-Adverticle-
Klingenbrunn. War das nicht Frodo Beutlin, der da gerade hinterm Baum verschwunden ist? Und das da drüben, gleich neben dem kleinen Häuschen – das war doch sein Freund Sam Gamdschie! Fehlt nur noch Gandalf, der Waldläufer, der mit seinem Zauberstab durchs Unterholz bricht… Ja, das Reich der Fantasie scheint hier, am Ortsrand von Klingenbrunn in der Gemeinde Spiegelau, inmitten des Nationalparks Bayerischer Wald, omnipräsent zu sein. Und das nicht nur wegen der ohnehin recht mystisch-anmutenden Naturlandschaft des Woids, sondern vor allem aufgrund des bezaubernd-kleinen Schlaffassdorfs, das sich Thomas Heidner und sein Bruder Rando hier aufgebaut haben. Ein Ort, an dem sich nicht nur Hobbits pudelwohl fühlen…
„Der Platz ist genau der richtige“, sagt Thomas, der ältere der beiden Heidner-Brüder, lächelt zufrieden und lässt seinen Blick über das Gelände schweifen. „Die Sonne leuchtet hier besonders schön rein – im Winter ist es herrlich.“ Man kann ihm nur beipflichten. Elegant schmiegen sich die acht Schlaffässer sowie die zwei „Podhouses“ genannten, halbrunden Holzunterkünfte in ihre Umgebung. Ein Szenario, das irgendwie unwirklich und vertraut zugleich wirkt. Ein harmonisches Ensemble aus gebogenen Formen und hellen wie dunklen Farbtupfern. Kreisförmige, hyggelige Tiny Houses aus Holz, die zum Kuscheln und Sich-Wohlfühlen einladen.
Fassdorf-Chef Thomas Heidner: „Das hier ist ein Volltreffer“
Fässer, in denen man schlafen kann – eine einfache wie geniale Idee, die da aus Skandinavien mehr und mehr nach Mittel-Europa herüberschwappt. Mittlerweile gibt es so einige Schlaffassdörfer in Deutschland – im größeren Stil erbaut, mit integriertem Tennisplatz und Freibad. „Doch die haben nicht den Charme, wie es unser kleines Dorf hat“, ist der 46-Jährige überzeugt – und ergänzt: „Das hier ist ein Volltreffer.“ Ein Volltreffer, den er und sein Bruder damals, als jener Trend aufkam, als eine der ersten „Schlaffass-Missionare“ in der Republik zu etablieren versuchten.
Doch der ursprüngliche Plan sah anders aus: Ein Baumhaus-Hotel sollte dort, wo heute das Schlaffassdorf steht, geschaffen werden. Das Vorhaben scheiterte jedoch an den zu hohen Kosten. Als Thomas Heidners Sohn dann von einem Ausflug zum Pilsensee bei München zurückgekehrt war und seinem Vater und Onkel davon berichtete, dass es auf dem dortigen Camping-Platz Fässer zum Übernachten gebe, war der Entschluss schnell gefasst: „Wir bauen ein Fassdorf. Ein Dorf nach dem Vorbild von Asterix und Obelix, von Bilbo und Frodo Beutlin.“
Die dafür vorgesehene Stelle, auf der sich einst Zeltplätze befanden, lag nur wenige Meter vom bereits bestehenden Camping-Platz, den Thomas‘ und Randos Vater Hans in den 80er Jahren erstanden hatte, entfernt. „Alles war total zugewachsen und musste von Grund auf neu errichtet werden“, erinnert sich Thomas Heidner an den Startschuss im Juni 2014. Das leicht abschüssige Gelände, auf dem die Fässer ihre neue, terrasssenförmig angelegte Heimat finden sollten, bekam eine Frischekur mit größeren Erdbewegungen verpasst.
Fassdorf-Fertigstellung innerhalb von nur drei Monaten
Die Hauptsache, die Wohnfässer, wurden – wie auch die zum Dorf gehörigen Badebottiche, das Saunafaß sowie die Gillhütte – von einem in Norddeutschland lebenden Skandinavier gebaut und geliefert. Alle Einzeltstücke sind aus skandinavischer, im Vergleich zu hiesigen Nadelbaumarten etwas harzreicherer Tanne in Systembau-Art gefertigt. Keine künstlichen Impregnierstoffe, alles voll ökologisch. Der Holzgeruch ist allgegenwärtig. „Besser kann man nicht schlafen“, sind die seit jeher naturverbundenen Heidners, denen ihre Umwelt besonders am Herzen liegt, überzeugt.
Nur drei Monate später, nach Abschluss der Umbauarbeiten, wurde im Oktober 2014 das erste Schlaffassdorf mit Wellness-Bereich im Bayerischen Wald eröffnet. Thomas, Rando und einige Helfer haben mit den gelieferten Teilen alles in Eigenregie errichtet. Auf 150.000 Euro belaufen sich die Beschaffungskosten, nochmal 100.000 Euro wurden in die Infrastruktur (Strom, Heizung, Internet etc.) des Dorfes investiert.
