Freyung. Es sind Erlebnisse wie diese, die man so schnell nicht wieder vergisst. Es sind die gemeinsamen Schulausflüge, die wohl ewig in Erinnerung bleiben. 18 Schüler und zwei Lehrer des Gymnasiums Freyung haben von Ehrwald (Tirol) aus mit ihren Mountainbikes die Alpen überquert – und sind nach sechs Tagen Strampelei an ihrem Ziel, dem italienischen Gardasee, wohlauf und überglücklich angekommen. Im Rahmen ihres P-Seminars haben die Buben und Mädchen im Vorfeld die genaue Route ausgearbeitet, Zwischenstationen und Übernachtungsmöglichkeiten ausfindig gemacht, Sponsoren akquiriert sowie eine Gepäckliste mit Proviant und Ersatzteilen zusammengestellt. Von schweißtreibenden Bergetappen, unliebsamen Begegnungen mit Kühen und einem kuhlinarrischen Highlight berichtet Teilnehmer Franz Danhauser. Der 18-jährige Herzogsreuter hat während der Sechs-Tages-Tour Tagebuch geführt…
Tag 1:
Früh am Morgen vor Schulbeginn treffen wir uns am Parkplatz des Freyunger Gymnasiums, um mit einem Pkw samt Fahrradanhänger und einem Kleintransporter unsere Reise über die Alpen zu beginnen. Die Fahrt geht über München nach Ehrwald in Tirol (am Fuße der Zugspitze), das wir um 11 Uhr vormittags erreichen – und wo wir uns erstmals in den Sattel schwingen. Sogleich bekommen wir einen Eindruck von der Gebirgspracht und den türkisblauen Seen, die ab sofort unsere ständigen Begleiter sind. Überwiegend durch Kiefernwälder geht es dann über den Fernpass weiter nach Imst. Von dort aus radeln wir am noch wilden und teils trüben, teils türkisblauen Inn entlang nach Landeck. Wir erreichen nach 55 Kilometern und 77 Höhenmetern bei bedecktem Wetter unser erstes Ziel – die Unterkunft „Thialblick“.
Tag 2:
Nach einer Stärkung beim Frühstück beginnt Tag zwei mit kleineren Regenschauern. Aufgrund der schlechten Wettervorhersagen für diesen Samstag wählen wir eine eher leichtere Route entlang des Inns. Ein Almabtrieb mit ordentlich Kuh-Verkehr stoppt uns kurz, danach kann die Reise weitergehen zu einem Gasthaus in Pfunds – unserem Nachtlager. Da das Wetter bei der Ankunft verhältnismäßig passabel ist und einige von uns noch nicht ganz ausgelastet sind, begeben wir uns in einer kleineren Gruppe auf Erkundungstour in die nähere Umgebung. Wir suchen ein Restaurant auf, um dort zu Abend zu essen. Schließlich geht es dann über einen finalen Abstecher zur „Lederhosenparty“ wieder zurück in die Unterkunft.
Tag 3:
Nach einer erholsamen Nacht führt unser Weg bei anfangs noch recht frischen Temperatur-Verhältnissen und vor spektakulärer Gebirgskulisse über eine Passstraße in die Schweiz. Von dort aus sollte nun unsere schwierigste Etappe erfolgen: die Uina-Schlucht. Aufgrund technischer Probleme sowie der zunehmenden Höhenangst wird unser Gruppe kurzerhand aufgeteilt: Die einen radeln somit über Nauders, vorbei an großartigen Seen, zu unserem Tagesziel in Prad am Stilfserjoch. Die anderen meistern den etwas anspruchsvolleren Weg, vorbei an einem reißenden Gebirgsfluss in einem Naturschutzgebiet, auf schmalen, teils so steilen Passagen, dass man das Bike schieben muss, bis hin zum Einstieg des in den Stein gemeißelten Steigs entlang der Uina-Schlucht. Vorsichtig und jeden Schritt genau bedacht, geht es mit dem Fahrrad in der rechten und dem Stahlseil in der linken Hand ganze 400 Höhenmeter bergauf.
