Dienstag, 21. April. Seit gestern ist es raus: Die sog. Mund-Nase-Schutzverpflichtung gilt ab kommendem Montag. „Man nennt es im Allgemeinen auch eine Maskenpflicht“, hat Ministerpräsident Markus Söder in seiner jüngsten Regierungserklärung erklärt. Nun heißt es: Sich selbst eine Maske nähen, sie irgendwo kaufen – oder zur Not ab Montag einen Schal ums Gesicht wickeln, wenn man ein Geschäft betritt. Ich persönlich werde mich mit Beginn der neuen Woche wohler fühlen, wenn ich meine selbstgenähten Masken tragen kann. Denn bisher kam ich mir durchaus „angestarrt“ vor, wenn ich freiwillig mit Maske einkaufen gegangen bin.
Bei meinen Supermarkt-Besuchen in den vergangenen Tagen ist mir eines aufgefallen: Masken sind bereits viel häufiger im Einsatz als noch vor zwei oder drei Wochen. Doch längst nicht alle tragen sie. Es sind vor allem die Älteren, die sich mit einer Maske schützen wollen. Ein Trugschluss: Denn schützen kann man durch das Tragen einer einfachen Maske nicht sich selbst, sondern lediglich die Menschen um sich herum. Die Älteren profitieren also nur dann, wenn in deren Umfeld auch alle Jüngeren eine Maske tragen. Es ist wie bei den Ausgangsbeschränkungen: Sie haben nur dann einen messbaren Effekt, wenn sich alle solidarisch zeigen.
Viel Diskussion um ein Stück Stoff
Wie sehr nun so eine Mund-Nase-Maske gegen den Coronavirus hilft und ob es daher Sinn macht, sie zu tragen, wird immer wieder mal teils recht hitzig diskutiert. Was ich – wie viele andere auch – in Heimarbeit seit Wochen nähe, darf schon längst nicht mehr als „Mundschutz“ bezeichnet werden. Denn Masken aus Baumwolle schirmen den Träger selbst nicht zuverlässig ab. Sie schützen aber (sehr wahrscheinlich) sein Gegenüber: Wenn jemand hinter einer Maske atmet, niest oder hustet, verteilt er viel weniger Partikel in der Luft um sich herum als ohne diese Maske.
„Mundschutz“ darf offiziell nur genannt werden, was auch eine wissenschaftlich belegte Schutzwirkung hat. Es gibt keine breit angelegten Studien zur Wirksamkeit von Baumwoll-Masken im Hinblick auf die Verbreitung von Coronaviren. Ich habe trotzdem längst für mich entschieden: Wenn es helfen kann, trage ich Maske. Ob sie nun alle Tröpfchen aus der Luft filtert oder nur 90 Prozent oder 50 – völlig egal.
Freizeitbeschäftigung: Masken nähen
Eine Maske zu bekommen, dürfte für die meisten im Landkreis Freyung-Grafenau nicht allzu schwierig sein: Es gibt sie im Modegeschäft oder an der Tankstelle zu kaufen. Auch mehrere Firmen in der Region produzieren sie inzwischen. Und dann gibt es die unzähligen fleißigen Näherinnen, die viel Zeit an der Nähmaschine verbringen und die Masken anfertigen.
Mittlerweile habe ich Übung darin: Mehr als 150 Stück habe ich bereits gemacht. Angefangen hatte alles mit dem Aufruf der Mädels von Waidlastoffe, Masken zu nähen, um für die Coronakrise gewappnet zu sein. Ich war eine unter vielen, die ehrenamtlich die Maschine rattern ließ, um mehrere Dutzend Mund-Nase-Masken zu produzieren. Sie gingen u.a. an die Passauer Kinderklinik und große Betriebe, die ihre Mitarbeiter ausstatten wollten.
Dann folgte die Aktion der Wolfsteiner Werkstätten: Sie produzieren tausende Masken mit Hilfe vieler freiwilliger Näherinnen und verteilen sie an Pflegeeinrichtungen und Personen in medizinischen Berufen.
Ganz nebenbei versorge ich natürlich auch Familie und Freunde. Aus verschiedenen Anleitungen habe ich mir meine Favoriten herausgesucht – darunter auch eine Variante ohne Falten, die besonders für Brillenträger geeignet ist. Das Material für die Masken habe ich rechtzeitig besorgt: Denn gute Baumwollstoffe, Saumband und Gummibänder sind mittlerweile fast überall ausverkauft.
Bei 95 Grad kochbar
Sehr gut eignet sich übrigens der dicht gewebte so genannte Köpertex-Stoff. Er wird auch für OP-Kleidung verwendet und ist bei 95 Grad kochbar. Meiner (günstigen) Nähmaschine hat dieses Material aber gar nicht gefallen: Als die Nadel zum x-ten Mal in den mehrlagigen Falten einer Maske stecken blieb, habe ich sie erlöst und gegen ein teureres Modell ausgetauscht. Die Neue hält nun hoffentlich lange durch – und quält sich mühelos durch all die Stofflagen, die ich ihr zumute…
Sabine Simon