Da Hog’n – Onlinemagazin ausm Woid
  • Hog’n
  • Da Hog’n geht um
    • im Landkreis FRG
    • im Landkreis REG
    • rundumadum
    • Out of da Woid
    • Behm-Hog’n
    • Sport-Hog’n
  • Kultur
    • Ausm Woid
    • Boarische Welle
    • Grenz’nlos
    • Da Knaus der Woche
    • Woid-Kino
  • So schaut’s aus
    • Versus
    • Ausprobiat
    • Leid-G’schmatz
    • Schmankerl ausm Netz
  • Do geht wos weida
    • I mog wos wean
    • Made in da Heimat
    • You start me Up
  • Service Hog’n
    • Da Fuadgeh-Check
    • Guad fian Gejdbeiddl
    • S’Woid-Weda
    • Urlaub in Füssing
  • Moaktblotz
    • Moaktblotz-Partner
    • Afg’miagt!
  • Jobs
  • Mia san mia
  • Werbung
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Da Hog’n
  • Unterstütze den Hog’n
Start So schaut's aus Es muss nicht, was nicht muss: Facebook ist kein digitaler Biertisch

Es muss nicht, was nicht muss: Facebook ist kein digitaler Biertisch

veröffentlicht von da Hogn | 05.10.2018 | kein Kommentar
  • teilen  
  • twittern 
  • teilen 
  • spenden 

Unter dem Titel „Deutschland spricht“ kamen am 23. September 2018 rund 4.000 Menschen paarweise an einen Tisch, um zu diskutieren. Nicht irgendwer mit irgendwem, sondern Menschen mit möglichst konträren politischen Einstellungen. Das Projekt, initiiert von ZEIT, ZEIT Online und zahlreichen weiteren deutschen Medien, soll etwas zur Überwindung der Spaltung der Gesellschaft beitragen, denn: „Nur wenn man miteinander spricht, lernt man zu verstehen.“ Grundsätzlich halte ich das für einen lobenswerten Ansatz. Teilgenommen habe ich dennoch nicht. Aus Faulheit? Aus Ignoranz? Aus Arroganz? Wahrscheinlich aus der simplen Erkenntnis, dass ich meine eigene wohlige (Filter-)Blase ganz kuschelig finde. Und ich diese – besonders an einem Sonntagnachmittag – nur ungern verlasse…

Schriftliche Auseinandersetzungen über politische Themen gab es auch schon vor Facebook – ganz und gar analog. Foto: Da Hog’n

Zuallererst: Ich halte es für richtig und wichtig, dass Menschen mit unterschiedlichen Weltbildern miteinander ins Gespräch kommen. Besonders in Zeiten wie diesen, in denen der gesellschaftliche Konsens von Tag zu Tag ein bisschen mehr auseinander zu driften scheint. Sich selbst mit anderen Meinungen, Ansichten, Weltbildern oder Lebenswirklichkeiten zu konfrontieren, kann sehr erhellend und erfrischend sein.

Aber: Ich muss nicht alles und jeden verstehen. Schon gar keinen „mit möglichst unterschiedlichen Ansichten“. Es gibt Weltbilder, die sind nicht vereinbar – sei’s drum! Das ist der Lebenssaft einer Demokratie.

Facebook und Twitter sind keine digitalen Stammtische

Besonders im Netz trete die hässliche Seite der Menschheit zu Tage. Facebook, Twitter und Co. radikalisieren unsere Gesellschaft, heißt es. Soziale Netzwerke tragen zur Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses bei. Echt? Am 4. Februar 2004 ging Facebook online – gut zwei Jahre später Twitter. Die Jahrtausende zuvor lebten wir friedlich und glücklich zusammen. Friede, Freude und globaler Eierkuchen quasi – und plötzlich, Anfang Februar 2004, wurd’s auf einmal hässlich?

Ist es nicht vielmehr so, dass das ganze Gedöns schlichtweg von jetzt auf gleich für jeden „Social“-Media-Nutzer sichtbar wurde? Dass das Gebrülle nur auf höherer, globaler Ebene reproduziert wird? Und viel gravierender: Dass ich plötzlich auch noch damit konfrontiert werde? Dass alle plötzlich ein wenig näher zusammenrücken, obwohl sie so manchen Sitznachbarn vorher schon nicht ausstehen konnten? Und dass das teilweise nur deshalb verbal so dermaßen entartet, weil Menschen (online) aufeinander prallen, die sich im „realen Leben“ bequem aus dem Weg gegangen wären? Weil der Nationalist plötzlich „No Border – No Nation“ liest? Weil der überzeugte Grüne plötzlich von den „Vorzügen der Braunkohle“ hört? Weil ein Waffenliebhaber sich vom Pazifisten belehren lassen muss? Oder weil der Veganer saftige, virtuelle T-Bonesteaks unter die Nase gerieben bekommt?

