Waldkirchen. Keiner versteht so recht, warum die berühmt-berüchtigte „Monsterkreuzung“ in Waldkirchen so gebaut – und nicht gleich ein Kreisverkehr errichtet worden ist. Keiner versteht so recht, warum sich das bayerische Innenministerium, das auch für den Bereich Verkehr zuständig ist, nach den fortwährenden Diskussionen innerhalb der Bevölkerung nicht endlich dazu entschließt, doch noch einen Kreisverkehr zu bauen. Dafür müssen doch die Verantwortlichen eine logische Erklärung haben, so die weitverbreitete Meinung in der Öffentlichkeit. Da müsste es doch Ingenieure geben, die sich mit diesem Knotenpunkt beschäftigen und zu dieser (einfachsten) Lösung kommen. Das Waldkirchener Dauerthema „Monsterkreuzung“. (Bei Klick geht’s zu den kommunalpolitischen Stimmen zum Thema)
2007 wurde das Verkehrssystem an der Kreuzung Bahnhofstraße/St2131 im Vorfeld der Bayerischen Landesgartenschau in Waldkirchen errichtet. Das „Hinterland“ um Jandelsbrunn und Neureichenau bis hin zur österreichischen Grenze sollte eine schnelle und leistungsfähige Anbindung an die B12 und somit auch an die A3 bekommen – deshalb wird diese Straße oft auch als „Autobahnzubringer“ bezeichnet. Siegfried Müller, Geschäftsleiter der Stadt Waldkirchen, erinnert sich: „1997 gab es einen Stadtratsbeschluss, in dem einstimmig ein Kreisverkehr als beste Lösung angesehen wurde – Beschlussgrundlage war damals ein von der Stadt beauftragtes Verkehrsgutachten.“ Vom staatlichen Bauamt wurde dieser Vorschlag jedoch mit der Begründung abgelehnt, der Durchgangsverkehr habe Priorität. Die Behörde machte in der Stadtratssitzung vom 11. Juli 2001 zwölf eigene Vorschläge. „Der Stadtrat hat dann der ‚Variante 12‘, die dann auch gebaut wurde, mehrheitlich zugestimmt. Gleichwohl war auch in der damaligen Diskussion Unverständnis herauszuhören, dass ein Kreisverkehr rigoros abgelehnt wurde“, so Müller.
Innenministerium: Es wird keinen Kreisverkehr geben
Katja Winkler, Pressesprecherin des Innenministeriums, verteidigt heute die damalige Entscheidung – und begründet diese auch: „Der gegenständliche Gesamtknoten wurde aus Gründen der Verkehrssicherheit in zwei Ebenen hergestellt. In der unteren Ebene mit einer leistungsfähigen durchgehenden Staatsstraße – und in der oberen Ebene mit fünf Einzelknoten für die untergeordneten Straßen.“ Ihren Auskünften zufolge wurden im Vorfeld, beim sogenannten Planfeststellungsverfahren, mehr als zehn verschiedene Möglichkeiten durchgesprochen – darunter auch die Lösung Kreisverkehr.

Brennpunkt „Monsterkreuzung“: Ob an dieser Stelle ein Kreisverkehr die bessere Lösung ist, darüber diskutiert man seit der Erbauung des Knotenpunkts im Jahr 2007.
„Dies hätte aber aus Verkehrssicherheitsgründen in diesem insgesamt zügigen Straßenzug (gemeint ist die vielbefahrene Staatsstraße – Anm. d. Red.) ein Sicherheitsrisiko dargestellt“, sagt Katja Winkler. Auch der einhellige Glaube in der Bevölkerung, ein Kreisverkehr wäre einfacher und kostengünstiger gewesen, ist ihrer Meinung nach widerlegbar. „Aus Leistungsfähigkeitsgründen hätte die Brücke über die Staatstraße auch bei einer solchen Lösung gebaut werden müssen.“ Sicherheit und ein zügig fließender Verkehr – starke Argumente, die das Innenministerium da in die Waagschale wirft. Deshalb wird es laut der Pressesprecherin auch keinen einzelnen, großen Kreisverkehr an angesprochener Stelle geben.
