Arnetsried. Ein paar Kilometer hinter Regen in Richtung Teisnach, direkt an der B85, liegt das kleine Dörfchen Arnetsried. „Oanatsriad“, wie die Hiesigen sagen. Hier leben gut 120 Leute. Claudia Kraus ist eine davon. Und ja! Sie hat’s erfunden: Der geneigte Urlauber muss nicht mehr in die Schweiz reisen, um in einem Chalet (ursprünglich „Sennhütte“) zu residieren. Auf die Wiese hinter ihrem Elternhaus hat sie vor vier Jahren das „Forsthaus“ bauen lassen. Vor zwei Jahren folgte das „Jagdhaus“ – beide Holz-Chalets hat sie selbst geplant und sind damit ganz nach ihrem Geschmack, ganz luxuriös.
Beide Häuser gehören zu den Nationalpark-Partner-Unterkünften und sind mit fünf Sternen ausgezeichnet. „Für meine Gäste nur das Beste“, lautet das Motto der 48-Jährigen Hotelfachmeisterin und Projektmanagerin im Softwarebereich. Für uns Hörhammers ist an diesem Wochenende das Beste, dass wir es sind, die ihre Gäste sein dürfen. Wir – das heißt: Eva (32), Stephan (34) und Albert (vier Monate) – beziehen das „Forsthaus“…
Es riecht holzig, frisch und nach Feuer
Claudia erwartet uns schon auf der Straße. Ganz offenbar hat sie einen Riecher für ihre Gäste. Es hat wieder geschneit und ein älterer Herr räumt die Schneemengen beiseite – ihr Vater, wie sie später erzählen wird. Die Chalets sind ordentlich groß – keine kleinen Holzhütterl, sondern richtige Häuser. Claudia geht voraus. Da ich ein „Nasen-Mensch“ bin, fällt mir gleich der angenehme Duft im Haus auf. Es riecht holzig, frisch und nach Feuer.
Ein solches knackt bereits im Wohnraum und verbreitet eine heimelige Stimmung. Der verputzte Kachelofen geht seiner Arbeit nach, durch das schmiedeeiserne Ofenloch funkelt die Glut. Die Sonne scheint durch die großen Fenster herein und mein Herz hüpft schon jetzt: Wir dürfen das ganze Wochenende hier verbringen! Fast alles ist aus Holz – und doch wirkt es keineswegs erdrückend. Hier sucht der Gast vergebens Landhausstil oder Alpenkitsch. Das Ambiente ist nicht überladen, dafür klassisch. So wie auch Claudia selbst, die mit ihrem grünen Pulli und den dazu passenden Ohrringen eine gute Figur macht.
Im großen Wohnraum fällt zunächst der Esstisch ins Auge, auf dem ein Strauß Tulpen den Frühling ankündigt. Daneben steht ein Brotzeitkorb mit Geräuchertem, Pfefferbeißern, frischen Brezn, selbstgemachter Marmelade und Gelee, Bauernbrot sowie selbst angesetztem Hollerlikör. Rotwein sowie Prosecco und Schokolade runden die kulinarische Begrüßung ab. Und Claudia meint: „Das erwartet jeden Gast, ob Staatssekretär oder Manager.“ So also auch uns. Sie öffnet den Kühlschrank: Eier, eine Flasche Milch, griechischer Joghurt. Für alles ist gesorgt. Die Gastgeberin erklärt uns die edle Kaffeemaschine, zieht Schubladen auf, öffnet Schränke. Alles da. Dankbar erblicke ich ein Glas mit getrocknetem Salbei aus dem hauseigenen Kräutergarten. In der Abstill-Phase wunderbar…
„Mein Opa Mich war Jäger mit Herz und Seele“
In der Ecke, hinter dem Kamin, steht die gemütliche Couch, die vor allem für Albert eine wahre Spielwiese sein wird. Kissen mit Hasen, Oachkatzerl und Rehen erinnern daran, dass wir uns im „Forsthaus“ befinden. An der Wand hinter dem Ofen hängen ein paar Rehg’wichtl, vorn in der Küche eine alte Schützenscheibe. „Mein Opa Mich war Jäger mit Herz und Seele. Das war für mich sehr prägend“, erzählt Claudia.