Vater Hans Heidner, der vor noch nicht allzu langer Zeit verstarb, wäre sicherlich stolz gewesen auf das, was seine Söhne hier binnen kurzer Zeit geschaffen haben. Er hinterließ fünf Kinder, von denen sich Thomas und sein Bruder Rando dazu entschlossen hatten, den bestehenden Camping-Platz, der 1972 von der Gemeinde Spiegelau erbaut worden und Mitte der 80er ins Eigentum der Heidners überging, weiterzuführen. Und diesen eben um jenes abenteurliche Schlaffassdorf zu erweitern.
„Für Kinder ist unser Hobbit-Dorf ein echtes Highlight“
„Die Anfangszeit war nicht einfach“, denkt Thomas Heidner heute zurück an die ersten Monate nach der Eröffnung. Etwas träge seien die Buchungen zunächst eingetroffen, was mit dem noch zu steigernden Bekanntheitsgrad des Fass-Projekts zusammenhing. Als nach ein paar Zweifeln dann aber der Marketing-Knopf (u.a. mit der Teilnahme an der TV-Sendung „Das himmlische Hotel“) endlich aufsprang, steigerte sich die Auslastung kontinuierlich. „Ja, wir haben durchgehalten“, freuen sich die Fassdorf-Chefs. „Unser Schlaffassdorf wird gut angenommen. Es ist zu dem geworden, was wir uns davon versprochen haben.“
Die Übernachtungsbesucher kommen größtenteils aus einem Umkreis von 150 bis 200 Kilometer – meist für durchschnittlich drei bis fünf Tage. Viele stammen aus dem Raum Regensburg, der Oberpfalz, dem Mittleren Bayerischen Wald – aber auch aus dem Passauer Raum, aus dem Rottal oder aus dem benachbarten Österreich. Unter den Gästen gibt es auch so einige „Wiederholungstäter“, wie Thomas Heidner diejenigen nennt, die bereits zum zweiten oder dritten Mal nach Klingenbrunn kommen. Darunter befinden sich vor allem Familien mit Kindern – „für sie ist unser Hobbit-Dorf ein echtes Highlight“.
Auch Hochzeitstage, Jungesellenabschiede oder Vereinsfeste werden immer wieder mal im Schlaffassdorf gefeiert – dabei werden gleich alle Fässer von der jeweiligen Feiergesellschaft angemietet. Die Heidners möchten ihr Dorf auch für durchreisende Motorradfahrer begeistern, für die sich die hölzerne Bleibe ebenso als preiswerte wie attraktive Übernachtungsmöglichkeit anbietet.
Alles da im Dorf: Podhouses, Sauna- und Toilettenfass
Grundsätzlich sind die Schlaffässer für zwei Erwachsene und zwei Kinder ausgelegt. Doch auch für drei Erwachsene ist hinreichend Platz vorhanden. Die halbrunden Podhouses sind mit ihren ebenerdigen Flügeltüren barrierefrei und somit auch für Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen geeignet. Und – selbstverständlich – darf auch ein Toilettenfass nicht fehlen, das im gleichen Stil wie die übrigen Fässer gestaltet wurde und den Dorfbewohnern zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht.
Fürs leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt: Das zum Gelände gehörige und vom Schlaffassdorf nur wenige Meter entfernte Wirtshaus „Zum Hans“ (in Gedenken an Vater Hans Heidner) dient als Frühstücksraum. Abends herrscht dort zumeist Gastronomie-Betrieb für die Camping- und Fassdorfgäste mit ökologisch-regional geprägter Speisekarte – wobei gerne auch mal ein typisch-bayerischer Schweinebraten aufgetischt wird. Im Sommer steht obendrein ein gemütlicher Biergarten zur Verfügung.
„Freizeitmöglichkeiten für die Fassschläfer bietet der Bayerische Wald genügend“, weiß Thomas Heidner: von ausgiebigen Wandertouren durch den Nationalpark in den Frühlings-, Sommer- und Herbstmonaten bis hin zu Langlauf-Skiausflügen (die Loipe führt direkt am Dorf vorbei) zur Winterszeit, von romantischen Outdoor- sowie Indoor-Grillabenden (letztere werden in den sog. Grillkotas abgehalten) bis hin zu wohltuenden Aufenthalten im dorfeigenen Saunafass. „Bei uns gibt’s Camping für jedermann“, sind sich die Heidner-Brüder einig. Egal, ob im Wohnwagen, Wohnmobil, Zelt – oder eben im Hobbit’schen Schlaffass…
Stephan Hörhammer
-Adverticle-
[…] Quelle: Schlaffassdorf Bayerischer Wald: Wo sich auch Hobbits pudelwohl fühlen […]