Mittwoch, 22. April. Da ich mein Haupthaar seit etwa zwei Jahren wachsen lasse, befinde ich mich – wohl im Gegensatz zu vielen anderen – in der aktuellen Coronakrise nicht in der misslichen Lage, dringend den nächsten Friseursalon aufzusuchen, um wieder Ordnung in die Mähne zu bekommen – wobei a bissal Spitzen schneiden sicher nicht schaden könnte. Doch für diese Personengruppe (sowie für alle sich in wirtschaftlichen Nöten befindlichen Friseure und Friseurinnen) gibt es nun einen ersten Lichtblick: Wie Ministerpräsident Söder jüngst verkündete, dürfen Kunden ab 4. Mai wieder bedient werden – jedoch nur unter strengen Voraussetzungen.

Gerade das Friseurhandwerk ist von den Corona-Beschränkungen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Foto: pixabay.com/jackmac34
„Die ganze Zeit klingelt das Telefon“, berichtet Margot Habenberger, Inhaberin des gleichnamigen Friseursalons in der Freyunger Krankenhausstraße – mein Stammfriseur in denjenigen Zeiten, in denen ich mir nicht die Haare wachsen lasse. Die Belastungen der vergangenen Corona-Wochen sind ihr anzumerken. Am 20. März musste sie das Geschäft, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Karsten seit mehreren Jahren führt, im Zuge der verordneten Ausgangsbeschränkungen zusperren – und ihre Mitarbeiter vor die Türe setzen.
„Das wird sich hoffentlich bald klären“
Jetzt, da eine Wiedereröffnung in Aussicht seht, beginnen ihre Kunden bereits damit erste Termine für den Mai zu vereinbaren. Zudem gilt es, die Belegschaft künftig so einzuteilen, dass gewisse Schutzstandards für Personal und Kundschaft eingehalten werden können. Dies erfordert für Margot Habenberger einen hohen logistischen Einsatz – und deshalb legt sie den Hörer in diesen Tagen so gut wie gar nicht mehr aus der Hand.
„Wir werden wohl auf Schichtbetrieb umstellen müssen, wenn’s wieder losgeht“, sagt sie. Bei „Hairstyle Habenberger“ sind bei voller Auslastung rund 20 Friseurinnen beschäftigt. „Bei einigen muss noch die Frage nach der Kinderbetreuung geklärt werden, zudem haben wir auch Mitarbeiterinnen, die der Risikogruppe angehören“, berichtet die Chefin, die noch nicht so recht weiß, unter welchen konkreten sowie praxistauglichen Richtlinien sie und ihr Team den Salon wiedereröffnen werden. Es steht etwa die Frage im Raum, ob Kinder mit oder ohne Begleitperson den Friseur-Laden betreten dürfen. „Doch das wird sich hoffentlich bald klären.“

Karsten und Margot Habenberger: Ein Foto aus dem Hog’n-Archiv von vor sieben Jahren – eine Zeit, in der die Coronakrise noch weit weg war.
Dem am heutigen Mittwoch veröffentlichten sog. Arbeitsschutzstandard der zuständigen Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zufolge steht fest, dass sowohl die Friseure also auch deren Kunden Schutzmasken tragen müssen. Auf der Website der BGW heißt es: „Zu beachten sind neben Abstandsregeln zum Beispiel Auflagen zur Hygiene, zum Zutritt von Personen und Vermeiden von Warteschlangen sowie für Schutzausrüstung wie Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe und Kundenumhänge.“ Zudem sind als besondere Infektionsschutzmaßnahme „bei jedem Kunden, bei jeder Kundin die Haare zu waschen“. Vorerst nicht erlaubt sind etwa Dienstleistungen wie Wimpernfärben, Rasieren oder Bartpflege. In den Betrieben soll ein ausreichender Abstand zwischen den Menschen sichergestellt werden – etwa indem man die Anzahl der Arbeitsplätze begrenzt, so die BGW. Die weiteren Bedingungen beziehen sich u.a. auf die Punkte „Arbeitsmittel und Werkzeuge“, „Arbeitszeit- und Pausengestaltung“ oder „Arbeitsplatzgestaltung“.
„Die Leute sind noch recht verhalten“
Die Liste der Auflagen ist lang. Sie nimmt Margot Habenberger – trotz aller momentaner Anstrengungen – jedoch nicht die Vorfreude auf den 4. Mai. „Das läuft bei mir wie ein Räderwerk“, sagt sie. Ausreichend Mundschutz-Masken sowie weitere Hygieneartikel habe sie bereits besorgen können.

Haare waschen ist aus Gründen des Infektionsschutzes beim Friseur künftig Pflicht. Foto: pixabay.com/jackmac34
Außerdem wurde die Zeit der Schließung dafür genutzt, den Salon wieder etwas aufzuhübschen. Die Stimmung schwankte zuletzt zwischen „Es wird schon wieder“ und der Frage, wie es künftig weitergehen wird. Erfreut zeigt sich Margot Habenberger darüber, dass sie seitens ihrer Kundschaft bis dato viel Verständnis für die überaus schwierige Situation, in der sich momentan das gesamte Friseurhandwerk befindet, bekommen hat. Aber: „Die Leute sind trotz erster Anmeldungen in Sachen Terminvereinbarung noch recht verhalten.“ Die Freyunger Friseurin rechnet damit, dass so mancher aufgrund von Ansteckungsängsten zunächst noch zu Hause bleibt. Ich drücke die Daumen, dass sich diese Befürchtung nicht bewahrheitet – und vielleicht lass ich mir ja schon bald wieder mal den Schopf vom Friseur meines Vertrauens zurechtstutzen…
Stephan Hörhammer