Und warum die beiden Chalets im Bayerischen Wald und nicht anderswo? „Ich habe zwölf Jahre in der Schweiz gearbeitet – in Zürich, Sankt Moritz und Luzern.“ Auch sehr prägend. Claudia hat viel zu erzählen. In der „Wastlsäge“ in Bischofsmais hat sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht. Dann verlies sie die Heimat Richtung Schweiz und landete schließlich in Südamerika, in der Karibik, auf den Galapagos-Inseln. Sie hat auf der MS Orient Express gearbeitet, genauso in der Dominikanischen Republik. Sie spricht fließend Spanisch, Englisch und Schwiizerdütsch, versteht Portugiesisch und kann sich mit Italienisch und Französisch weiterbringen. „Nach dem Hurrikan Georges war aber Schluss. Der hat mir meine Grenzen aufgezeigt“, sagt sie. Seitdem arbeitet sie wieder in Niederbayern, ist Softwareconsultant, verkauft Hotelsoftware und hat sich auf die spanischsprachige Welt spezialisiert. Und sie hat die Wiese gekauft, die zwischen dem Feuerwehrhaus und ihrem Elternhaus liegt.
Australien & Israel: Gäste aus der ganzen Welt
Dort stehen also nun die zwei Chalets – nicht im künstlichen Abseits, sondern im lebendigen Mittendrin. Sehr sympathisch. Das wissen auch die betuchten Gäste zu schätzen, die unter anderem aus Israel, Palästina, Schweden, Australien, der Schweiz und Österreich anreisen. „Zu mir kommen Leute aus dem mittleren und oberen Management, oft mit der Familie. Sie schätzen das Echte, die Natur und den Nationalpark“, sagt Claudia, die ganz genau weiß, wie ihre Gäste ticken. „Sie wollen sich einfach entspannen und ihre Ruhe.“ Darum lässt sich auch die Tatsache, dass es kein WLAN oder überhaupt einen halbwegs vernünftigen Internetzugang gibt, gut verkaufen.
Claudia weiß eben, was sie anbietet und fügt hinzu: „Qualität und Service kosten Geld.“ Das klingt erfahren – nicht überheblich. Und man nimmt es der Gastgeberin ab, dass das Mondphasen-Holz, aus dem die Chalets gebaut sind, kein bloßer Marketing-Gag ist. „Es stammt aus unserem eigenen Wald. Und man wusste ja schon früher, wann es besonders günstig war, Holz zu schlagen.“ Die Häuser hat sie selbst geplant – sie wurden in Holzständerbauweise errichtet. Gestrichen hat sie sie selbst, eingerichtet sowieso. Weiter geht der Rundgang…
Das Bett im Schlafzimmer bietet allen Dreien Platz
Im barrierefreien Erdgeschoss befindet sich ein Schlafzimmer, das wir gleich als unseres auserwählen. Wenn Albert schläft, können wir noch gemütlich im Wohnzimmer sitzen und würden ihn hören, sollte er weinen. Selbstredend schläft er bei uns im Bett. Und wir haben hier sogar beide Platz, da diese Schlafstatt weitaus breiter ist als das 1,40-Meter-Bett daheim. Claudia weist uns nach oben, wo wir noch zwischen zwei weiteren Schlafzimmern wählen könnten. Sogar ein Babybett hat sie aufgestellt, das wir ja nun nicht brauchen.
Oben befindet sich ein Bad mit Dusche – dezente Fliesen, eine Sandsteinplatte unter dem geschwungenen Waschbecken. Es stehen Duschgel, Shampoo und Bodylotion bereit, ganz wie im Hotel. Die Handtücher sind hübsch auf die Betten drapiert, das erste Blatt der Klopapierrolle gefaltet… Wir fühlen uns sehr willkommen. Oben schauen wir von der gemütlichen Galerie hinunter ins Wohnzimmer. Hier lässt es sich gewiss auch gut verweilen. Die Sessel und die kleine Bibliothek – international bestückt – laden zum Schmökern ein. Und wir sind das ganze Wochenende hier! Ich sehe mich schon auf den Betten hüpfen, stundenlang unter der Regendusche stehen und große Scheite in den Ofen stopfen. Einfach, weil es geht.
Keine Badewanne? Ein Außenwhirlpool!
