Nach fast einem Jahr Hoffen und neun vergeblichen Versuchen, durch Insemination schwanger zu werden, musste was passieren: Ich wollte abklären lassen, woran es liegt. Und wir haben uns gleichzeitig über folgende Frage Gedanken gemacht: Wäre auch eine künstliche Befruchtung bei uns als gleichgeschlechtlichem Paar möglich?
Auszeit auf den Malediven – abschalten und schnorcheln
Grundsätzlich bin ich ein sehr positiv denkender Mensch, mich erschüttert so schnell nichts. Aber nach einem Jahr mit so vielen Enttäuschungen, einem Jahr, das uns irgendwie so vergeudet vorkam, war es auch für mich wichtig, einmal abzuschalten. Der teuerste Urlaub unseres Lebens – neun Tage auf den Malediven – hat uns dabei geholfen. Eine minikleine Insel, tagelang nur am Strand liegen und lesen, zwischendrin ein bisschen schnorcheln. Perfekt, wenn man zu Hause nur noch Schwangere rumlaufen sieht…

Im vierten Teil der Hog’n-Serie „MamaMamaKind“ berichtet unsere Autorin unter anderem davon, wie es sich anfühlt, ständig von (werdenden) glücklichen Eltern umgeben zu sein, währenddessen die eigenen Versuche, schwanger zu werden, scheitern. Foto: privat
Als ich gehofft habe, selbst bald einen dicken Bauch zu haben, ging ich natürlich mit einem anderen Blick durch die Welt. Plötzlich fielen mir die Frauen, bei denen es schon geklappt hat, besonders ins Auge. Und beim Anblick einer Schwangeren kommen dann sofort wieder die Gedanken: Wann ist es bei mir endlich so weit? Wird es überhaupt klappen? Wie wird das Leben zu dritt, für Edith und mich mit Kind, dann aussehen?
All die glücklichen Eltern zu sehen, war extrem schwer
Gerade hätte alles so perfekt gepasst, der ideale Zeitpunkt, ein Kind zu kriegen: Drei Freundinnen waren gerade schwanger geworden, dazu kam die Nachricht, dass wir bald Tanten werden. Also viele Babys um uns herum. Und wir wussten nicht, was wir machen sollten, wenn es bei uns nicht klappt. Am liebsten wären wir dann herumgereist, bloß weg von hier. All die glücklichen zukünftigen Eltern zu sehen, war extrem schwer.
Wer „einfach so“ schwanger wird, kann sich das wahrscheinlich nicht vorstellen: Wie tief es einen trifft, wenn Freunde erzählen, dass es sofort geklappt hat. Wenn man selbst schon mehrere nervenaufreibende Schwangerschaftstests hinter sich hat – weil man immer sofort getestet hat, wenn man mal zwei oder drei Tage überfällig war -, geht einem das ziemlich an die Nieren…
Noch stärker haben wir uns geärgert, wenn andere sogar über ihre Kinder geschimpft haben und ihr Leben als Eltern als belastend und schlimm schilderten. Wenn sie über Schlafentzug jammerten und wir uns dachten: Kann das so schlimm sein? Wir würden ihn so wahnsinnig gerne in Kauf nehmen – denn das würde bedeuten, dass sich unser größter Wunsch erfüllt hätte.
Es denkt nur erstmal keiner drüber nach…
Bei uns kam noch hinzu: Keiner dachte ja daran, dass auch wir eventuell ein Kind bekommen wollen… Wir haben es dann nach und nach immer mehr Leuten erzählt, weil es manchmal einfach raus musste – damit sie verstehen, warum wir die Geschichten über die „nervigen Kinder“ einfach nicht hören wollten. Keiner hat irgendwie seltsam reagiert. Allen war eigentlich klar, dass es auch bei lesbischen Frauen ganz natürlich ist, dass sie sich ein Kind wünschen. Es denkt nur erstmal keiner drüber nach. Dabei ging es uns ganz genauso wie allen Paaren in unserem Freundeskreis: Wir erlebten mit, wie andere Eltern wurden – und konnten uns nicht vorstellen, dass wir das nicht erleben dürfen. Als ich meine Nichte zum ersten Mal im Arm hielt, wünschte ich mir so sehr, dass ich auch irgendwann mein eigenes Baby an mich drücken darf. Und noch mehr wünschte ich es mir, als ich sah, wie liebevoll Edith, meine Partnerin, mit ihr umging.
Deshalb war für mich auch ganz klar: Ich würde noch viel in Kauf nehmen, um endlich schwanger zu werden. Aber wieviel? Diese Frage beschäftigte uns ab sofort. Wenn es auf dem natürlichsten Weg, den wir gehen können – also durch Insemination – nicht klappt, ist es dann einfach Schicksal? Oder ist es nicht legitim, auch künstliche Befruchtung ins Auge zu fassen?
Ich bin ein Mensch, der immer einen Schritt nach dem anderen plant. Deshalb habe ich nicht zu weit in die Zukunft geblickt, sondern erst mal den nächsten Schritt ins Auge gefasst, den der Arzt mir empfohlen hatte: eine Bauchspiegelung.
Bauchspiegelung
- Sie findet unter Vollnarkose statt. Der Arzt betrachtet dabei mithilfe einer Kamera die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke.
