Haidmühle. Wie emotional das Thema Tourismus und „Koboldgemeinde“ in Haidmühle belegt ist, merkt man am hitzigen Diskurs über meinen kürzlich veröffentlichten Kommentar im Hog’n: Durch jedes kritische Wort fühlt sich jemand angegriffen oder beleidigt, rufschädigend seien meine Anmerkungen, meint gar jemand. Ein anderer legt dagegen noch eine große Schippe an Kritik drauf und beschwert sich ausführlich über die Gemeindeverwaltung. Mit meinem Kommentar kann ich die Probleme der Gemeinde nicht lösen. Ich bin keine Tourismus-Expertin, das stellt ein Leser richtig fest. Ich bin Journalistin. Und als Journalistin kann und will ich vor allem eines: dazu anregen, dass über das Thema diskutiert wird. Das ist mir anscheinend gelungen.
Jeder, der irgendwie mit Tourismus zu tun hat, fühlt sich angegriffen
Schade ist, dass bei fast jedem Diskussionsbeitrag sofort die Schuldfrage mitschwingt. Dass sich jeder, der selbst eine Unterkunft vermietet, eine Gaststätte betreibt, im Gemeinderat sitzt oder sonst irgendwie mit dem Tourismus zu tun hat, angegriffen fühlt, wenn ein Artikel mal nicht nur Honig ums Maul schmiert.

Kein Geld für die Homepage, aber: Geld für zahlreiche neue Aktionen und Werbemaßnahmen im Zuge der Kobold-Idee wäre da gewesen? Foto: Franz Kies
Ich sehe die ganze Sache so: Das Problem ist der „Tourismus-Teufelskreis„, wie ich ihn nennen würde: Irgendwann war der Bayerische Wald als Urlaubsziel nicht mehr so gefragt wie zuvor. Die Touristen blieben nach und nach aus. Die Betreiber von Gaststätten, Hotels und Pensionen hatten weniger Gäste, konnten daher wenig in ihre Betriebe investieren – und so wurden diese nach und nach immer uninteressanter für Urlauber, deren Ansprüche immer höher wurden. Nun sind viele Betriebe an dem Punkt angelangt, an dem sie Urlauber vor allem durch Schnäppchenpreise anlocken wollen. Was meist nicht funktioniert.
Was kann eine Gemeinde wie Haidmühle gegen den Tourismus-Teufelskreis tun? Ich maße mir wie gesagt nicht an, die Lösung zu kennen. Dass das riesige Konstrukt „Koboldgemeinde“ nicht der richtige Weg gewesen wäre, ist meine Meinung – die der Gemeinderat anscheinend teilt. Das Konzept war meiner Meinung nach überdimensioniert. Vor allem, wenn man darüber klagt, dass die Gemeinde sehr gerne eine neue Homepage in Angriff nehmen würde – aber es aufgrund der klammen Kassenlage nicht kann. Und das, obwohl jeder weiß, dass eine moderne Website die Visitenkarte jeder Gemeinde ist. Der erste Eindruck des (virtuellen) Besuchers entsteht über sie – ich zumindest suche mir meine Urlaubsziele im Internet aus und bin mir sicher, dass das auch fast jeder potenzielle Haidmühle-Urlauber so macht. Homepage muss also wegen Geldmangel warten – Geld für zahlreiche neue Aktionen und Werbemaßnahmen im Zuge der Kobold-Idee wäre aber da gewesen?
Alles andere als zielführend, sofort die Schuldfrage zu stellen
„Die Gemeinde“ (mit dem Begriff wollte ich übrigens nicht ausschließlich die Verwaltung oder den Gemeinderat ansprechen, sondern alle Haidmühler, Bischofsreuter, Frauenberger…) kann natürlich nicht selbst ein Hotel eröffnen à la Familotel (das Familienbeispiel war nur deshalb gewählt, weil das Koboldkonzept ebenfalls Familien ansprechen wollte – natürlich ist unsere Region auch für zahlreiche andere Gruppen interessant!). „Die Gemeinde“ kann auch kein neues Gasthaus eröffnen. Vielleicht kann „die Gemeinde“ aber Gastronomen und Hoteliers unterstützend zur Seite stehen, um Verbesserungen umzusetzen.
