Passau. Da hat er seiner Chefin und der gesamten Feiergesellschaft der Passauer Neuen Presse (PNP) pünktlich zum 70-jährigen Bestehen wohl einen wahren Bärendienst erwiesen. Wie zunächst unser Partnerblog Bürgerblick und darauf folgend die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat Reiner Fürst, Geschäftsführer der PNP-Verlagstochter Donau-Wald-Presse-GmbH, in dem sozialen Netzwerk Facebook öffentlich ein Foto der rechtsextremen NPD geteilt. Offenbar ein weiterer „Fauxpas“, der sich mühelos in den Kanon ähnlich gearteter Ausrutscher der hiesigen Monopolzeitung – kritiklose Berichterstattung über den NPD-Aschermittwoch im Jahr 2014, Veröffentlichung einer islamfeindlichen Anzeige im Jahr 2015 – einreihen lässt.
„Aber das ist natürlich nochmal eine Steigerung“
„Allgemein ja bekannt dass PNP-Zeitungen eher konservativ-rechts anzusehen sind. Aber das ist natürlich nochmal eine Steigerung“, kommentiert am Freitagabend ein Internet-User den SZ-Artikel. Darin steht geschrieben, dass Geschäftsführer Fürst am 10. Januar 2016 um 14.07 Uhr ein NPD-Bild mit dem Schriftzug „Wer als Flüchtling in und um Asylbewerberheimen eine Straftat begeht, der gehört am nächsten Tag direkt zurück in sein Heimatland geflogen und mit lebenslanger Einreisesperre belegt!“ in seiner Facebook-Chronik (für alle Besucher einsehbar) geteilt hat. Neun Gefällt-mir-Angaben hat er für die in parteitypisch-polemisierender Aufmachung gehaltene Botschaft aus seinem FB-Freundeskreis geerntet. Nazi-Propaganda, die im Sinne des „besorgten Bürgertums“ alle Flüchtlinge unter Pauschalverdacht und in die potenzielle Kriminalitätsecke stellt.
SZ-Autor Andreas Glas weiter: „Wäre Fürst einer von vielen der fast 18.000 Menschen, die das Foto geteilt haben, dann wäre das keine große Sache. Was die Sache zum Aufreger macht: Fürst ist Geschäftsführer der Donau Wald Presse, einer Tochter der Passauer Neuen Presse (PNP). Und mit dem Facebook-Eintrag bringt er die Zeitung in Erklärungsnot.“ Fürst selbst wolle sich dazu derzeit nicht äußern. Verlegerin Simone Tucci-Diekmann sei für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar gewesen, heißt es.
Neben reichlich Cat-Content gibt sich Fürst auf seiner Facebook-Seite äußerst linientreu und schwimmt ganz stringent auf der Meinungswelle seines Brötchengebers: Der GmbH-Geschäftsführer und jahrelange, ehemalige Ortsverbandschef der Tittlinger Christsozialen teilt im regelmäßigen Wechsel Scheuer’sche-Zündelei-Videos und CSU-„Klartext“-Parolen à la „Der Bund muss endlich handeln – Grenzen schützen und Zuwanderung begrenzen“.
„Was der alte Kapfinger Hans wohl zu alldem gesagt hätte?“
Wäre da doch nur das Jubiläumsjahr der „Heimatzeitung“ schon eher über die Bühne gegangen, mag Fürst sich heute mit geballter Faust in der Hostentasche denken. Dann hätte er in der freitags erschienen und vor Selbstbeweihräucherung triefenden Sonderbeilage „70 Jahre Passauer Neue Presse“ bei den Glückwunsch-Zeilen der Kanzlerin folgendes lesen, und daraufhin vielleicht etwas weniger fahrlässig mit seinen FB-Postings in der Öffentlichkeit umgehen können:
„In den vergangenen Monaten beherrschten vor allem die vielen Menschen, die bei uns vor Krieg und Verfolgung Zuflucht suchen, die Schlagzeilen. Dabei zeichnete sich die Passauer Neue Presse nicht nur durch eine ausgewogene Berichterstattung aus. Dankbar bin ich ebenso für ihre Informationen über Hilfsangebote und eigene Aktionen zur Bewältigung der Herausforderung.“ (Angela Merkel in der PNP-Sonderbeilage vom 5. Februar 2016, Seite 2)
Oder er hätte auf die weisen Worte von Ministerpräsident Horst Seehofer hören können, der in seiner Geburtstags-Lobhudelei überschwänglichst vor sich hinschreibt, dass die PNP sich „in ihrem gesamten Wirkungsbereich in Bayern und von Bayern aus für die Bürgerinnen und Bürger, die ihren Horizont um eine europäische Perspektive erweitern wollen, engagiert“. Stichwort: Horizont erweitern…
Doch am besten hätte er sich die (zugegebenermaßen schier unerträglichen) Phrasen seiner Chefin Simone Tucci-Diekmann zu Herzen genommen, die einem mit der Zeitung in Händen perlweiß entgegen lächelnd von Dingen wie „unabhängiger Berichterstattung“ und dem langjährigen Vertrauen zu den Anzeigenkunden in einem Atemzug erzählt.
Hätte, hätte – Fahrradkette! Das Ding ist einmal mehr in den Brunnen gefallen. Und der nächste Aschermittwoch kommt bestimmt… Was der alte Kapfinger Hans (Gründer der PNP und entschiedener Nazi-Gegner) wohl zu alldem gesagt hätte?
Happy Birthday, PNP!
Eure „Befindlichkeiten-Blogger“
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