Waldkirchen/Freyung. Andreas Tausch hat es bereits in Waldkirchen getan – und jüngst auch Josef Gais in Freyung. Während der eine die Abspaltung Waldkirchens von FRG fordert, setzt sich der andere für einen Kreisverkehr am B12-Unfallschwerpunkt Freyung-Ort ein. In beiden Fällen sollen per Online-Petition Unterschriften von Bürgern gesammelt und so dem jeweiligen Vorhaben öffentlicher Nachdruck verliehen werden. Ja, es scheint sich eine neue radikal-demokratische Szene zu entwickeln im Landkreis Freyung-Grafenau…
Indes hat sich in den Städten Freyung, Grafenau und Waldkirchen die Untergrund-Organisation „Wir sind das Volk“ gegründet. Ihr Vorhaben: Den Bayerischen Wald durch Online-Petitionen lebenswerter zu machen. Da sie sich dadurch nicht nur Freunde machen, möchten die Mitglieder dieser Gruppe anonym bleiben. Exklusiv sprechen sie jedoch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ über ihre Pläne.
„Es muss was geschehen im Landkreis Freyung-Grafenau“, sagt der Anführer der Bewergung „Wir sind das Volk“, der in gewissen Kreisen besser unter dem Pseudonym „Honecker“ bekannt ist. Ein agiler Mann im Rentenalter, der sich seit seiner Kindheit mit demokratischen Vorgängen beschäftigt. Nachdem Honecker aufgrund seiner Demokratie-Sucht immer wieder ins Kreuzfeuer der Behörden geraten war, verbrachte er lange Zeit im Exil – bei Fidel Castro in Kuba hat er etwa gelernt, was es heißt, auf die Stimme des Volkes zu hören.
Auch zählt seitdem ein Jogging-Anzug zu seinen Markenzeichen (doch dies sei nur nebenbei erwähnt). Nun jedoch ist er wieder zurück in seiner Heimat. Und dank einer neuen Erfindung, dem sogenannten Internet, von dem es heißt, dass es sich längerfristig und sogar weltweit durchsetzen werde, kann er nun seiner Leidenschaft ganz bequem und einfacher als je zuvor vom heimischen Schreibtisch aus nachgehen. „Wahnsinn, was mit diesem Internet möglich ist“, schwärmt er und schiebt energisch nach: „Wir wollen die totale Online-Petiton.“
„Niemand hat die Absicht, eine Online-Petition zu starten“
Darauf angesprochen, welche Vorhaben er demnächst umsetzen möchte, hält sich Honecker vorerst bedeckt. „Niemand hat die Absicht, eine Online-Petition zu starten“, widerspricht er sich in typischer Politiker-Manier selbst. Nachdem jedoch bereits eine bekannte Boulevard-Gazette etwaige Pläne enthüllt hatte, erklärt der „Wir sind das Volk“-Chef auch gegenüber dem Hog’n, wie er den Bayerischen Wald ins rechte Licht rücken möchte. „Der komplette Landkreis soll dabei berücksichtigt werden“, betont er mit einem Gleichberechtigungssinn, den er zuletzt in der regionalen Politik vergeblich gesucht hatte.
Dem A-Team wird ein enges Verhältnis zur „Wir sind das Volk“-Gruppe nachgesagt:
Sein wohl größtes Anliegen ist die sogenannte „Operation Lusen“. Honecker und seine Weggefährten möchten eine Online-Petition starten, um endlich den lästigen und seit vielen Jahrhunderten dahinsiechenden Steinhaufen auf dem Bayerwald-Berg zu entsorgen. „Vor allem aus touristischer Sicht ist dieses dieses Durcheinander nicht tolerierbar“, gibt sich der Petent entschlossen. Zudem sei der Lusen aufgrund seines einzigartigen Gipfels weit über die Landkreis-Grenzen hinaus bekannt. „Und das kann nicht sein. Das wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Region.“
Doch das ist nicht die einzige Unterschriftensammlung im World Wide Web, die Honecker demnächst ins Rennen schicken möchte. Das Image der Stadt Grafenau müsse grundlegend verbessert werden. So soll aus der „Bärenstadt“ die „Mietzekatzen-Stadt“ werden. Diesen Schritt erklärt der Petent wie folgt: „Bären sind aufgrund ihrer Aggresivität eher negativ zu verstehen. Mietzekatzen haben da schon eine weitaus positivere Ausstrahlung.“ Eine Auffassung, die Bürgermeister und oberster Bären-Dompteur Max Niedermeier sicherlich nicht teilt.
Online-Petition, dass Online-Petitionen verboten sind
Ebenso will er sich dafür stark machen, dass im Freyunger McDonalds-Restaurant künftig nur noch Schweinsbraten und Knödl mit Sauerkraut serviert werden. „Wer will denn heute noch Pommes Frites? Oder Cheeseburger? Dieses ekelhafte Zeugs kann man ja nicht mal mehr als Tierfutter verwenden.“
Das Hog’n-Interview wird abrupt unterbrochen. Die Alarmanlage im „Wir sind das Volk“-Büro heult auf. „Ich muss schnell weg, die Welt retten“, kommentiert Honecker völlig aufgewühlt, während Hannibal, Face, Murdoch und B.A. bereits draußen vor der Hog’n-Zentrale in ihrem schwarzen Kleinbus warten. „Wenn Sie einmal in Not sind und Hilfe brauchen, dann rufen Sie doch das…“ Egal, es gibt jetzt Wichtigeres. Schnell danach wird klar, warum Eile geboten ist: Eine Online-Petition wurde gestartet, die untersagen will, dass künftig Online-Petitionen gestartet werden…
Helmut Weigerstorfer