– Anzeigenkollektiv –
Freyung/Grafenau. Es ist eine Zeit, an die sich jeder von uns erinnern kann. Es ist eine Zeit, die man in guter oder schlechter Erinnerung behält. Es ist eine Zeit, in der man feststellt, wo die berufliche Reise künftig hingeht: Die Ausbildung. Ein Thema, das hinsichtlich Fachkräftemangel und demographischer Entwicklung immer wichtiger wird. Deshalb hat die Agentur für Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Freyung-Grafenau auch heuer wieder die Arbeits- und Ausbildungsbörse (AuA), die am Samstag, 11. Oktober, im Haidl-Atrium in Röhrnbach stattfindet, organisiert. Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat im Vorfeld mit Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich, Regionalmanger Stefan Schuster und Agentur für Arbeit-Chef Hans Haugeneder über ihre Ausbildung, über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und über die Schulsysteme gesprochen.

Die richtigen Ansprechpartner, den es im Landkreis Freyung-Grafenau um Jobs und die Ausbildung geht: Hans Haugeneder (v.l.), Leiter der Agentur für Arbeit in Waldkirchen, Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich und Regionalmanager Stefan Schuster.
Herr Haugeneder, Herr Schuster, Herr Heinrich: Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert und welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Ralph Heinrich: Ich habe meine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst damals beim Landkreis Schweinfurt gemacht. Rückblickend war es eine schöne Zeit, mir wurde sehr viel beigebracht. Man fühlte sich aufgehoben, wurde gleichzeitig aber auch gefordert. Was sehr gut war: Ich habe verschiedene Abteilungen im Haus kennengelernt. Die Vielschichtigkeit der Ausbildung und der Ausbilder verschaffte mir einen schönen Überblick über diesen Beruf.
„Schon während der Ausbildung übernahm ich Führungsaufgaben“
Hans Haugeneder: Gleich nach dem Abitur bin ich eine Trainee-Ausbildung im Einzelhandel in Straubing gemacht. Eine sehr interessante Zeit, weil ich schon während der Ausbildung Führungsaufgaben übernehmen durfte. Später absolvierte ich einen dualen Studiengang an der Hochschule des Bundes in Mannheim, in dem ich intensiv auf meine späteren Tätigkeiten beim Arbeitsamt, der heutigen Agentur für Arbeit, vorbreitet wurde.
Stefan Schuster: Ich habe zwei gänzlich unterschiedliche Ausbildungen absolviert. Zuerst bin ich Pionieroffizier bei der Bundeswehr geworden. Eigentlich wollte ich dort nicht lange bleiben, wurde aber dann aber trotzdem Offizier. In dieser Zeit habe ich vieles in Sachen Menschenführung und Organisation gelernt. Später habe ich ein Volontariat bei der Aktuellen Welle Niederbayern in Straubing gemacht. Da hieß es dann: Learning by doing.
Also eher die harte Schule?
Stefan Schuster: Ja, aber trotzdem bin ich mit meinen Ausbildungen sehr zufrieden.

