Teisnach/Viechtach. Pünktlich um 15.57 Uhr fährt am Freitag die Waldbahn Richtung Viechtach in Teisnach ein. Seit eineinhalb Jahren ist dies dank des Probebetriebs der Strecke Gotteszell-Viechtach nichts Außergewöhnliches mehr. Vier Fahrgäste von heute wohnen im Altenheim direkt gegenüber und nutzen das neue Angebot der Waldbahn regelmäßig – damit bleiben sie auch im Alter mobil. Auch eine Familie steigt mit ein und setzt sich auf die Klappstühle am Fenster: „Wir haben nur ein Auto – und wenn mein Mann in der Arbeit ist, fahren wir gerne mit dem Zug“, erzählt die Mutter.
An diesem Tag mischen sich auch viele Pressevertreter sowie einige Lokal-Politiker unter die Fahrgäste. Der Grund: Die Länderbahn um Geschäftsführer Wolfgang Pollety hat zu einer Informationsveranstaltung geladen, um einen Blick zurück auf 18 Monate Probebetrieb zu werfen. Die zwanzigminütige Zugfahrt von Teisnach nach Viechtach ist dabei der Auftakt. Neben der Regener Landrätin Rita Röhrl sind auch die Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann (FDP), Max Gibis (CSU) und Bernhard Roos (SPD), sowie das ehemalige Bundestagsmitglied Ernst Hinsken (CSU), zum Termin erschienen.
„Wir brauchen die Politik. Unterstützen Sie uns“
Voll besetzt nimmt die Waldbahn Fahrt auf. Gemütlich geht’s zu auf der Bahnstrecke zwischen Gotteszell und Viechtach, die idyllisch am Schwarzen Regen entlang verläuft – Zeit für Entschleunigung auf 25 Kilometern. Vor einiger Zeit sah es dabei gar nicht rosig für die Strecke aus: 1991 wurde nämlich der reguläre Bahnbetrieb nach Viechtach eingestellt. Die Stadt war dadurch regelrecht abgeschnitten vom öffentlichen Nahverkehr.
Nach intensiven Bemühungen – insbesondere durch den „Förderverein für nachhaltige Mobilität Go-Vit e.V.“ – läuft nun der Probebetrieb. Dieser soll die Frage klären, ob es sich denn rentiert, den regulären Dauerbetrieb auf der Strecke Gotteszell-Viechtach wieder aufzunehmen. Seit eineinhalb Jahren wird dabei ermittelt, wie viele Fahrgäste pro Tag den Zug nach Viechtach und wieder zurück nach Gotteszell nutzen.
Bei Rita Röhrl werden während der Fahrt von Teisnach nach Viechtach Kindheitserinnerungen wach. Sie fuhr damals mit dem Zug täglich in die Realschule nach „Veijda“ und sieht – nach anfänglich großer Skepsis – in der Reaktivierung der Bahnstrecke nun offenbar eine Bereicherung. Deswegen stellt sie an die Mitglieder des Landtags eine wichtige Forderung: „Wir brauchen die Politik, wir brauchen eine Entscheidung. Unterstützen Sie uns!“
Der Bahnbetrieb zwischen Gotteszell und Viechtach gilt als Pilotprojekt für ganz Bayern. Er soll ein Exempel für weitere Streckenaktivierungen darstellen. Insgesamt dauert der Probebetrieb zwei Jahre und richtet sich vor allem nach einem Kriterium: 1.000 Fahrgäste müssen pro Tag die reaktivierte Bahnstrecke nutzen – und zwar auf der gesamten Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach Man spricht hier von sogenannten 1.000 Fahrgastkilometern.
Zustiege werden nicht gewertet. Erst dann gilt der Probebetrieb als erfolgreich und die Bahnstrecke kann dauerhaft reaktiviert werden. Wird der Wert nicht erreicht, soll der Betrieb im September 2018 wieder eingestellt werden.