Eindrücke vom Alpencross der Freyunger Gymnasiasten:
Nach einiger Zeit kommen wir schwer atmend auf einem mehr als 2.000 Meter hoch gelegenen Plateau an – die dünne Höhenluft macht uns zu schaffen. Der erneut einsetzende Regen kann uns jedoch nicht den Spaß an der nun folgenden Trail-Abfahrt Richtung Tal nehmen. Die Bremsen haben ordentlich zu tun – und werden nach kurzer Dauer derart heiß, dass wir sie mit Wasser kühlen müssen. Nach einigen Kilometern im Tal kommen wir schließlich im Licht der Dämmerung im italienischen Prad an. Das komfortable Hotel, unser Bleibe für diese Nacht, haben wir uns nach diesem anstrengenden Trip redlich verdient – den meisten fielen schon beim Essen die Augen zu.
Tag 4:
Zunächst radeln wir zirka 40 Kilometer relativ entspannt am Fluss Etsch entlang, vorbei an schier unendlichen Apfelplantagen. Nach den Anstrengungen am Vortag sowie aufgrund der zunehmenden Mittagshitze entscheiden wir uns, die ersten 800 Höhenmeter einzusparen – der Seilbahn Aschbach sei Dank. Danach müssen wir trotzdem noch 800 Höhenmeter auf dem Mountainbike zurücklegen.
Oben auf einer Alm angekommen, werden unsere Fahrräder beinahe von einer Kuhherde übertrampelt. Die Wiedergutmachtung: Eine leckere Portion Kaiserschmarrn und ein Liegestuhl bei wunderbaren Sonnenstrahlen. Es folgt eine längere Abfahrt, die Temperaturen steigen immer weiter. Wir nähern uns dem Süden. Auf dem Etsch-Radweg geht es dann weiter zu unserem heutigen Etappenziel: Bozen. Mit ungewohntem Stadtgefühl checken wir in unserer Jugendherberge ein und machen anschließend noch einen Abstecher in die Altstadt.
Tag 5:
Zur Wahl stehen an diesem Tag eine Tour hinauf in die Berge sowie eine Tour entlang der Etsch zu einem Badesee. Nach kurzer Diskussion wird einstimmig der Kalterer See angesteuert, wo unsere Pedalumdrehungen diesmal nicht auf dem Rad, sondern beim Erkunden des Sees mit zwei Tretbooten absolviert werden. Angekommen in Trient bilden die Spare Ribs eine willkommene Abwechslung zur üblichen italienischen Küche.
Tag 6:
Letzter Tag unserer Reise. Der Gardasee steht nicht nur als Etappenziel, sondern als Ziel der gesamten Tour fest. Nach einer letzten Bergauffahrt können wir schließlich den Lago di Garda schon zwischen den Bergen hervorblitzen sehen. Als wir das Ufer in Torbole erreichen, ist die Begeisterung groß und wir sorgen mit unseren, zuvor aus dem Begleit-Bus geholten Lederhosen für Aufsehen. Nach einigen Beweis-Fotos für die erfolgreich überstandene Tour haben wir keine andere Wahl: Wir springen – zwischen all den Windsurfern – in den doch recht knackig-frischen Gardasee. Nach einer uns lieb gewordenen italiensichen Stärkung geht es dann mit dem Bus zurück nach Freyung, wo wir glücklich und nicht ohne Stolz zu Hause ankommen.
Fazit:
Ein unvergessliches Erlebnis, das unser Gemeinschaftsgefühl nochmals gesteigert hat und jede Anstrengung wert war. Wir waren als Gruppe verwegener Hobby- und Freizeit-Sportler losgefahren und sind (zuletzt nur noch in Windschatten-Formation radelnd) als eingeschworenes Team in den Woid zurückgekehrt – gesund und munter und bereit zu neuen Taten.
Text: Franz Danhauser/
Video: Thomas Fuchs
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Die Teilnehmer: Antonia Nodes, Christof Appel, Elias Manzenberger, Fabian Riedl, Franziska Döderlein, Julia Poxleitner, Michael Lipp, Pia Sammer, Sebastian Friedl, Tobias Freund, Theresa Küblböck, Sophie Pieser, Franz Danhauser sowie die Lehrer Stefanie Glaser und Thomas Fuchs.
Eine tolle Tour. Jedem Teilnehmer höchsten Respekt für diese Leistung.