Spiegelau. Gemeinhin gilt Fußball als mit Abstand beliebteste Sportart in unseren Breitengraden. Andere Sommer- und Winterdisziplinen wie Handball, Basketball, Langlauf oder Skifahren fristen aufgrund der herausragenden Stellung von „König Fußball“ nur ein Nischendasein. Dennoch gibt es immer wieder wackere Pioniere, die sich mit viel Schwung und Elan jenen Randsportarten widmen wollen: Zu diesen sportlichen Missionaren zählt auch Marco Schober aus Schönberg. Als Spartenleiter des TSV Spiegelau hat der bekannte Metal-Sänger (u.a. Steel Engraved) vor Kurzem eine American-Football-Mannschaft ins Leben gerufen – das erste Team dieser Art in den Bayerwald-Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau. Aktuell zählt die Mannschaft 47 Mitglieder. Im Herbst wollen die „Fledermäuse“ abheben…
Euphorisch ob des großen Anklangs kommentiert Marco Schober etwas pathetisch: „Und plötzlich waren wir da – wie eine Naturgewalt“. Was er damit meint? Lediglich über sein privates Facebook-Profil hatte der Schönberger Werbung für seine Idee gemacht. Dass sich gleich so viele Gleichgesinnte melden, hätte er dabei nicht für möglich gehalten. „Ich überlege schon länger, Football zu spielen – und hatte mich auch bereits für Tryout-Trainingseinheiten bei den Passau Pirates angemeldet. Aus unterschiedlichen Gründen konnte ich aber letztlich nicht daran teilnehmen“, erzählt Schober.
„Werden Schritt für Schritt an die Sportart herangeführt“
Mit Sebastian Greß konnte er sogleich einen kompetenten Trainer für sein Team ausfindig machen. „Sibi“, wie dieser auch genannt wird, hat bereits Coaching-Erfahrung bei den Passau Pirates gesammelt. Ein wichtiger Mann also, denn: Viele der Spiegelauer Footballer sind blutige Anfänger. Nur einige wenige sind mit den komplizierten Regeln des American Football vertraut – die meisten Hobby-Sportler wussten anfangs nicht einmal, auf welcher Position sie überhaupt spielen werden. „Alles kein Problem“, macht Marco Schober, Neu-Abteilungsleiter Football beim TSV Spiegelau, deutlich: „Wir werden Schritt für Schritt an diese Sportart herangeführt. Genau diese Entwicklung schweißt das Team zusammen. Den Teamgeist, der bei den Jungs herrscht, habe ich in dieser Form noch nie erlebt.“
Die prominentesten Mitglieder der „Bats“ (Fledermäuse), wie die Spiegelauer Footballer sich nennen – sind (neben Sebastian Greß) Lukas Spindler und Werner Beskid, ebenfalls Teammitglieder bei den Passau Pirates, die auch schon höherklassige Einsätze hatten. Ebenso sind regelmäßig Football-Spieler aus der ersten und zweiten Bundesliga bei den Trainingseinheiten auf dem Spiegelauer Rasenspielfeld zu Gast. „Hier läuft alles etwas anders als beim Fußball“, berichtet Marco Schober und verweist auf die Starallüren so mancher Kicker. „Im Football sind sich auch die Großen nicht zu schade, den Kleinen zu helfen.“
„Dieses Spiel ist weitaus komplexer als Fußball“
Der 37-Jährige muss jedoch nicht nur Pionierarbeit leisten, was America Football betrifft, sondern auch Aufklärung betreiben. „Viele denken, dass das, was wir machen, nur ein grobes Ineinanderlaufen zweier Teams ist – mit der Prämisse: der Stärkere gewinnt. Doch das stimmt nicht. Football ist ein anspruchsvoller Sport“, verdeutlicht Marco Schober. Technik und Taktik spielen beim Football eine große und wichtige Rolle – nicht umsonst werde die Sportart auch als „Schach auf Rasen“ bezeichnet. Wichtig sei zudem, immer voll konzentiert bei der Sache zu sein. „Wie gesagt: Dieses Spiel ist weitaus komplexer als Fußball.“
Für die „Bats“ stehen zunächst lediglich Trainingseinheiten im Terminkalender – einmal wöchentlich treffen sich die Spiegelauer Footballer zur gemeinsamen Übungsstunde. Darüber hinaus haben sich Trainingsgruppen gebildet, die weitere freiwillige Einheiten im Fitnessstudio und auf dem Rasenfeld bestreiten. Erst im Herbst sind die ersten Testspiele geplant – nächste Saison will man dann in der Aufbauliga an den Start gehen. Und Marco Schober ist überzeugt: „Der Erfolg kommt irgendwann von alleine.“
Helmut Weigerstorfer