Die Gemeinde(-Verwaltung) kann natürlich auch keinen renovierungsbedürftigen Privatbesitz einfach abreißen oder wiederbeleben. Hier habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Aber auch hier ist es alles andere als zielführend, sofort die Schuldfrage zu stellen. Wer jetzt genau verantwortlich für dieses nicht gerade einladende Bild am Ortsrand ist, ist doch nicht entscheidend. Dadurch fühlt sich nur jeder angegriffen und blockt ab. Weder die Gemeinde, noch der Besitzer, noch sonst jemand ist schuld. Das Gesamterscheinungsbild leidet trotzdem – und wer wie ich nicht in Haidmühle aufgewachsen ist, der sieht den Ort erstmal mit den Augen eines Touristen und weiß, dass er auf den ersten Blick eben nicht den allerbesten Eindruck macht. Lösungen für derartige Probleme sind sicher nicht einfach – weiter kommt man aber in jedem Falle nur: gemeinsam.
Zusammenhalt & konstruktive Diskussion statt Schimpfwörter
Das Allerwichtigste für eine kleine Dorfgemeinschaft ist Zusammenhalt. Gemeinsamkeit statt jeder gegen jeden. Keine Schuldfragen stellen. Konstruktive Diskussion statt Schimpfwörter. Unterschreiben kann ich den Kommentar von Harald Gibis – er unterstreicht genau das: Die Menschen müssen sich wohlfühlen in ihrer Gemeinde. Zusammenhalten.
Harald Gibis kommentierte am 13. Oktober:
„(…) Wollen wir das ganze doch Mal sachlich betrachten: Dass der Tourismus krankt und nur durch neues wiederbelebt werden kann ist unbestritten. Dazu bedarf es aber, nicht den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen. Es wäre aber falsch gedacht, sich mit Biegen und Brechen auf neue Konzepte zu stürzen, egal ob diese für sinnvoll erachtet werden oder nicht. Zu allererst muss es um die Menschen in der Gemeinde gehen. Für sie muss alles getan werden, dass sie gerne hier wohnen, sich mit ihrer Heimat identifizieren, kurz gesagt, dass sie sich wohlfühlen.
Wenn sie gefragt werden, wo sie herkommen, dann sollen sie sagen können: „Aus der Gemeinde Haidmühle, und das ist gut so!“ Nur wer sich wohlfühlt, sich identifizieren kann, der wird sich auch einbringen in die Gesellschaft, in Vereinen im öffentlichen Leben und auch in der „kleinen“ Gemeindepolitik. Wer sieht, dass es passt, der wird vielleicht auch Ideen entwickeln, die die Gemeinde, das Leben in der Gemeinde und auch das Image unserer Gemeinde fördern. (…)“
Und gemeinsam lassen sich dann sicher Schritt für Schritt kleine, finanzierbare Dinge angehen, um das Image der Gemeinde moderner und ansprechender zu machen. Bestes Beispiel sind die Jogl-Kneippanlage oder der Spielplatz am Märchenwald: Wenn Gemeindeverwaltung, Vereine und Bürger zusammenhelfen und anpacken, entsteht etwas sehr Schönes, das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt ist!
Kommentar: Sabine Simon
Hallo Frau Simon,
bereits am 12.10. erschien Ihre Veröffentlichung unter der Überschrift: „Oh wie jammerschade! Keine Kobolde am Waldrand von Haidmühle…“
Es verwundert mich daher, weshalb Sie jetzt den selbigen Beitrag erneut veröffentlichen?
Eigentlich kann es nur daran liegen, dass irgendeinem die darunter stehenden Kommentare nicht gepasst haben, doch so etwas sollte man schon aushalten können. Mich wundert es aber auch, dass die Hog’n-Redaktion so etwas zulässt? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich behaupten, denen gehen die Beiträge aus…
Jedenfalls sollte die Redaktion zukünftig auf so etwas verzichten.
Hallo „Peterle“.
Keine Sorge, der Schreibstoff geht uns so schnell nicht aus. Dafür ist dieser Landstrich zu interessant und seine Menschen zu geschichtsträchtig.
Inwiefern ist denn folgende Ihrer Aussagen zu verstehen: „Es verwundert mich daher, weshalb Sie jetzt den selbigen Beitrag erneut veröffentlichen?“
Und was bedeutet denn eigentlich „so etwas“? Können Sie das irgendwie konkretisieren?
Und zu Ihrem wohlgemeinten Ratschlag am Ende: Da müssen wir Sie leider enttäuschen – denn Kommentare wie dieser (und dessen Vorgänger) sowie die entsprechenden Reaktionen darauf zeigen, dass wir (einmal mehr) den Finger in die richtige Wunde gelegt haben.
Bleiben Sie uns dennoch gewogen.
Die Hog’n-Redaktion