Die Zahlen konnten sich deutlich steigern…
Vor allem unter Befürwortern gilt der zu erreichende Wert als umstritten. Und auch alle Anwesenden im Zug sind sich an diesem Tag sicher: Der festgesetzte Wert könne nicht erreicht werden. Nur wenige bayerische Nahverkehrsstrecken würden diesen Wert überhaupt erreichen. Noch vor einem Jahr sah es eher schlecht für eine dauerhafte Streckenreaktivierung aus: Durchschnittlich nutzten etwa 450 Personen die Bahnstrecke, davon gerade einmal zwischen 266 und 375 in ihrer vollen Länge. Wie sieht es heute aus?
Die Zahlen konnten sich deutlich steigern: Heute nutzen durchschnittlich 708 Fahrgäste pro Tag die Waldbahn zwischen Viechtach und Gotteszell – das entspricht etwa 485 Fahrgästen auf der kompletten Strecke. Trotzdem: Von 1.000 Fahrtgäste pro Tag auf der gesamten Strecke ist man noch weit entfernt.
Alexander Muthmann gibt sich dennoch zuversichtlich: „Der Probebetrieb zeigt eine klare Entwicklung. Es sind zunehmend mehr Kunden zu verzeichnen. Deswegen ist das 1.000-Personen-Kriterium dringend zu überprüfen.“ Außerdem könne man mit einer Entscheidung zugunsten eines dauerhaften Betriebs auch im Landtag zeigen, dass einem die Regionen mit besonderem Handlungsbedarf am Herzen liegen, sagt Muthmann weiter.
Entscheidung noch im kommenden Frühjahr?
Der Landtagsabgeordnete Max Gibis ist Teil der Enquete-Kommission, die Handlungsempfehlungen für den Landtag – unter anderem für die Reaktivierung dieser Bahnstrecke – herausgibt. „Die Handlungsempfehlung muss dringend um weitere Kriterien ergänzt werden“, beteuert er. Eine Entscheidung, ob die Bahnstrecke erhalten bleibt, wird wohl noch auf sich warten lassen. Max Gibis erachtet es jedoch als absolut notwendig, dass bald eine Entscheidung gefällt wird – am besten noch im Frühjahr 2018.
Stephanie Probst
Liebe Leser, die Zahl von 708 Fahrgästen ist ein riesiger Erfolg für den Probebetrieb auf dieser Verbindung. Die Qualität dieser Bahnverbindung spricht für sich selbst und die Eisenbahn hat nun auch die vordem skeptische Landrätin in ihren Bann gezogen. Eine Bahnanbindung zu haben, heißt zukunftsfähig zu sein !
Übrigens : diese hohe Zahl wird trotz eines provisorischen Betriebes erreicht und ist steigerungsfähig. Kämpfen wir gemeinsam für diese Strecke : wie ? – ganz einfach, durch deren Nutzung . Vergessen sei hierbei unter keinen Umständen die aufopferungsvolle Tätigkeit Herrn Dr. Schlüters bzw. dem Verein „Go Vit“ . Die Zweigstrecke mit dem höchsten Fahrgastpotential im gesamten Bayerischen Wald muß erhalten bleiben. „
Ein liebes Hallo in´s Bayrische Land, das Ziel unseres Urlaubes seit Jahren (Oberbayern, Niederbayern, Bayr. Wald, Oberpfalz)
Ich bin der Meinung dass ihr die volle Inbetriebnahme der Strecke erreicht.
An was es fehlen könnte ?? WERBUNG – und zwar überall.
Die Ilztalbahn zw. Passau – Freyung hat es doch auch geschafft, trotz Stürmen, zugeschütteten Gleisen usw. ICh hab noch die Bilder vor Augen…
Hey Leute, macht was draus, auch der Dank der Touristen gehört euch als Dank für eure Arbeit und Bemühen.
Ich mein´s ja bloß…
Ich komme gerne zw. dem 24 März und 1 April vorbei und fahre gerne mit – einmal hoch… mach ne Wanderung, und dann wieder zurück !! Ich würde mich auch zu erkennen geben. Außerdem bin ich ein Freund der Bahn, net nur ein Freund meiner Modelleisenbahnanlage.
Liebe Grüße aus dem Schwabenländle sendet euch
Freddy
Nicht alles Geld nach Stuttgart und Berliner Flughafen verschleudern, sondern dort einsetzen wo es dringend gebraucht wird. Für den erhalt von Bahnstrecken im Bayrischen Wald.