Zwiesel. Sie heißen zwar so, versichern jedoch glaubhaft, dass sie niemals die Zeche prellen würden: „Dine’n’Dasher“ aus Zwiesel (und Umgebung). Die Rock-Kombo aus dem Woid ist der beste Beweis dafür, dass Musik keine Altersgrenzen kennt. Denn der, wie sie selbst sagen, bunt zusammen gewürfelte Haufen weist eine interne Altersspanne von gut und gerne 20 Jahren auf. Was die „Zechpreller“ allerdings nicht daran hindert, jede Party mit ihrer Mucke, einer Mischung aus Hardrock und 80er-Jahre-Metal, zu crashen. Wie sie zueinander gefunden haben, warum sie in fünf Jahren eine Gig-Tour durch Schottland planen und keine andere regionale Band weiterempfehlen, ist im 8. Teil unserer Serie „Musik im Blut“ nachzulesen.
Sagt doch mal: Wer seid ihr und wie alt? Woher Kommt euer Bandname?
Unseren Namen „Dine’n’Dasher“ haben wir unserem Bassisten Zippo zu verdanken. Da wir der Geselligkeit nicht abgeneigt sind, ab und zu auch mal gemütlich ein Bierchen trinken, erschien uns die Bezeichnung „Zechpreller“ ganz passend. Was aber nicht heißen soll, dass wir die Zeche tatsächlich prellen – meist zahlen wir selbstverständlich!
Bis die Band komplett war, dauerte es eine ganze Weile
Die Band besteht aus einem bunt zusammen gewürfelten Haufen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten: Unsere beiden jüngsten Mitglieder, Roberto Rizzuto (Rhythmus Gitarrist) und Andreas „Andal“ Simmeth (Lead Gitarre) sind mit ihren 23 Jahren sozusagen die Nesthäkchen – wobei das wirklich nur das Alter betrifft. Thorsten „Zippo“ Zirpner, unser Bassist, ist 33 Jahre alt und bildet mit unserer Sängerin Heike Bauer, 36, das Mittelfeld der Bande. Martin „Moatl“ Wallner, der das Schlagzeug bearbeitet, ist unser alter Hase und mit Mitte 40 auch der krönende Abschluss dieser Konstellation.
Von wem wurdet ihr gegründet – und wann?
Der Gedanke, eine Band zu gründen, entstand 2015 auf der Auerer Kirwa und wurde von den beiden Kumpels Roberto und Andal ins Leben gerufen. Bis sie jedoch komplett war, dauerte und dauerte es… Nachdem Zippo als Bassist sowie auch Moatl als Drummer zugesagt hatten, fehlte nur noch die Besetzung des Gesangs. Diese Suche war jedoch bei Weitem nicht so einfach wie gedacht.
Durch eine List wurde kurzerhand Heike zum gemeinsamen Schweinsbraten-Essen in Moatls Hütte nach Zwiesel eingeladen. Sie ahnte damals nichts von ihrem Glück, dass ihr anstelle eines holzofengebratenen „Schweinas“ ein Mikrofon in die Hand gedrückt werden sollte – das wusste nur Roberto, das Schlitzohr. Nach einigen Überredungskünsten – sowie ein paar Jacky Cola – hatten wir Heike schließlich überredet, bei uns einzusteigen, so dass am 12. Februar 2016 die Band komplett war. Jetzt konnte es endlich losgehen.
Und woher kennt ihr euch?
Aufgrund der Altersunterschiede scheidet der Sandkasten schon mal aus! Nun, nachdem Moatl 2009 nach 15 Jahren den „Party-Drummer“ an den Nagel gehängt hatte, engagierte er für eine Rocknacht in seinem Proberaum die Band „Shoot Down“, der seinerzeit Roberto angehörte. Fortan standen die beiden in regelmäßigem Kontakt zueinander. Roberto und Andal haben schon die Schulbank miteinander gedrückt – da dürfen bzw. müssen wir so manche Anekdote heute noch über uns ergehen lassen.
Also das, was man von jeder guten Party eben erwartet
Zippo kannte man bereits von seiner früheren Band „Steel Engraved„, die auch hier aus der Gegend stammt und bestimmt vielen Lesern ein Begriff sein dürfte. Heike hat einst regionale Bands an verschiedene Veranstalter vermittelt, war also auch keine Unbekannte. Kurzum: Irgendwie kannte sich jeder und doch irgendwie keiner, sodass wir erst im Proberaum zum richtig eingeschworenen Haufen von musikbegeisterten Zeitgenossen wurden.
Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?