Polizei Waldkirchen möchte ein Änderung der Vorfahrtsregeln
Apropos Verkehrssicherheit: Auf Hog’n-Nachfrage erklärt Anton Rank, Leiter der Polizeistation Waldkirchen, dass sich seit dem Jahr 2010 an der „Monsterkreuzung“ 55 Unfälle ereignet haben – elf davon mit verletzten Personen. Die dort neu eingeführte Vorfahrtsregelung, die am 25. April 2013 in Kraft getreten ist, sorgte Polizeiangaben zufolge anfangs für „Ratlosigkeit bei den Verkehrsteilnehmern“. Dies habe vor allem in den ersten Monaten zu einer Unfallhäufung geführt, was sich mittlerweile aber wieder gelegt hätte. Dringenden Änderungsbedarf sieht der Polizeihauptkommissar vor allem hinsichtlich der Vorfahrtsregel in der Bahnhofstraße. „Die Sichtbehinderung durch das Brückengeländer und insbesondere der so nah am Einmündungsbereich angesetzte Fußgängerüberweg stellen Gefahrenmomente dar, für die aus unserer Sicht dringend eine Lösung gefunden werden sollte.“ Welche Variante für den restlichen Knotenpunkt die beste wäre, möchte Anton Rank nicht beurteilen. Das sei Sache des Landratsamtes, der Stadt Waldkirchen und des Staatlichen Bauamtes.

Heinz Pollak: „Nichtsdestotrotz wäre es uns vier Bürgermeistern am liebsten, wenn man einen großen statt mehreren kleineren Kreisverkehr bauen würde.“
„Auf der unteren Ebene verbleibt es bei der bisherigen Lösung. Es werden aber Überlegungen und Planungen angestellt, die beiden Knoten auf der Südseite und auch den Knoten nördlich des Brückenbauwerks zu optimieren.“, erklärt Innenministerium-Sprecherin Katja Winkler.
Gespräche diesbezüglich mit der Stadt um Bürgermeister Heinz Pollak sollen demnächst folgen. Dieser betont auf Hog’n-Nachfrage, dass die Stadt Waldkirchen und auch die betroffenen Bürgermeister aus Grainet, Jandelsbrunn und Neureichenau allen Varianten gegenüber aufgeschlossen sind, die eine Verbesserung der aktuellen Situation mit sich bringen würden. „Nichtsdestotrotz wäre es uns vier Bürgermeistern am liebsten, wenn man einen großen statt mehreren kleineren Kreisverkehren bauen würde.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Landrat Sebastian Gruber, der kürzlich auch beim Ortstermin mit Staatssekretär Gerhard Eck zugegen war. „Die wichtigste Botschaft ist, dass sich was tut und noch einmal Bewegung in die Sache kommt. Jede Maßnahme, die zu einer Verbesserung führt, ist begrüßenswert.“
Fakt ist, dass die derzeitige Situation alle Beteiligten nicht zufrieden stellt. Fakt ist aber auch, dass es den anvisierten einzelnen, großen Kreisverkehr nicht geben wird. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Verantwortlichen letztlich entscheiden werden …
–> Das gemeinsame Schreiben der Bürgermeister an MdL Gerhard Eck (einfach klicken)
Stimmen zur Monsterkreuzung

Walter Bermann: „Der Argumentation kann ich persönlich nur schwer folgen“