- Die OP ist minimalinvasiv. Das bedeutet: Der Arzt macht drei kleine Schnitte im Bauchraum: Einen im Nabel, durch den er die Kamera einführt, und je einen seitlich des Schambereichs, durch den er Operationsinstrumente einführt.
- Er kann mithilfe der Kamera Endometriose-Herde sehen und mithilfe der Instrumente sofort entfernen. Außerdem spült er die Eileiter, um zu erkennen, ob sie durchgängig sind.
Kurz und knapp: Es war eine relativ schmerzhafte Nacht im Krankenhaus nach der OP. Entdeckt hat der Arzt minimale Verwachsungen. Aber nichts Dramatisches. Am nächsten Morgen stand er an meinem Bett und meinte: „Es spricht nichts dagegen, im nächsten Zyklus einen weiteren Versuch zu wagen.“
Danach durfte ich auch schon wieder nach Hause – und da saßen wir dann und waren nicht recht viel schlauer als zuvor. Warum ich bis jetzt nicht schwanger geworden war, hat auch die Bauchspiegelung nicht aufgeklärt. Sollten wir einfach weitermachen? Sollten wir es mit einem anderen Samenspender versuchen? Dies empfiehlt die Samenbank nach mehreren erfolglosen Versuchen. Oder wäre es nicht klüger, gleich eine künstliche Befruchtung vornehmen zu lassen, statt weitere Nerven, weiteres Geld und weitere Zeit in Inseminationen zu investieren? Außerdem war bisher nicht klar: Behandelt uns überhaupt ein Reproduktionsmediziner mit Spendersamen?
Noch maximal drei Versuche mit dem neuen Spender…
All das haben wir mit unserem Arzt besprochen. Er hat uns Mut gemacht, es mit einem anderen Spender nochmal zu versuchen. Irgendwie war der weitere „Plan“ dann schnell gefasst: Noch maximal drei Versuche sollten es mit dem neuen Spender sein.

Wir wussten nicht, was wir machen sollten, wenn es bei uns nicht klappt. Am liebsten wären wir dann herumgereist, bloß weg von hier.
Doch, wie wir nun wussten: Auch künstliche Befruchtung wäre möglich, sollte es mit Insemination nicht klappen. Allerdings wurden uns unter den zahlreichen Reproduktionsmedizinern in München nur zwei genannt, die bereit sind, gleichgeschlechtliche Paare mit Spendersamen zu behandeln. Kein Kinderwunschzentrum in München schreibt öffentlich etwas zu seiner Einstellung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren. Nur wenn man sich durchfragt, erfährt man, wer bereit ist, lesbische Frauen zu behandeln.
Ich habe also einen Termin bei einem der Reproduktionsmediziner gemacht. Mal anhören, was er zu sagen hat. Wir haben uns für einen jungen Arzt entschieden, der im Netz einen guten Ruf genießt. Wenn man sowieso nur die Wahl zwischen zwei Ärzten hat, fällt die Entscheidung natürlich auch nicht ganz so schwer. Seine Meinung war klar: Er hat uns nicht viel Hoffnung gemacht, dass es mit Inseminationen in absehbarer Zeit klappen würde. Er riet klar zu künstlicher Befruchtung. Dabei könne man sofort sehen: Lassen sich meine Eizellen überhaupt befruchten? Und wenn ja: Entwickeln sie sich dann gesund weiter?
Wenn man einen Behälter mit Sperma durch ganz München fährt…
Die Tatsache, dass ich für die künstliche Befruchtung Hormone schlucken (und spritzen) müsste, schreckte uns noch etwas ab. Aber gleichzeitig war uns klar: Wenn weitere drei Inseminationsversuche scheitern würden, würden wir die Behandlung wagen. Auch wenn wir bei der künstlichen Befruchtung natürlich – genauso wie bei der Insemination – Selbstzahler wären…
Und so kam es dann auch…
Von meinen zwiespältigen Erlebnissen im Kinderwunschzentrum erzähle ich Euch im nächsten Teil der Hog’n-Serie „MamaMamaKind“ – wie man sich fühlt, wenn man einen Behälter mit Sperma durch ganz München fährt, sich selbst Spritzen in den Bauch jagt und Profi darin wird, die Qualität befruchteter Eizellen zu erkennen…
da Hog’n
Meine Güte, es ist soooo gemein, dass nicht alle sofort und ständig schwanger werden!
Es gibt soviele Kinder auf der Welt, die Hilfe benötigen. Warum muss da unbedingt ein eigenes her? Die Welt ist eh schon überbevölkert, da würden weniger Kinder gut tun.
Kürzlich habe ich an das Amtsgericht und an die Polizei geschrieben, sie möchten doch bitte jeden, der noch einen Kinderwunsch hat, davon abraten, weil doch Kindermörder wie der Herr Gäfgen Entschädigung erhielten. Statt eines Richters haben die mir wieder einen Psychiater geschickt, der mir schon einmal rechtliches Gehör verordnet hat. Leider nicht durchgegangen.
Danke für die Beiträge aus dieser Serie. Manchmal hilft es schon zu wissen, dass man mit seiner Verzweiflung und dem ständigen Auf und ab zwischen Hoffen und Bangen nicht alleine da steht.