Die meisten von uns waren im Vorfeld bereits in allen möglichen Genres unterwegs. Allerdings stellte sich ziemlich schnell heraus, dass sich unsere persönlichen Geschmäcker musikalisch bei Bands wie Iron Maiden, Dio oder Poison treffen und die Vorlieben aller Bandmitglieder vereinen. So haben wir zunächst einmal damit begonnen, deren Songs zu covern. Durch den Spaß und das Jammen im Proberaum entwickelten sich schnell eigene Ideen. Nur knapp drei Monate nach der Gründung haben wir damit angefangen, diese in Riffs und Lyrics zu verwandeln.
Puuuuh – aber jetzt eine Antwort darauf zu geben, welchen Musikstil wir dabei kreiert haben, wird schwierig. Wir versuchen es mal so: Generell geht das Ganze in Richtung Hardrock und dem guten alten 80er-Jahre-Heavy-Metal mit einem Schuss Punk. Somit wären wir, wie wir lustigerweise immer sagen, beim „Party Metal“ angelangt. Doch welches Genre das genau ist, darüber kann wohl keiner von uns konkret Auskunft geben. Jedoch würden wir alle behaupten, dass es sehr ansteckende Rhythmen beinhaltet sowie ohrwurmartige Refrains, was wiederum jeden zum Mitmachen bewegt. Also das, was man von jeder guten Party eben erwartet.
Staunen, welche Wellen die Veröffentlichung bereits schlägt
Was macht ihr, wenn ihr nicht Musik macht?
Jeder von uns steht mitten im Leben, geht einem Beruf nach oder studiert. Während Roberto in seiner Freizeit im Keller Kugeln ins Loch zu schubsen versucht – oder nennt man das Billard? -, schnitzt sich Moatl seine Drum-Sticks für die nächsten Auftritte selbst. Heike bildet sich gerade in diversen Fremdsprachen fort, um die vielen Anfragen aus dem Ausland beantworten zu können – kleiner Scherz – und Andreas feilt an seinen Gitarren. Über Zippos Freizeitaktivitäten ist wenig bekannt – außer, dass er ab und zu mal gerne aufs Gas tritt und dabei die Folgen unterschätzt. Nein, Spaß beiseite: Jeder von uns hat Familie und Freunde, mit denen er viel unternimmt – und so den Ausgleich zu dem ganzen „Krach“ sucht.
Habt ihr bereits Veröffentlichungen?
Da wir, wie bereits erwähnt, zusammengewürfelte Musiker sind, haben die meisten von uns Veröffentlichungen vorzuweisen. Aber in dieser Formation als „Dine’n’Dasher“ erschien erst jetzt vor Kurzem eine gemeinsame Produktion: Am 17. März 2018 wurde unser Debütalbum „Moonshiner“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen Longplayer mit elf Tracks und einer Special-Accoustic-Version.
Dieses Debütalbum kann übrigens in Form einer physischen CD direkt unter dinendashers@gmail.com bestellt werden, worüber wir uns alle sehr freuen würden. Es ist aber selbstverständlich auch auf den gängigen Plattformen wie Spotify, iTunes, Amazon, Deezer etc. erhältlich.
Wir staunen gerade alle noch, welche Wellen die Veröffentlichung bereits schlägt: So erhielten wir nach wenigen Tagen aus Italien, England, Schweiz und sogar Russland durchwegs positive Feedbacks. Wir sind gespannt, was noch alles auf uns zukommt – und freuen uns sehr darauf.
Anders wäre „Dine’n’Dasher“ nicht zum Fliegen gekommen
Welche Themen behandelt ihr in euren Liedern? Und warum?
Die Themen unserer Songs sind sehr vielseitig. Sie beschreiben Lebenssituationen, in denen sich jeder von uns schon einmal befunden hat oder gerade befindet. Von Situationen, die einem das Leben abverlangt, wie zum Beispiel ein genervter Tag, an dem man seinem Gegenüber am Liebsten einfach mal den Mund verbieten würde. Zusammenhalt, Träume, Ziele verfolgen, sich nicht unterkriegen lassen – all das sind weitere Themen, die in unseren Songs verarbeitet werden. Warum? Nun, das ist ganz einfach zu beantworten: Weil das Leben einfach so ist und wir das mit unserer Musik zum Ausdruck bringen wollen.
Warum singt ihr auf Englisch?
Englisch ist die Sprache des Rock’n’Roll – in welcher Sprache sollten wir sonst schreiben oder singen? Außerdem ist Englisch eine der führendenden Weltsprachen, die einfach umzusetzen ist und viele verstehen. Oder andersrum: Stellt euch vor, die Scorpions würden auf Deutsch singen…
Von wem oder was werdet ihr inspiriert?