Wieder unten, zeigt uns Claudia das zweite Bad, das mit einer Infrarotsauna aufwartet. Schön und gut, aber eine Badewanne fehlt mir definitiv. Wenn schon, denn schon, oder? Meine Bedenken werden mehr als nur zerstreut, als uns der Außenwhirlpool präsentiert wird. Ein bisschen Luxus, ein bisschen Glitter-Flitter – puh, dagegen bin auch ich nicht gefeit. Die Gastgeberin verabschiedet sich, jetzt haben wir es für uns! Jucheee! Ich bereite mir sogleich einen Kaffee zu – und später noch einen doppelten, mit dem Ergebnis, dass ich kaum mehr schlafen kann. Aber was soll’s.
Da wir um sechs Uhr einen Massagetermin haben, müssen wir uns sputen. Ja, wir haben einen Massagetermin. Und zwar im hölzernen Bauwagen, der im Inneren ein kleines Spa beherbergt. Nun also noch geschwind mit dem Auto nach Regen, hinein in die gute Nähstube, mal „Hallo“ sagen zu Samira, die sich da was ganz Hübsches getraut hat. Wir trinken spezielle Limonade, Albert schaut sich mit großen Augen um und ich finde ein Geschenk für Mama, die bald Geburtstag hat. Fürs Frühstück kaufen wir Butter, O-Saft, Kaba und Räucherlachs. Und schnell geht’s zurück ins Chalet.
Eine Wohltat: Hot-Stone-Massage mit Maya-Gold
Ich zuerst! Hinein in den flauschigen Bademantel, hinaus in den Schnee. Claudia und ein duzend Windlichter geleiten mich zum Spa-Wagen, der stimmungsvoll im Dunkeln leuchtet. Drinnen wartet Diana Arz, die Schwester von Simona Seibold, in deren Paradies Lieblings-Kollege Helmut zum exklusiven „Ausprobiat“ eintauchen durfte. Im Wellness-Wagen bollert im kleinen Ofen ein Feuer. Hier stehen ein großer Sessel und die Massageliege – sonst nichts. Alles ist aus Holz, es ist kuschlig warm, Meeresrauschen und Instrumentalklänge dringen angenehm an mein Ohr.
Dianas Massage ist herrlich. Rücken, Beine, Füße, Arme… Alles ist an der Reihe und wird mit warmen Wald-Öl und heißen Steinen ordentlich massiert. Die Steine hat Claudia aus Mexiko mitgebracht, wie Diana erzählt. Sie sind aus Maya-Gold. Wieder ein Marketing-Gag? Jedenfalls einer, der sich prächtig anfühlt… Ich bin glücklich und husche barfuß durch den Schnee zurück ins Chalet, wo ich es mir mit Albert gemütlich mache, während Stephan auf Massage-Wolken schwebt. Geht es uns gut? Es geht uns prächtig!
Wir gönnen uns einen Schluck vom edlen Roten…
Der Abend nimmt Fahrt auf. Wir brotzeiteln, kuscheln mit Albert auf der Couch und bringen den kleinen Mann schließlich in die Falle. Da er in seinem jungen Alter noch nie im Urlaub war, macht ihn das fremde Bett leicht nervös – und die Nacht verläuft nicht so entspannt wie gewohnt. Da uns Albert für gewöhnlich aber längst durchschlafen lässt, sind wir eh absolut verwöhnt. Wir gönnen uns noch einen Schluck vom edlen Roten, ich blättere im bereitgelegten Servus-Magazin, Stephan schaut ein bissl Bundesliga – und schließlich kuscheln wir uns zu unserem Sohn. Der erzählt uns mitten in der Nacht Geschichten aus seinem Leben – und wir haben ihn lieb…
Gut gemacht! Ein Ausflug ins Haus der Wildnis
Wie üblich stehen wir früh auf, Albert verlangt nach seinem ersten Frühstück. Und da hat doch tatsächlich schon eine gute Fee ihre Spuren hinterlassen: An der Türklinke hängt eine Stofftasche, gefüllt mit frischen Semmeln und Brezn. Draußen schaut’s nach noch mehr Schnee aus, was weiter zur Gemütlichkeit beiträgt. Stephan heizt den Ofen an, ich richte das Frühstück her, Albert sitzt im Maxicosi auf dem Tisch.
