Spiegelau/Schönberg. Die meisten kennen ihn wohl als wilden Metalhead und Frontmann der Power-Metal-Combo „Steel Engraved“. Viele wissen auch um sein Engagement als ehemaliger Spartenleiter bei den „Bats„, der Spiegelauer Football-Mannschaft, die er mit einigen Mitstreitern vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Die wenigsten jedoch dürften bislang die überaus gefühl- und stimmungsvolle Seite von Marco Schober kennengelernt haben, die der 39-jährige Schönberger schon bald der Öffentlichkeit präsentieren will – in Form des neuen Solo-Albums. Titel: „So is Lem“

Duo infernale: Singer-Songwriter Marco Schober (rechts) und Tonstudio-Besitzer Christian Wistl, der eigentlich als Maschinenbau-Ingenieur beruflich tätig ist und sein Studio in Spiegelau „so nebenbei“ betreibt.
Rund 20 Quadratmeter misst das Tonstudio von Christian Wistl (33), das er sich über die Jahre hinweg im ersten Stock seines Privathauses in Spiegelau eingerichtet hat und „so nebenbei“ betreibt. Die Wände im schwarz-grünen Design sorgen für die passende Raumakustik und entsprechenden Schallschutz. Das technische Equipment hinterlässt einen hochwertigen und professionellen Eindruck. Optimale Voraussetzungen also für Marco Schober, um dort seine erste (autobiografische) Platte mit zehn Stücken in bairischer Sprache aufzunehmen. „Sie basiert auf meinem bisherigen Leben“, berichtet der Blondschopf mit den markanten Arm-Tattoos und grinst.
„Deshalb hab ich auch solange mit der Umsetzung gezögert“
Zueinander gefunden haben die beiden über ihren gemeinsamen Freund und Bekannten Andy Straehler, der als Gitarrist ebenfalls bei „Steel Engraved“ mit von der Partie ist. „Ich bin sehr motiviert“, sagt Schober über die momentane Studioarbeit. „Die Ideen für die neuen Songs sprudeln regelrecht aus mir heraus.“ Eigentlich wollte er zunächst nur ein paar Stücke einspielen, mehr oder weniger „aus Gaudi“. Doch schnell war klar, dass daraus ein größeres Projekt entstehen sollte, für das er nach und nach Profimusiker aus der Region engagierte, die in Christian Wistls „Soundforest Studio“ die verschiedenen Instrumente einspielten.
Seit mehr als fünf Jahren geht Marco Schober die Idee für sein „etwas anderes Album“ bereits im Kopf um, fernab vom Image als „Strom-Gitarren-Spieler“ und langhaarigem Power-Metaller. Ein Vorhaben, mit dem er auch gewisse Vorurteile gegenüber ihm und seinen Metal-Kollegen aus der Welt schaffen möchte, wie er sagt. Wobei ihm durchaus bewusst ist, dass er andererseits seine Anhänger aus der Metal-Szene mit „So is Lem“ vor den Kopf stoßen könnte. „Deshalb hab ich auch solange mit der Umsetzung gezögert.“ Mittlerweile hat er die anfänglichen Bedenken verworfen. „Ich lasse mich nicht auf einen Stil festlegen“, sagt er mit Überzeugung. Auf den Boarisch-Trichter überhaupt erst gebracht hat ihn die österreichische Band „Edmund„, deren Lieder er privat immer wieder gerne hört. „So etwas Ähnliches wollte ich einfach mal ausprobieren“, erzählt Schober.
Exklusiv durfte da Hog’n schon mal reinhören in den Titel „Bayerwoid“:
Den Hörer erwarten teils recht gefühlvolle Songs mit Tiefgang und Gänsehaut-Effekt – wie etwa die Nummer namens „Bayerwoid„, ein sehr melodisches Stück, das durchaus das Zeug zur neuen Bayerwald-Hymne hat. Oder „Wos is los mit mir?„, das Schober während eines Klinikaufenthalts geschrieben hat, dem er sich aufgrund der Diagnose „Burnout“ unterzogen hatte. Doch es geht auch gesellschaftskritisch zu, etwa bei „Wo is da Unterschied?„, das vom zunehmendem Rassismus in der Gesellschaft handelt. Und freilich auch humorvoll – wie in „Süchtig„, ein „Liebesbrief“ an das liebste Getränk der Bayern…
„Wir haben uns gegenseitig inspiriert“
„Immer dann, wenn mich die Muse küsst, greif ich zu Zettel und Stift und schreib meine Gedanken auf“, erzählt Marco Schober. Für das Erschaffen eines Songs benötigt er zwischen einer Stunde und einer Woche – wobei immer zuerst die Melodie in seinen Kopf entsteht – und dann erst der Text. „Je nach Stimmung.“ Stilistisch verewigt haben sich auf seiner Solo-Platte, die im Februar 2021 erscheinen soll, aber nicht nur er selbst sowie Produzent Christian Wistl, sondern auch die mitwirkenden Musiker, die von Rock bis Reggae ihre ganz persönliche Note mit einfließen lassen haben. „Wir haben uns gegenseitig inspiriert“, sagt der Schönberger und lacht.
Stephan Hörhammer