Grafenau. Michaela Grantner fühlte sich wie in der ersten Reihe im Kino. Es war allerdings keine Fiktion, die sie am Sonntagabend von ihrem Zuhause aus sah, sondern tragische Realität. Zunächst hörte die 33-Jährige die Sirene der nahegelegenen Freiwilligen Feuerwehr Grafenau ertönen, dann sah sie vom Wohnzimmer-Fenster aus, wie die Einsatzkräfte mit Blaulicht und Martinshorn in Richtung Schlag eilten, gefolgt von ihrem Vater mit Warnblinkanlage. „Ich habe geahnt, dass irgendwas bei meiner Schwester passiert sein muss“, erinnert sie sich. „Und dann lief alles wie im Film ab. Ich habe nicht mehr gedacht, nur noch funktioniert.“
Nachfolgend die Mitteilung der Polizei Grafenau zur Tragödie der Familie von Michaela Grantner am Sonntagabend, 7. Februar 2021, im Wortlaut:
Wohnungsbrand – Brandmelder verhindert Schlimmeres
„GRAFENAU (Lkrs. Freyung-Grafenau). Am späten Sonntagnachmittag ist in einem Wohnhaus im Grafenauer Ortsteil Schlag ein Feuer ausgebrochen. Ob ein technischer Defekt oder andere Umstände zum Brand führten, muss die Polizeiinspektion Grafenau noch klären. Es entstand sehr hoher Sachschaden. Personen wurden nicht verletzt.
Am Sonntag, den 07.02.2021 wurde gegen 16:30 Uhr per Notruf ein Feuer im Grafenauer Ortsteil Schlag mitgeteilt. Es handelte sich um einen Wohnungsbrand im ersten Stock eines von mehreren Parteien bewohnten Mehrfamilienhauses. Die Wohnungsmieterin hatte nach dem Auslösen des Brandmelders Flammen im Wohnzimmer entdeckt und noch vergeblich versucht, diese selbst zu löschen. Da dies aufgrund der fortgeschrittenen Brandentwicklung nicht mehr gelang, konnte die 39-Jährige nur noch zusammen mit ihrem dreijährigen Sohn aus der Wohnung flüchten. Die Flammen wurden schließlich durch die alarmierten freiwilligen Feuerwehren aus Grafenau und Schlag gelöscht.
Zum Glück wurden keine Personen verletzt. Das Feuer wütete aber dennoch so sehr, dass erheblicher Schaden an Gebäude und Inventar entstand. Das Mehrfamilienhaus ist derzeit teilweise unbewohnbar. Die Wohnungsmieterin wurde mit ihrem Sohn bei Verwandten untergebracht.
Der entstandene Sachschaden wird vorläufig auf ca. 100.000 Euro geschätzt. Die weitere Untersuchung zum Brandgeschehen wird von der Polizeiinspektion Grafenau geführt.“
„Sofort war alles voller schwarzer Rauch“
Wie bei Pressenotizen der Polizei üblich, kommt diese Meldung ziemlich sachlich daher. Wobei der Inhalt an sich bereits Rückschlüsse darauf zulässt, welch Schicksalsschlag sich am 7. Februar ereignete. Die brandleidende Claudia Oster hatte am Montagabend immer noch kein Auge zugetan. Die dreifache Mutter steht nach wie vor unter Schock. In Vertretung ihrer 39-jährigen Schwester gewährt Michaela Grantner einen Einblick in diejenigen Minuten, die die Welt der Osters verändert haben: „Claudia war im Esszimmer, ihr dreijähriger Sohn hat im Gang gespielt, ihre Tochter war glücklicherweise nicht Zuhause“, weiß sie aus Erzählungen – mit den Tränen kämpfend spricht sie weiter. „Sie hat nicht mal Rauch gesehen, nur den Brandmelder im Gang gehört. Sofort war alles voller schwarzer Rauch. Es ist unendlich schnell gegangen. Und sie hatte sogar noch Glück. Denn der Brandherd, das Bett im Schlafzimmer, befand sich genau zwischen Esszimmer und Ausgang.“
Nicht nur in Schlag überschlugen sich die Ereignisse, sondern auch im Hause Grantner. „Ich habe meinen Sohn sofort zu meiner Mutter geschickt, die am Langzeitsauerstoff hängt und durch die Aufregung noch kurzatmiger war. Ich selber bin natürlich sofort zu meiner Schwester gefahren.“ Was die 33-Jährige dort zu sehen bekam, übertraf ihre schlimmsten Vorstellungen. Die Feuerwehren Grafenau und Schlag hatten das Feuer zwar schnell unter Kontrolle, die Folgen sind jedoch immens. Die Räume sind nicht mehr bewohnbar, die komplette Einrichtung verbrannt oder verrußt. „Claudia und die Kinder haben gar nichts mehr. Nicht mal Socken oder Unterhosen.“ Die Ursache für den Brand ist noch nicht geklärt, die Ermittlungen der Polizei dauern an, wie 1. Polizeihauptkommissar Klaus Brunnbauer von der PI Grafenau auf Hog’n-Nachfrage mitteilt: „Zumindest Brandstiftung von Dritten kann ausgeschlossen werden.“
„Doch er hatte ja nicht einmal mehr Schuhe“
Claudia Oster ist mit zwei Kindern – der älteste Bub wohnt in einem Heim – vorerst bei ihren Eltern untergekommen. Die 39-Jährige lebt von der Grundsicherung. „Sie möchte unbedingt wieder arbeiten, findet aber wegen Corona derzeit keinen Job“, teilt ihre Schwester dem Hog’n gegenüber mit.
Ersten Schätzungen zufolge soll die Sanierung der Brandstelle mindestens ein halbes Jahr dauern. Noch viel schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass der komplette Haushalt nicht mehr verfügbar ist. „Ich wollte mit dem Buben von Claudia am Montag spazieren gehen, um ihn etwas abzulenken. Doch er hatte ja nicht einmal mehr Schuhe“, berichtet Michaela Grantner. „Mit einigen grundlegenden Sachen kann ich ja weiterhelfen. Aber halt auch nur begrenzt.“ Die 33-Jährige fügt verzweifelt hinzu: „Alles ist kaputt. Sie brauchen dringend Hilfe.“
Hog’n-Spendenaktion für Familie Oster
Deshalb hat sie bereits folgenden Facebook-Aufruf gestartet – wer helfen kann, soll sich bitte direkt bei Michaela Grantner melden (0157/53655027)
„HilfeLeute, wer hätte Kleidung in Größe 44 für Dame & 156/164 für Mädchen! Schuhgröße 38/39. für jungen 110 116 und Schuhgröße 27 28 – da bei einem Wohnungsbrand alles zu Schaden kam! Wer was hat was a nicht mehr braucht wären für alles Dankbar. Gebraucht würde alles werden angefangen von Socken über Unterwäsche bis Kleidung.“
Waidler helfen e.V.
Verwendungszweck: Feuerhilfe
VR GenoBank DonauWald eG
IBAN: DE53 7419 0000 0002 7250 37
BIC: GENODEF1DGV
Helmut Weigerstorfer
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