Walter Bermann (Bürgermeister Neureichenau): „Die angesprochene Monsterkreuzung kann auch mit dem Namen ‚die unendliche Geschichte‘ bezeichnet werden. Einige Leute tun sich halt mal schwer, eine falsche Beurteilung bzw. Entscheidung zuzugeben. Was sich dort zu gewissen Stoßzeiten abspielt, spottet jeder Beschreibung. Aus Neureichenau aber gerade auch aus dem benachbarten Österreich kommend findet man sich in einer Warteschlage wieder, die sich weit hinter die dafür vorgesehene Abbiegespur zurückstaut. Der damaligen Argumentation, der Durchgangsverkehr würde mit einem Kreisel an Schwung und Dynamik verlieren, kann ich persönlich nur sehr schwer folgen. Wenn man zu diesen angesprochenen neuralgischen Zeiten nach Waldkirchen muss, nimmt man entweder die Ausfahrt Erlauzwiesel oder die zweite Ausfahrt Waldkirchen, in beiden Fällen ist man verkehrssicherer und schneller in Waldkirchen und spart auf alle Fälle ein Menge Nerven. Mein Vorschlag wäre eine große Kreisellösung – und nicht die jetzt angedachten kleineren Lösungen. Kreisverkehre funktionieren doch wo anders auch, ohne dass es zu Staus oder stockendem Durchgangsverkehr kommt. Also bitte Freistaat Bayern und Straßenbauamt Passau, macht’s ‚Nägel mit Köpfen‘.“
„Einmalige Situation braucht einmalige Lösung“
Hans Draxinger (JWU/CSU-Fraktionssprecher im Waldkirchener Stadtrat): „Nach meiner persönlichen Einschätzung werden alle Versuche, die neuralgischen Punkte zu verbessern an der Platzproblematik scheitern. Bitte keine Lösung mit Kleinkreisverkehren. Die Anwohner und die Gewerbetreibenden aus diesem Bereich von Waldkirchen versprechen sich nur von einem Kreisel in der Mitte der Staatsstraße Erfolg. Deshalb muss noch einmal geprüft werden, ob nicht diese Lösung die Alternative wäre. Es muss doch nicht von der Zehn-Millionen-Investition etwas zurückgebaut, sondern „nur“ noch etwas dazu geschaffen werden. Die Auffahrtsrampen, Einfädelspuren, Brücke usw. ist doch absolut in Ordnung und soll nicht verändert werden. Die Entspannung kommt, wenn große Teile des Zielverkehrs über den Kreisel abgeleitet werden. Die Situation ist sicher fast einmalig mit so vielen Leistungsstraßen auf einem Knoten und deshalb braucht die Sache eine einmalige Lösung. Der Anstoß muss aber von „ganz oben“ kommen, denn das Straßenbauamt hat mit der Umsetzung ein Problem.“

Roland Freund: „Es gibt vier plausible Gründe, warum ein Kreisverkehr absolut notwendig ist“
Roland Freund (Bürgermeister Jandelsbrunn): „Für mich ist ein Kreisverkehr absolut notwendig. Und dafür gibt es vier plausible Gründe: Man muss nicht fünfmal abbiegen, um in die Bahnhofstraße zu kommen; Die jetzige Situation verursacht erhöhtes Unfallrisiko; eigentlich sollten durch den derzeitigen Knotenpunkt Reichermühle und Erlauzwiesel entlastet werden – doch genau das Gegenteil der Fall; es ist genügend Fläche vorhanden, um einen Kreisverkehr zu errichten.“
„Unsere Firmen sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden“
Kaspar Vogl (Bürgermeister Grainet): „In der Vergangenheit haben wir – teilweise alleine, teilweise gemeinsam mit der Stadt Waldkirchen – nach Verbesserungen gesucht. Dass wir von der derzeitigen Lösung nicht begeistert sind, liegt auf der Hand – vor allem unsere Unternehmen, speziell das Busunternehmen Dafinger, sind mit der aktuellen Verkehrssituation alles andere als zufrieden. Unsere favorisierte Lösung wäre ein einziger, großer Kreisverkehr. Unseren Informationen zufolge wird es aber diesen nicht geben. Wie und ob es Änderungen geben wird, wissen wir Stand jetzt nicht. Da müssen wir uns überraschen lassen.“

