Freyung-Grafenau. Am 7. Juli 2016 lag die Zahl der Unterstützer der Online-Petition gegen die Schließung der Landkreis-Hallenbäder bei rund 1.700. Das von Initiator Ernst-Jürgen Korritter, der vom Kreistag den Erhalt der Bäder fordert, zu Beginn ausgelobte Ziel: 10.000 Unterschriften. Nun hatte der Online-Petent die Gelegenheit, die Liste der Unterzeichner an Landrat Sebastian Gruber zu übergeben. Am Ende waren es dann auch „nur“ 2.559.
„Hallenbäder für Sport, Schulen und Tourismus unverzichtbar“
Wie viele Unterzeichner, insbesondere solche mit Kindern, in ihren Kommentaren betonen, ist es ihnen ein echtes Anliegen, dass vor allem am Wochenende eine Möglichkeit des Hallenbadbesuches erhalten bleibt. Auch solle, so der Initiator, die Reduzierung der Besuchszeiten auf keinen Fall der erste Schritt zu einer vollständigen Schließung der Landkreishallenbäder sein.
Die Landkreishallenbäder würden – und dies zeige auch die hohe Beteiligung an der Onlinepetition, wie der leidenschaftliche Schwimmer Korritter betont – von vielen Bürgern als für Sport, Schulen, Institutionen und nicht zuletzt den Tourismus unverzichtbar angesehen.
Der Kreistag hatte im Sommer diesen Jahres beschlossen, die Hallenbäder in Freyung und Grafenau jährlich für die Dauer vom 1. Mai bis einschließlich 30. September eines jeden Jahres zu schließen. Im Sommer 2017 muss die Verwaltung dem Gremium berichten, wie die Wintersaison 2016/ 2017 wirtschaftlich gelaufen ist. Dann wollen die Kreisräte endgültig über die Zukunft der Bäder entscheiden. In den Jahren 2006 bis 2015 war in den beiden Hallenbädern ein Defizit von 6,06 Millionen Euro aufgelaufen, finanziert über die Kreisumlage aller Gemeinden.
„Mussten uns zwingend mit der Zukunft der Bäder beschäftigen“
„Der Bayerische Kommunale Prüfungsverband hat dem Landkreis ins Stammbuch geschrieben, dass öffentliche Hallenbäder nicht zu den Pflichtaufgaben eines Landkreises gehören. Wir mussten uns also zwingend mit der Zukunft dieser Einrichtungen beschäftigen“, sagt Gruber. „Angesichts der immensen Defizite konnte es ein Weiter so nicht geben.“
Der Blick in die Nachbarlandkreise zeigt, dass Freyung-Grafenau auch nach dem Konsolidierungsbeschluss des Kreistags bei den Möglichkeiten zum Schwimmen immer noch gut da steht. Die Landkreise Passau und Deggendorf stellen kein Hallenbad für die Öffentlichkeit zur Verfügung, der Landkreis Regen nur das Hallenbad Viechtach mit sehr eingeschränkten Öffnungszeiten. In Freyung-Grafenau stehen die Hallenbäder während der Wintersaison werktags weiterhin der Allgemeinheit zur Verfügung, allerdings nur mehr abwechselnd: Dienstag, Donnerstag und Samstag in Freyung – Montag, Mittwoch und Freitag in Grafenau.
Die genauen Öffnungszeiten lauten:
- Freyung:
Dienstag: 14 bis 21Uhr, Sauna: Familiensauna
Donnerstag: 14 bis 21 Uhr, Sauna: Damensauna
Samstag: 13 bis 19 Uhr, Sauna: Familiensauna - Grafenau:
Montag: 16 bis 21 Uhr
Mittwoch: 16 bis 21 Uhr
Freitag: 16 bis 21 Uhr
Eingeschränkte Öffnungszeiten „Daran hat kein Weg vorbei geführt“
Die Schulen könnten die Bäder weiterhin für den Sportunterricht nutzen. Kindergärten könnten grundsätzlich auch weiterhin Schwimmkurse abhalten, ist in der Pressemitteilung des Landratsamts zu lesen. Mit den Vereinen stehe die Liegenschaftsverwaltung in Kontakt, um einvernehmliche Lösungen für die künftige Nutzung zu finden.
Das Landratsamt erwarte durch dieses Modell eine deutliche Verringerung des Defizits, da dadurch erheblich bei den Personalaufwendungen – dem mit Abstand größten variablen Kostenblock – eingespart werden könne. „Funktionieren wird das allerdings nur, wenn möglichst viele Bürger das neue Modell auch nutzen“, stellt Gruber klar. Denn auch die Einnahmen dürften keineswegs sinken, im Gegenteil. Der Kreistag habe den Willen, bei den Hallenbädern zu sparen ganz klar zum Ausdruck gebracht. Daher seien auch Vergünstigungen für einzelne Benutzergruppen gestrichen worden. An der Einschränkung der Öffnungszeiten habe kein Weg vorbei geführt. Man müsse die Finanzen des Landkreises konsolidieren, die Zwänge zum Sparen seien vorhanden.
„Ziel ist es, das Angebot für die Bürger möglichst zu erhalten“
In der Komfortzone, bei den Öffnungszeiten und den Preisen, müsse man leider Einbußen hinnehmen. „Mein Ziel ist es aber, das Angebot für die Bürger als solches bei der öffentlichen Hallenbadnutzung wie auch bei der Bibliothek möglichst zu erhalten“, sagt Gruber. Sollte sich das Modell als tragfähig erweisen, könnte der Landkreis sogar den einen oder anderen Vorschlag von Schulen und Schwimmvereinen aufgreifen und die Schließzeiten im Sommer besser auf deren Bedürfnisse abstimmen.
Jetzt seien aber die Nutzer gefragt: Nur wenn sie in ausreichender Zahl und Frequenz die höheren Preise und die eingeschränkten Öffnungszeiten akzeptieren würden, könne sich eine Chance entwickeln, den öffentlichen Betrieb in den Hallenbädern zu erhalten.
Das letzte Wort hat dann im Sommer 2017 der Kreistag. Er müsse dabei aufgrund der Konsolidierungsauflagen der übergeordneten Behörden das wirtschaftliche Ergebnis der laufenden Saison zum Maßstab seiner Entscheidung machen. „Die Hallenbäder haben nur eine Zukunft, wenn das Defizit abgebaut werden kann. Dazu brauchen wir jeden Besucher“, appelliert Landrat Sebastian Grube an die potenziellen Hallenbadnutzer.
da Hog’n
Warum nur erinnert mich das an die Geschichte vom Mann, der fand, daß ihn das Futter für seinen Gaul zu viel Geld koste. So begann er, diesen an immer weniger und weniger Futter zu gewöhnen.
Leider ging das dumme Vieh ein, gerade, als er es daran gewöhnt hatte, gar nichts mehr zu fressen …