Es ist es der persönliche Musikgeschmack jedes Einzelnen, der uns in einer gewissen Art und Weise vereint und inspiriert. Anders, so glauben wir, wäre das Projekt „Dine’n’Dasher“ nicht so zielstrebig zum Fliegen gekommen. Gerade die gemeinsamen Vorlieben für Bands, die jeder schon seit Kindeszeiten gerne rauf und runter gehört hat und dies noch immer tut, tragen ungemein zur Inspiration beim Songwriting bzw. Komponieren bei. Die Songs sind aber genauso beeinflusst vom Alltag, den Erfahrungen oder Stimmungen der Bandmitglieder.
Wo seht ihr euch in einem Jahr?
Roberto meinte – natürlich mit einem Augenzwinkern -, er wolle den ZDF-Fernsehgarten erobern, weil es nicht sein kann, dass nur Heino Wacken stürme. Es wäre geil, wenn wir durch unsere Musik möglichst viele Menschen erreichen würden. Live-Auftritte und Fans zu treffen, die genauso viel Spaß mit uns haben, wie wir es lieben auf der Bühne für sie zu spielen. All das könnten wir uns sehr gut vorstellen. Und wer weiß, vielleicht zieht es uns auch ins Tonstudio für ein Folgealbum…
Wir sind alle Bayerwäldler und hier fest verwurzelt
Und in fünf Jahren? Welche Ziele und Visionen habt ihr?
Da Roberto von einem Whiskey-Tasting in Schottland träumt, stellt sich die Frage, ob wir ihn vielleicht dort – in hoffentlich nüchternem Zustand – antreffen, um evtl. eine gemeinsame Städte-Tour zu spielen. Nein, mal im Ernst: Sicherlich wollen wir weiter – wie bisher – spielen und komponieren was das Zeug hält bzw. neue Ideen aufgreifen und umsetzen. Eine Europa-Tour ist sicherlich eine unserer Visionen. Wenn wir alle zusammenhalten und es weiterhin so gut läuft wie bis jetzt, stehen uns viele Wege offen. Wir werden sehen, wohin uns die Zeit bringt.
Was bedeutet für -euch „Heimat“? Wo ist eure Heimat?
Heimat ist da, wo man zu Hause ist und sich geborgen fühlt. Wir sind alle Bayerwäldler und hier fest verwurzelt. So identifizieren wir uns auch mit dieser einzigartigen Region, die von einer sehr großartigen Natur umgeben ist. Wenn man dann noch das Glück besitzt, Beruf, Familie und Freunde vereinen zu können: Was will man mehr! Und dazu noch gemeinsam Musik machen zu können.
Was liebt ihr an Niederbayern, was findet ihr nicht ganz so prickelnd?
Wir denken, gerade die niederbayerische Kultur, deren Gemütlichkeit, die Menschen und eben die Landschaft machen es so liebenswert, sodass keiner von uns bis jetzt die Koffer gepackt hat, um loszulassen. Selbst unsere zwei Ausreißer Heike und Moatl sind nach etlichen Jahren im „Ausland“, sprich außerhalb des Weißwurstäquators, wieder nach Hause gekommen. Und beide sagen unabhängig voneinander, dass keine zehn Pferde es schaffen würden, sie jemals wieder von ihrer Heimat des Herzens weg zu bringen.
Jeder Musiker spielt mit Leidenschaft und liebt, was er tut
Nicht so prickelnd an Niederbayern ist die Fluktuation der Bevölkerung, insbesondere die Abwanderung vieler junger Leute in Ballungszentren. Machen wir uns nichts vor: Hier sind nun einmal die beruflichen Perspektiven anders als im ländlichen Raum. Ein Versagen der Politik, um es auf den Punkt zu bringen. So haben nicht nur wir, sondern auch viele aus unserem Bekanntenkreis das Gefühl, „abgehängt“ zu sein. Stichwort: „Digitalisierung“.
Zuletzt: Euer Tipp? Welche andere regionale Band außer euch muss man unbedingt gehört haben?
Wir nennen hier an dieser Stelle bestimmt keine Band. Nicht, weil es keine gibt oder uns keine einfällt, sondern weil es bei uns hier in der Region ganz einfach sehr viele gute Bands gibt. Gebt allen Bands eine Chance, besucht ihre Konzerte und unterstützt jede Kombo da draußen. Denn jeder Musiker spielt mit Leidenschaft und liebt das, was er tut.
Interview: Claudia Wunder
[…] Musik im Blut (8): Dine’n’Dasher – Grenzenloser Party-Metal ausm Woid […]