Renate Cerny: „Die beste Lösung wäre ein großzügiger Kreisverkehr.“ Foto: ucw-fw
Renate Cerny (UCW-Fraktionssprecherin im Waldkirchener Stadtrat): „Der Abbiegeverkehr auf der Brücke hat bedingt durch die Verkehrszunahme aus der Region Böhmzwiesel/Grainet, durch die Ansiedlung von neuen Betrieben im Gewerbegebiet Manzing und dem Ausbau der Versorgungsmärkte im Osten der Stadt erheblich zugenommen. Durch die schwierige Abbiegesituation sind auch erhebliche Belastungen des Innerortsverkehr durch entstandenen Schleichwege zum Beispiel über Frischeck, über die Krankenhausstraße zum Kreisel im Westen oder dem Nadelöhr Schiefweg über die Freyunger Straße zum Berufsschulzentrum entstanden. Die Brücke hat sich zur Hauptverkehrsachse entwickelt und ist für das anfallende Verkehrsaufkommen ohne Abbiegespuren viel zu klein bemessen. Aus Sicht der UCW-Stadtratsfraktion besteht jetzt nach den neuen Erkenntnissen über das veränderte Verkehrsaufkommen und die positivere Einstellung zum Kreisverkehr eine echte Chance auf Veränderung für eine nachhaltige Verbesserung am Verkehrsknotenpunkt. Nach unserer Überzeugung wäre die beste Lösung ein großzügiger Kreisverkehr mit einer unabhängigen Anbindung der Stadt sowie der Ortsteile Schiefweg, Richardsreut und Bahnhof über die Brücke. Wir hoffen, dass es im positiven Zusammenwirken der politischen Entscheidungsträger, der obersten Baubehörde in Zusammenarbeit mit dem Straßenbauamt zu einer Verbesserung der Verkehrssituation kommt.“
„Nicht die Monsterkreuzung durch ein anderes Monster ersetzen“
Franz Maier (Stellv. BP-Fraktionsvorsitzender im Waldkirchener Stadtrat): „Das typische ‚gut gemeint‘ war wohl der Ursprung unserer als weithin bekannten und noch bestehenden Monsterkreuzung. Nach langer Kritik, andauernder Fehlersuche und fragwürdigen Analysen wird nun nicht mehr nach Schuldigen gesucht, sondern eine Neuauflage geplant. Vorsicht ist hier jedoch geboten, die Situation soll ja grundlegend verbessert und nicht bloß erneut geändert werden. Jeder, der sich aber mit dem Knotenpunkt länger beschäftigt, weiß, dass es bei einem beschränkten Budget keine Musterlösung geben kann. Zu viele Hauptverkehrsadern führen zusammen und können kaum ohne den Verkehrsfluss behindernde Linksabbieger gebändigt werden. Ein Kreisverkehr vermag daher die Verkehrslage am besten zu lösen. Auch die Bayernpartei spricht sich für die Kreisel-Lösung aus, jedoch mit einem Einwand: Ersetzen wir nicht die ‚Monsterkreuzung‘ gegen ein anderes ‚Monster‘! Wir fordern einen einfachen Kreisverkehr mit Bypässen für die wichtigsten Abbiegespuren.“
Helmut Weigerstorfer
Monsterkreizung in Woidkircha is sGsellenstück, de in Neukirchen v.W. is Moastastück. Beides belegt: De ignoranten besserwissenden Schreibtischtäter keant in de Kategorie der Erfolgsbeamten „Ois Wissn und nix kina“.
Solange dieser Straßenbauingenieur aus Passau nicht in die Wüste geschickt
wird um dort seine Monsterbauwerke zu errichten gibts bei uns keine einfache
Lösung mit einem Kreisverkehr. Fast alle sein Bauwerke brauchen Unter-
führungen oder Brücken darüber oder gleich mehrere, und das ist nicht mehr
zu finanzieren. Oder gibts da für diesen Herrn Schmiergelder von der Beton-
maffia?