Was machen wir heute? Der Whirlpool wird abends entweiht, so viel steht fest. Vorher wollen wir ein wenig spazieren gehen, am besten im Nationalpark. Und das Haus zur Wildnis haben wir auch noch nicht gesehen. Also alles reingepackelt ins Auto – und ab geht’s. Albert macht ein Nickerchen und freut sich, dass er gewagelt wird. Uns tut die frische Luft gut und der Schnee, der in dicken Flocken herunterfällt. Wir erhaschen einen Blick auf Luchs und Wolf, lassen uns im Haus zur Wildnis feine Biospezialitäten munden und schauen uns die Ausstellung an. Fazit: Gut gemacht! Eigentlich wollen wir jetzt noch ins Schwellhäusl, Brotzeit machen. Doch dann stellt sich heraus, dass der Fußweg eine Stunde dauern würde. Da es schon halb fünf ist, wird das heute gewiss nichts mehr. Albert wird auch langsam unleidlich – und wir beschließen, den Rückweg ins Chalet anzutreten.
Es ist schon finster, als wir ankommen. Albert möchte heute ganz sicher keinen Restaurantbesuch mehr erleben, weshalb wir dieses Vorhaben auf morgen verschieben – und „nur“ noch brotzeiteln. Der Prosecco kommt uns gerade recht. Unser Sohn ist ordentlich müde und mag früh schlafen, was uns schließlich die Gelegenheit gibt, gemeinsam den Whirlpool unsicher zu machen. Wir huschen nach draußen durch den Schnee und hüpfen ins warme Nass, probieren alle Sprudelstufen durch und schauen ein paar Mal drinnen nach, ob Albert nicht doch nach uns verlangt. Tut er nicht – aber so sind junge Eltern nun mal. Der Prosecco und das warme Wasser haben uns müde gemacht. Für heute ist’s genug.
Nochmal schnell in den Whirlpool…
Der Sonntagmorgen beginnt tatsächlich wieder mit dem heimlichen Besuch der guten Fee. Heute sagen wir auf gut Schwiizerdütsch „Salü“ zu unserem Chalet. Aber noch nicht gleich. Als sich Albert und Stephan nach dem Frühstück nochmal hinlegen, nutze ich die Zeit und gehe allein in den Whirlpool. Die kalte Luft ist herrlich – und es rieseln sogar ein paar kleine Flocken herab. Noch einmal schnell unter die Regendusche, noch schnell einen letzten Kaffee.
Wir räumen auf, werfen einen letzten Blick in den Wohnraum, die Sonne scheint durch die Fenster. Er hat gut getan, unser erster kleiner Familienurlaub im „Forsthaus“. Heimzu machen wir noch Halt beim Euler in Neuschönau. Ein Tipp von Claudia. Wir denken an ihre Maxime: „Ich kann nur empfehlen, was ich auch gut finde.“ Bei Jägerschnitzel und Bier überlegen wir, ob wir im „Forsthaus“ wohnen wollten. Nein, das dann doch nicht. Dahoam is dahoam. Und dann wäre ja all der Luxus alltäglich…
Text: Eva Hörhammer / Fotos: Stephan Hörhammer
(Transparenz-Erkärung: Wie fährt sich ein Elektroauto? Würde ich meine Führerscheinprüfung heut noch einmal bestehen? Wie “gefährlich” ist das Klettern in einem Hochseilpark? Oder: Wie gelingt ein richtiger Schweinebraten? Wir probieren’s für Sie und unsere Leser aus – stets offen und ehrlich! Wenn auch Sie unser Ausprobiat-Team für Ihre Sache engagieren wollen, kontaktieren Sie uns einfach – und wir schicken Ihnen zum absolut freundlichen Ausprobiat-Preis eine kompetente, wagemutige und offenherzige Truppe vorbei, “bewaffnet” mit Bleistift, Papier, Foto- und Videokamera. Einfach eine Email mit dem Kennwort “Ausprobiat” an info@hogn.de senden – und wir melden uns umgehend bei Ihnen.)
[…] Lesen Sie hier den kompletten Beitrag im Onlinemagazin da Hog’n […]
[…] Lesen Sie hier den kompletten Beitrag im Onlinemagazin da Hog’n […]