Facebook und Twitter sind keine digitalen Stammtische. In der eigenen Stammkneipe setz‘ ich mich ja auch nur mit jenen Menschen an einen Tisch, die als „Freunde“ oder „Kolleginnen“ gelten. Kein Bayern-Fan ist Mitglied im Sechzger-Stammtisch oder kreuzt bei dessen Jubiläumsfeier auf. Wenn mir die Meinungen an meinem Tisch nicht passen, setz‘ ich mich an einen anderen, schau‘ mir um ein anderes Wirtshaus – oder bleib‘ gleich zu Hause. Ein Stammtisch oder ein Freundeskreis ist die Filter-Blase in Perfektion – weit weniger durchlässig als (mittlerweile!) in Sozialen Medien.

Wenn du anderer Meinung bist, schön und gut…

Vielleicht ist der Maßstab, der hier angelegt wird, einfach ein falscher. Jeder soll sich mit jedem verstehen. Aber mal ehrlich: Schon in der Schule wollte der Pausenclown nicht neben den Strebern sitzen. Es gibt Leute, mit denen will ich mich gar nicht verstehen – und der Rest sind meine Freunde, zumindest potenziell. Und wenn mir jemand als Kritik entgegen schleudert ich sei „so links“, dann kann ich nur sagen: Ja, bin ich gerne! In meiner Blase findet keiner einen anderen scheiße, weil er irgendwie eine andere Hautfarbe hat, ein Stück Stoff um den Kopf trägt oder manchmal zum Beten in ein Gebäude geht, das architektonisch nicht ganz kirchengleich ist. Und manchmal liebt ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau – und keiner fragt blöd nach. Und wenn du anderer Meinung bist, schön und gut, dann findest du bestimmt auch irgendwo Gleichgesinnte – aber ich möchte mich nicht mit dir auf einen Kaffee treffen!

Lange Zeit habe ich mir überlegt an dem Projekt „Deutschland spricht“ teilzunehmen. Auch Personen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben daran teilgenommen. Oder mich teils für meine „Keinen-Bock-Einstellung“ kritisiert. Aber wie soll das aussehen, wenn ich mit einem Menschen am Tisch sitze, der mit meiner Einstellung so gar nicht kann – und ich auch nicht mit seiner? Gespräche finde ich immer dann interessant und anregend, wenn es eine gemeinsame Gesprächsbasis gibt, eine Art Grundkonsens, wenn der Blick auf die Welt zumindest einander ähnelt – und dann kann ich mich auch mit Freunden herrlich streiten. Aber nur dann.

Toleranz heißt: „Verzicht auf Einmischung“

Dieses universelle „Jeder kann mit Jedem“ hat es auch vor Sozialen Netzwerken nie gegeben. Mal angenommen, Sie sind Ärztin: Mit wie vielen Landwirten haben Sie zu tun? Oder sie sind Bauarbeiter: Wie viele Anwältinnen finden sich in Ihrem Freundeskreis? Die Zahl wird gegen Null tendieren. Aber deshalb sind Sie kein schlechter oder egozentrischer Mensch. Menschen unterschiedlicher Herkunft, Bildung, Beruf, Einkommen oder Vermögen haben andere Interessen, ein anderes Wertesystem, kleiden sich anders und kommunizieren in einer anderen Sprache. Der Soziologe Pierre Bourdieu will herausgefunden haben, dass sich diese „Feinen Unterschiede“ verschiedener sozialer Schichten sogar in deren Gang sowie deren Art und Weise zu essen widerspiegelt.

Es ist so etwas wie ein ureigenes Bedürfnis eines Menschen sich von anderen abzugrenzen. Denn so entsteht Identität – sie lebt davon. Oder warum gibt es Autos für 100.000 Euro, obwohl ein gebrauchter Fiat Punto denselben Zweck erfüllt? Die gesamte Modebranche lebt von diesem Prinzip. Schon vor Jahrtausenden manifestierten Menschen ihre soziale Stellung mittels Schmuckstücken, Halsketten, aufwendigen Bemalungen und dergleichen. Der Ökonom Tim Jackson bringt es in seinem Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ auf den Punkt: „Kein Mensch wird dich in einem überfüllten Raum auf der anderen Seite entdecken und sagen: Wow! Tolle Persönlichkeit!“ Und deshalb trägt man Uhren aus Gold, die um 14:34 Uhr genau so 14:34 Uhr anzeigen, wie eine Billiguhr vom Discounter das tut.

Man kann sich gerne über Meinungsverschiedenheiten austauschen, aber manche Meinungsverschiedenheiten bleiben eben: Verschiedenheiten. Und es muss nicht jede Meinungsverschiedenheit zu einem Konsens eingestampft werden. Vielleicht rührt die große Gereiztheit ja gerade daher, dass jeder der Überzeugung ist, dass auch jeder andere seiner Überzeugung sein muss. Toleranz heißt „Verzicht auf Einmischung“, wie Jens Jessen in seinem „Lob der Blase“ (Zeit No 40/18) schreibt: „Toleranz […] verlangt vor allem und zunächst: wegschauen. Andere anders leben lassen, anders denken, fühlen und sprechen lassen“. Es muss nicht, was nicht muss.

