreiben auch tatsächlich von Lisa Ninnemann stammen. „Der restliche Inhalt, der sich auf ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Frau Ninnemann und mir bezieht, spricht eindeutig dafür. Auf diesen möchte ich aber nicht weiter eingehen.“
Der Rathaus-Chef beschreibt die Abgängige als sehr pflichtbewusst, die akkurat ihrer Arbeit nachgegangen sei, jedoch „keine Sozialbindungen im Haus“ hatte. Bis zum 30. April sei Lisa Ninnemann krankgeschrieben gewesen. Nach Ablauf dieser Frist hätte man noch einmal alle Post-, Mail- und Faxeingänge überprüft, ob vielleicht eine Verlängerung vorliege. Diese fehlte, Lisa Ninnemann erschien in der ersten Maiwoche ohne Begründung nicht zur Arbeit. Mit den beiden Faxen habe sich dieser Sachverhalt nun geklärt, so Pichler, dem die „hochdramatische Situation“ der Familie der 28-Jährigen bewusst sei. „Aber nun weiß man, dass sie lebt.“
Helmut Weigerstorfer
_____________