Agentur für Arbeit-Chef Hans Haugeneder: „Heute sind die Auszubildenden von Anfang an selbstständiger.“
Ihre Ausbildung fällt in eine andere Zeit, sie gehören einer anderen Generation. Was war damals besser? Was schlechter?
Hans Haugeneder: Heute sind die Auszubildenden von Anfang an selbstständiger. Dazu tragen aber auch die Unternehmen bei – ich denke da vor allem an die Job-Rotation im Landkreis Freyung-Grafenau. Für einige Unternehmer ist aber genau das ein Problem, weil die Jugendlichen einfach selbstbewusster sind. Grundsätzlich wehre ich mich gegen die Aussage „Früher war alles besser“. Vieles hängt vom Einzelnen ab – und vom Zusammenspiel zwischen Betrieb und Azubi.
War die Ausbildung früher allgemein härter als heute?
Ralph Heinrich: Das glaube ich nicht, nein. Früher waren die jungen Menschen vielleicht formbarer. Damals wurde schon bei der Erziehung Wert auf eine gewisse Hierachie gelegt. Deshalb kann ich der Aussage von Hans Haugeneder beipflichten, dass die Jugendlichen heute selbstbewusster sind.
„Zu meiner Zeit war da nur das Arbeitsamt“
Stefan Schuster: Früher war die Ausbildung in vielen Bereichen anders – aber nicht härter oder leichter. Junge Menschen sind – durch Handy, Facebook und allgemein Internet – heute viel besser vernetzt. Dadurch sind sie oftmals umfassender informiert als in der Vergangenheit. Was sich hinsichtlich der Ausbildung geändert hat, ist, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt.
Ralph Heinrich: Außerdem haben die vielen Job-Portale, Facebook, das Internet allgemein dazu beigetragen, dass die freien Stellen viel schneller besetzt sind. Zu meiner Zeit war da eben nur das Arbeitsamt.
Hans Haugeneder: Interessant: Auch rechtlich ist was passiert. Früher war es Frauen verboten, einige Berufe wie zum Beispiel Maurer auszuüben. Zwischenzeitlich ist das anders.

Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich: „Die vielen Job-Portale, Facebook, das Internet allgemein haben dazu beigetragen, dass die freien Stellen viel schneller besetzt sind.“
Sind die erweiterten Wahl-Möglichkeiten manchmal auch ein Problem bei der Berufsfindung ?
Ralph Heinrich: Nimmt man die neuen – vorher angesprochenen – Informationsquellen wahr, sehe ich keine Probleme. Dass es viele gibt, die ihre Ausbildung abbrechen, bestätigt aber, dass die erweiterten Wahl-Möglichkeiten zu Problemen führen oder eben die Möglichkeiten nicht genutzt werden.
Hans Haugeneder: Bei denjenigen Schülern, die zu uns zu Beratungsgesprächen kommen, sind noch immer die Modeberufe wie Kfz-Mechatroniker und Arzthelferin gefragt. Dennoch werden die verschiedenen Möglichkeiten immer besser wahr- und angenommen.
Immer wieder ist in der Unternehmer-Welt die Rede davon, dass die Schulabgänger manchmal die nötige Reife vermissen lassen. Ihre Meinung dazu?
Ralph Heinrich: Allein schon rechnerisch ist das doch nachvollziehbar: Den Gymnasiasten fehlt mit dem G8 ein Jahr – und auch die Wehrpflicht ist weggefallen. So sind einige junge Männer zwei Jahre früher auf dem Arbeitsmarkt. Und gerade in diesem Altersbereich ist die Entwicklung und Reife manchmal sehr unterschiedlich.
G8? G9? „Eine Mischform wäre alles andere als die Optimallösung“
Zum Thema G8/G9 – was ist besser?
Ralph Heinrich: Keine politische Stellungnahme! Warum das G8 eingeführt worden ist, ist klar: Man wollte die Jugendlichen besser und schneller in den Arbeitsalltag integrieren. Freilich gibt es einige Asse, die das ohne Probleme meistern.
Stefan Schuster: Im europaweiten Vergleich hat das G8 sicher seine Vorteile. Aus der persönlichen Erfahrung heraus kann ich aber Ralph Heinrich mit seiner Einschätzung recht geben.
Hans Haugeneder: Ich denke, die Reife hängt vom Einzelnen ab. Vielleicht sind auch die Erwartungen der Unternehmen größer geworden. G8 oder G9? Wir brauchen endlich eine klare Antwort auf diese Frage. Eine Mischform wäre alles andere als die Optimallösung (Ralph Heinrich und Stefan Schuster nicken zustimmend).