Kommentar: Johannes Gress

  • teilen  
  • twittern 
  • teilen 
  • spenden 

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN...

„Egoistisch und unfreundlich“: Was ist das heute für eine Gesellschaft? Politischer Diskurs: Wenn der Kellernazi in die bürgerliche Mitte rückt… Grüner Kapitalismus – und der Papst verkauft am Petersplatz Kondome Soziale Medien: Wegbereiter zur digitalen Basisdemokratie?
Schlagwörter: "Deutschland spricht", Diskurs, Facebook, Facebook-Blase, Gesellschaft, Lob der Blase, Meinungsblase, Pierre Bourdieu, Politik, Politische Einstellung, Soziale Medien, Soziologie, Tim Jackson, Toleranz, Twitter, Wohlstand ohne Wachstum, Zeit, Zeit Online
Da Hog'n geht um!
Ja, uns gibt's kostenlos. Und ja, wir sagen: Gern geschehen. Das Online-Magazin "da Hog'n" ist ein Angebot im Netzwerk der freien Presse. Wer den "Hog'n" und dessen Berichterstattung mit ein paar Cent oder gerne auch mehr unterstützen möchte, kann dies gerne tun: Ganz einfach per Paypal!

Dein Kommentar

Hier klicken, um das Antworten abzubrechen.

Kommentar eintragen

Unsane Moaktblotz-Partner

  • Previous
  • Next

Neueste Kommentare

  • Maria bei 10 Jahre Onlinemagazin da Hog’n: Es gibt wos zum G’winga (4)
  • Maria bei 10 Jahre Onlinemagazin da Hog’n: Es gibt wos zum G’winga (4)
  • Bodil Schmidt-Kehmann bei Da Knaus der Woche: Fingernagelgroßes Mikro-Schwammerl im Woid gesichtet
  • Samuel bei Vergessene Rituale (5): Jul-Fest – wenn Frau Holle weiße Wäsche stiehlt…
  • Zamhoidn Landshut bei Nach Razzia: Wie ist die Reichsbürger-Lage in Niederbayern?

Neueste Beiträge

  • Franz Anton Gerstner: Großer Mathematiker aus dem Böhmerwald
  • Hog’n-Wetterfrosch Martin Zoidl: „Ab Samstag wieder ruhiger“
  • Zahnärzte-Mangel auf dem Land? Nicht mit „Bayerwaldzahn“!
  • Kulturkreis Freyung-Grafenau e.V.: Das Jahresprogramm 2023
  • 10 Jahre Onlinemagazin da Hog’n: Es gibt wos zum G’winga (4)

Schlagwörter

Ausbildung Bayerischer Wald Bayerwald Corona Coronakrise Coronavirus CSU Da Knaus der Woche Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald FNBW Fotografie Fotos Freyung Freyung-Grafenau Frühling Georg Knaus Grafenau Herbst Interview KdW Knaus der Woche Landkreis Freyung-Grafenau Landkreis Passau Landkreis Regen Landrat Sebastian Gruber Martin Zoidl Mauth Musik Nationalpark Nationalpark Bayerischer Wald Passau Polizei Regen Service Sommer Tourismus Waldkirchen Wetter Wetter Bayerischer Wald Wetterbericht Winter Wirtschaft Woid Woid-Weda Zwiesel

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Webcam Skizentrum

  • Previous
  • Next

Hog’n-Moaktblotz-Partner

“A Branchenbiachl af Niedaboarisch”, aus der Region für die Region – das ist unser Hog’n-Moaktblotz! Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen aus allen Branchen können sich in unserer Rubrik kurz und übersichtlich präsentieren.

Mehr Informationen

Unterstütze uns

Kritische Hintergrundberichte und spannende Reportagen kosten Zeit und Geld. Damit wir Euch auch in Zukunft unabhängig informieren können, bitten wir Euch um die finanzielle Unterstützung.

Mehr Informationen

Hog’n-Newsletter

Hier geht’s zur Anmeldung für den Hog’n-Newsletter

Mehr Informationen

  • Home
  • Da Hog'n geht um
  • Do geht wos weida
  • Kultur-Hog'n
  • Moaktblotz
  • Service-Hog'n
  • So schaut's aus
  • Datenschutz
  • Impressum
© 2023 Da Hog’n – Onlinemagazin ausm Woid. Oile Rechte bei uns. Site Admin · RSS-Feed für Beiträge
Sumava.eu - offizieller Partner des Onlinemagazins da Hog'n
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner