Haidmühle-Frauenberg. Vor gut eineinhalb Jahren hat Familie Schönberger mit dem Bau von drei Luxus-Ferienhütten in Frauenberg bei Haidmühle begonnen (da Hogn berichtete). Sie wollen die Ferienhäuser der Extraklasse an Urlauber vermieten, die etwas Besonderes suchen, die im Urlaub vor allem Ruhe finden, in der chalet-eigenen Sauna entspannen und im Whirlpool auf der Terrasse des Chalets baden wollen – und die bereit sind, dafür gerne etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Soviel wie möglich hat Schreinermeister Eugen Schönberger bei dem Mammut-Projekt selbst geplant und gebaut. Nun ist das erste von drei Chalets bezugsfertig. Und auch die ersten Gäste sind schon da…
Anita Schönberger schließt die Tür zum Chalet auf. „Hochstein“ haben sie und ihr Mann Eugen es getauft. „Dreisessel“ und „Plöckenstein“ heißen die anderen beiden, die im Laufe des Jahres fertiggestellt werden. Dem Besucher schlägt in der fertigen Ferienhütte sofort ein markanter Geruch entgegen: der Geruch von Holz.
„Wenn etwas fertig ist, stellt sich innere Zufriedenheit ein“
Eugen Schönberger hat beim Innenausbau jede Menge Altholz verwendet, etwa für die Wandvertäfelung. Dazu findet man überall Material, das er auf langen Waldspaziergängen gesammelt hat: Griffe und Garderoben aus entrindeten Ästen, einen Raumtrenner angefüllt mit Tannenzapfen.
„Eugen sucht im Wald nicht nach Pilzen, er bringt alles mögliche mit heim“, sagt seine Frau Anita und schmunzelt. „Was schleppst du denn jetzt wieder für einen Stock an?“, bekommt er dann oft zu hören. Der Schreiner will mit den Fundstücken aus der Natur seine Chalets zu Unikaten machen: „Es soll irgendwie anders sein, als man es daheim hat.“ Individuell, aber trotzdem wohnlich und stimmig.
Wenn er etwas nicht selbst bauen kann, wie beispielsweise Lampen, dann sucht Anita in Einrichtungshäusern und vor allem im Internet danach. Aber auch dann hat Eugen noch seine Finger in Spiel: Die Lampe über dem Esstisch hat er mit einem Holzbrett verschönert und sie an einer langen Kette befestigt, damit sie perfekt in den hohen, bis zum Dach hin offenen Wohnraum des Chalets passt.
Die Schönbergers sind verliebt in ihre Ferienhütte, das merkt man. „Wenn die Sonne untergeht, leuchtet innen alles rot“, schwärmt Anita. „Da sind sogar wir fasziniert.“ Durch das Panoramafenster im Wohnraum blickt man Richtung Haidel, dahinter versinkt jeden Abend die Sonne. Monatelang hat Eugen zusammen mit Tochter Anna-Lena, die eine Schreinerlehre im Betrieb ihres Vaters macht, sowie mit der Hilfe vieler Fachleute nahezu pausenlos an den Chalets gearbeitet.
Jetzt ist ein wichtiger Punkt erreicht: Das erste Ferienhaus ist fertig, die ersten Gäste können einziehen. Für Eugen ein mehr als gutes Gefühl: „Wenn etwas fertig ist, stellt sich innere Zufriedenheit ein.“
„Da ärgerst du dich für den Moment ziemlich…“
Für den Schreinermeister und seine Familie war das vergangene Jahr definitiv eine anstrengende und arbeitsreiche Zeit. „Dabei sein muss ich überall“, erzählt er. „Ich bin Bauherr, Bauleitung, Schreiner – und manchmal der Depp vom Dienst. Aber lachen tu‘ ich noch.“ Im letzten Jahr hätten sie sich oftmals über Dinge aufgeregt, auf die sie selbst keinen Einfluss hatten: etwa, als sie „ewig“ auf ein Paket mit einem kleinen Sensor warten mussten, ohne den die Whirlpools auf den Terrassen der Chalets nicht hätten eingebaut werden können. „Da ärgerst du dich für den Moment ziemlich – aber dann ist es auch wieder rum“, sagt Anita.
All das, was man dagegen selber planen konnte, habe relativ reibungslos geklappt. „Als der Rohbau der Hütten stand, da habe ich gedacht: Die stehen so schön drin im Hang, das ist toll“, erinnert sich Anita. In der Planungsphase seien sie sich nicht so ganz sicher gewesen, ob die Hütten die richtige Größe hätten. Knapp 80 Quadratmeter stehen den Feriengästen nun im fertigen Chalet zur Verfügung.
Für die Eröffnung hatten die Schönbergers keinen festen Termin anvisiert. Aber dann kam schon in der Bauphase die erste Buchungsanfrage. „Da ist jemand vorbei gefahren, hat die Werbetafel unten an der Straße gesehen, sofort eine E-Mail geschickt und gefragt, wann wir denn mit der Vermietung starten. Er würde gerne Anfang Juli kommen“, erzählt Anita. „Er hat quasi gebucht, ohne vorher genau zu wissen, wie das Chalet am Ende aussehen würde.“ Und so zog er dann ein, der erste Gast – am 1. Juli war er da. Und alles war fertig im Luxus-Chalet „Hochstein“. Premiere gelungen.
„Das dritte Chalet würden wir gern bis Weihnachten fertig haben“
Der Einrichtungsstil ist sichtlich modern. In Chalet Nummer zwei, „Dreisessel“, fehlen noch die Möbel. Aber in zwei bis drei Monaten will Eugen auch dieses Ferienhaus fertig eingerichtet haben. Es soll etwas traditioneller werden – einen genauen Plan hat der Schreiner aber noch nicht. „Wenn man mit Altholz arbeitet, muss man nehmen, was man kriegt – und dann schauen, was man draus machen kann. Da bringt einem ein detaillierter Plan sowieso nichts.“
„Das dritte Chalet würden wir gerne bis Weihnachten fertig haben“, gibt sich Anita zuversichtlich. Dass sie zu Heilig Abend schon Buchungen für alle drei Chalets haben, sei dabei nicht unwahrscheinlich. Noch während die Premierengäste da waren, trudelte bereits die nächste Anfrage für die Folgewoche ein. Und: „Es gibt ungefähr dreißig weitere Interessenten, die aber zuerst Fotos vom fertigen Chalet sehen möchten“, berichtet Anita erfreut. Von jung bis alt, Pärchen, Familien – alles sei dabei.
Das unternehmerische Risiko, das die Chalet-Bauer eingegangen sind, scheint sich demnach zu lohnen. Sie haben viel Geld in die Hand genommen, um ihren Gästen viel bieten zu können. Und wenn der erste Eindruck täuscht und es doch nicht läuft? „Wir haben ungefähr jede Woche eine neue Anfrage von Leuten, die die Hütten gerne kaufen würden“, sagt Anita und lacht. „Wir geben sie aber nicht her“, kontert Eugen. Beide sind sich sicher, dass sie alle Mühen wert waren und sind.
Sabine Simon