Regionalmanager Stefan Schuster: „Im europaweiten Vergleich hat das G8 sicher seine Vorteile.“
Mittlerweile gibt es mehr Stellen als Lehrlinge, die Unternehmen suchen händeringend nach jungen Arbeitnehmern. Oftmals gibt es deshalb in Betrieben Kopfgelder oder andere Lockmittel. Können Sie das bestätigen?
Ralph Heinrich: Sowas gibt es, ja. 2006 noch haben wir im Landratsamt eine Azubi-Vermittlung organisiert. In einer Telefonaktion haben wir verschiedene Unternehmen kontaktiert und wollten die übriggeblieben Schulabgäner unterbringen. Das Blatt hat sich gewendet, sowas braucht man heute nicht mehr machen. Wer ausbildungsreif ist, bekommt einen Job.
Hans Haugeneder: Das ist eine Reaktion des Marktes. Früher hieß es: „Was können die Mitarbeiter für uns tun?“ – mittlerweile sagt man: „Was können wir für unsere Mitarbeiter tun?“ Manchmal ist der Ruf der einzelnen Betriebe wichtiger als Geld. Es spricht sich rum, wenn wo ein angenehmes Arbeitsklima herrscht.
„Unentdeckte Talente bekommen vielleicht noch ihre Chance“
Bleibt da dann nicht irgendwo die Qualität auf der Strecke, wenn jeder genommen wird?
Ralph Heinrich: Es gibt unter Unternehmern die klare Aussage: Ich hätte gerne jemanden, aber ich gehe nur bis zu einem gewissen Punkt.
Hans Haugeneder: Der positive Effekt: Unentdeckte Talente bekommen vielleicht doch noch ihre Chance. Ein schlechtes Zeugnis bedeutet nicht immer, dass derjenige im Beruf eine Niete ist.
Stefan Schuster: Der Trend geht dahin, dass man sich besser und länger mit seinen Azubis beschäftigt. Und dafür auch mehr und bessere Leistungen zurückbekommt.

Ausbildungs- und Arbeitsbörse: „Wir erwarten uns eine Vernetzung der Region – sowohl unter den Unternehmern als auch zwischen potenziellen Arbeitnehmer und Betrieben.“
Welche Rolle spielen bei Einstellungen die Noten?
Ralph Heinrich: Ich halte nichts davon, bei Schulabgängern nur auf die Noten zu achten. Es ist auch wichtig, wie sich derjenige gibt und welche Hobbys er hat. Das Gesamtbild muss einfach passen. In manchen Bereichen sind gute Noten aber unabdingbar. Zum Beispiel muss man in einem mathematisch-technischen Beruf einfach gut mit Zahlen umgehen können.
Heiß diskutiert ist auch immer wieder der Fachkräftemangel: Gibt es bereits einen konkreten Plan, dieses Problem zu beseitigen?
Stefan Schuster: Das ist eine schwierige Angelegenheit. Das Thema Fachkräftemangel, eng verbunden mit dem demographischen Wandel, ist sehr komplex, ein breites Feld. Wir müssen es schaffen, mit verschiedensten Programmen und Projekten, dieses Problem anzupacken.
Ralph Heinrich: Des gibt einen roten Faden, den wir seit Jahren verfolgen: Den Unternehmen muss es gut gehen, unsere Schüler müssen wissen, welche Angebote es in der Region gibt. Unser absoluter Schwerpunkt ist nicht die Neuansiedlung von Firmen, sondern die Betreuung der bestehenden Gewerbewelt.
„Es sollchen sich auch ältere Arbeitnehmer angesprochen fühlen“
Kommen wir zur Ausbildungsbörse 2014. Ganz allgemein: Was erwarten Sie sich von dieser Veranstaltung?
Ralph Heinrich: … eine ähnliche Besucherzahl wie bei der ersten Auflage. Wir haben schöne Räumlichkeiten, genügend Anmeldungen – die Rahmenbedingungen stimmen. Wir erwarten uns eine Vernetzung der Region – sowohl unter den Unternehmern als auch zwischen potenziellen Arbeitnehmer und Betrieben.
Hans Haugeneder: Wichtig: Wir haben eine kombinierte Ausbildungs- und Arbeitsbörse. Es sollen sich nicht nur junge Menschen angesprochen fühlen, sondern auch ältere Arbeitnehmer.
Meine Herren, viel Erfolg bei der Ausbildungs- und Arbeitsbörse und alles Gute für die Zukunft!
Interview: Helmut Weigerstorfer und Eva Hörhammer
– Anzeigenkollektiv –