Hörmannsberg/Passau. Laute Rockmusik dringt aus dem altehrwürdigen Gebäude. Eigentlich würden zum charakteristischen „Wolfenhaus“ in Hörmannsberg (Stadtgebiet Grafenau) eher die zünftigen Klänge der Steirischen oder gemütliche Zithermusik passen als diese kraftvollen Gitarrenriffe. Doch seitdem Musiker Jürgen Wölfl, besser bekannt unter dem Namen „Russ Wolf“ im alten, frisch renovierten Bauernhaus wohnt, gehört vielmehr Rock und Heavy Metal dort zum Alltag.
Und gerade in jüngster Vergangenheit gesellten sich zu den zahlreichen Instrumental-Stücken immer wieder auch die Stimmen zweier Männer. Gemeinsam mit Christian Bachmeier („Chris B.“) aus Passau hat der Hausherr bis zuletzt an einer gemeinsamen CD gearbeitet. Entstanden ist dabei das Album „Look at the moon“ – „rockig, erdig und krass im Sound“, wie es auf der Homepage von ChRuss (Aussprache wie „krass“), wie sich Chris. B und Russ Wolf nennen, heißt.
Bereits seit 1990 kennen sich die beiden Vollblut-Musiker. Bereits damals spielten sie einige gemeinsame „Nummern“ ein, berichtet Russ Wolf. So richtig zusammengefunden haben sie damals aber nicht. Der Kontakt riss zwar nie ab, musikalisch sind die Rocker aber lange nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Erst, als Russ Wolf zufällig auf ältere „Nummern“ stieß und diese auf seiner Gitarre spielte, reifte ihn im die Idee, gemeinsam mit Christian Bachmeier doch noch durchzustarten. „Christian und ich passen mittlerweile gut zusammen“, beschreibt Russ Wolf das Verhältnis in seiner ganz eigenen, kurz angebundenen Art. „Obwohl wir schon recht alt sind, wollen wir es nun noch einmal wissen.“ Ihr ehrgeiziges Ziel: Ihre Lieder sollen im Radio zu hören sein.
„Rock befindet sich – gerade im Woid – weiterhin in einer Nische“
Der 47-jährige „Russ Wolf“ möchte sich damit den Traum erfüllen, den er seit seinem 24. Lebensjahr träumt. Damals startete er als Sänger der Metalband „Byrness“ seine musikalische (Hobby-)Karriere. Später lernte er das Gitarrenspiel und tingelte mit verschiedenen Gruppen über die Bühnen der Region. Und wie es sich für einen echten Musiker gehört, brauchte es natürlich auch einen Künstlernamen. Dabei konnte er sich auf den neckischen Ideenreichtum seines Bruders verlassen. „Ich war der Jüngste in der Familie. Keine Ahnung, warum, aber deshalb hat er mich ‚Russ‘ genannt. Dieser Name ist mir dann bis heute geblieben.“ Später kam dann eine rockige Abwandlung seines Nachnamens hinzu – und fertig war „Russ Wolf“, der passenderweise auch noch im „Wolfenhaus“ lebt.
Eine Biographie mit Potenzial also. Der Weg nach oben sei aber – vor allem in der Rockszene – sehr steinig, wie der gebürtige Freyunger erzählt. „Gerade im Bayerischen Wald befinden wir uns mit unserem Genre eher in einer Nische.“ Deshalb war und ist es für Russ Wolf fast unmöglich, die gewünschte Profikarriere in Angriff zu nehmen. Auch, wenn er zuletzt rund um die Uhr mit dem neuen Album beschäftigt war, stellt er realistisch fest, dass die Musik ein Hobby bleiben wird.
Es wird seine Leidenschaft bleiben, Melodien zu komponieren und die dazugehörigen Texte auszuarbeiten. „Über ein Jahr haben wir dafür gebraucht, um das Album zusammenzustellen“, blickt er auf eine arbeitsintensive Zeit zurück. Umso stolzer ist er nun auf das fertige Werk, das es zunächst ausschließlich auf der Homepage des Duos zu bestellen gibt. Das auf 500 Stück limitierte Album, das als Doppel-CD im edlen Holzkästchen daherkommt, soll aber nur der Anfang sein…
da Hog’n
[…] in der ChRuss-Bandzentrale im ehrwürdigen Wolfenhaus zum Interview ein. Daraus entstand dieser Artikel, der am 25.10.16 veröffentlicht […]