Heldengut. Jeder kennt sie, aber irgendwie doch nicht so ganz: Die Firma „TOHA“, die nun schon seit vielen Jahren in Heldengut (Gemeinde Hinterschmiding), direkt an der B12, heimisch ist. Wer den Landkreis Freyung-Grafenau in Richtung Tschechien verlassen möchte, kommt nicht umhin die vielen Pkws des Automobilhändlers am Straßenrand zu registrieren. Dass der Betrieb „irgendwas mit Autos“ zu tun haben muss, ist deshalb klar. Was das Unternehmen außerdem zu bieten hat, darüber berichten Geschäftsführer Anton Donnerbauer (50) und dessen Stiefsohn und potenzieller Nachfolger Hannes Falk (28) im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“. Zudem sprechen die beiden Geschäftsleute über die Themen Ausbildung sowie Standortvor- und nachteile des Bayerischen Waldes. Übrigens: Der Name „TOHA“ kommt von TOni (Donnerbauer) und HAnnes (Falk).
„Fünf Entwickler haben fünf Jahre an dieser Sache gearbeitet“
Herr Donnerbauer, Herr Falk: Erklären Sie uns bitte kurz Ihren Betrieb.
Anton Donnerbauer: Wir haben einen einzigartigen Car-Konfigurator entwickelt. Wir vergleichen EU-weit die Autopreise mit dem deutschen Niveau. Wir schauen, welche Ausstattung wo am billigsten ist – und berücksichtigen dabei auch entsprechende Aktionen in verschiedenen Ländern. 15 Mitarbeiter sind damit beschäftigt, den Markt ständig im Auge zu behalten.
Wer genau hat dieses System, den Car-Konfigurator, entwickelt?
Hannes und ich. Seit rund 35 Jahren gibt es nun die Firma TOHA. Bis 1990 exportierten und importierten wir Autos. Danach beschäftigten wir uns nur noch mit dem Import. Früher haben wir sämtliche Daten in einer groß angelegten Excel-Datei gespeichert, im Jahr 2000 entwickelten wir dann eben unseren Konfigurator. Fünf hauseigene Entwickler haben fünf Jahre lang an dieser Sache gearbeitet. Diese Investition war einerseits ein großes finanzielles Risiko, andererseits ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Mittlerweile vertreiben wir deutschlandweit rund 3.000 Autos jährlich und haben 45 Mitarbeiter. Unser Hauptgeschäft ist der Händlerbereich, deshalb ist unsere Homepage auch nicht für Endkunden ausgelegt.
Dennoch kommen viele potenzielle Käufer direkt bei Ihnen vorbei?
Dass wir super Preise haben, ist mittlerweile auch den Privatkunden aufgefallen, ja. Deshalb haben wir entschieden, uns künftig für diese Zielgruppe zu öffnen. Kommt ein potenzieller Käufer bei uns vorbei, bekommt er denselben Preis wie unsere Händler. Daher haben wir nun auch einen Privatkunden-Verkäufer eingestellt.
TOHA ist also gleichzeitig Autohändler und IT-Entwickler?
Kann man so sagen, ja. Einerseits verkaufen wir Autos an andere Händler, andererseits aber auch unsere Software. Wir bieten unseren Kunden, also den Händlern, somit ein zweites Standbein. Über unsere Internet-Maske ist der Weg offen zu sämtlichen Automarken und -typen. So haben wir schon einige Franchise-Partner gewonnen.
„Wo der Pfennig geschlagen wird, ist er nichts wert“
Hannes Falk: Das Ganze nennt sich ‚Premium-Paket‘. Das heißt: Der Kunde kann nicht nur unser System nutzen. Wir bieten ihm zudem eine Webseite samt Content-Managment-System an. Und auch in Sachen Marketing und Werbung unterstützen wir unsere Partner. Zusammengefasst bieten wir ihm alles, was man zum Autohandel braucht.
Anton Donnerbauer: Im Bayerischen Wald wird dieses Angebot weniger genutzt. Hier in der Region setzen wir seit Kurzem auf unseren eigenen Verkauf. Leider trifft das alte Sprichwort ‚Wo der Pfennig geschlagen wird, ist er nichts wert‘ auch hier zu. Mittlerweile haben wir rund 300 Partner in der Bundesrepublik, die dieses System nutzen.
Der deutsche Autokäufer ist ja bekanntlich ein skeptischer Mensch: Wo liegt der Haken an der Sache, an Eurem System?
Diese Haltung kann ich durchaus verstehen. Deshalb ist auch eine Erklärung nötig, wie sich unsere Preise zusammensetzen. Ein Beispiel: Ein Bulgare verdient im Schnitt deutlich weniger als ein Deutscher. Deshalb passt die Automobilbranche dort die Preise dem Einkommen an. Außerdem gibt es in den jeweiligen Ländern immer wieder besondere Aktionsangebote. Wir berücksichtigen all diese Faktoren – und suchen mit unserem Car-Konfigurator dann die besten Schnäppchen raus.
Wie wird dabei die sprachliche Barriere überwunden?
Freilich haben wir einige Mitarbeiter, die vier, fünf Sprachen fließend sprechen. Die Hauptsprache ist neben Deutsch natürlich Englisch. Über die Jahre haben wir uns einen Übersetzungsapparat aufgebaut, sodass wir alle möglichen Anfragen beantworten können.
„Im Bayerischen Wald haben die Menschen noch Geld“
Zu beobachten ist, dass der Trend beim Autokauf immer mehr weg vom direkten Kauf hin zu Leasing und Finanzierung geht. Können Sie das bestätigen?
Bundesweit kann man das durchaus so sagen. Bei uns hier im Bayerischen Wald hingegen haben die Menschen noch Geld – und kaufen vermehrt ihre Autos direkt beim Händler. Man muss aber ganz klar sagen: Leasing ist für einen Privatkunden ein glatter Betrug, weil einem das Auto nie wirklich gehört – im Gegensatz zur Finanzierung.
Kurz zum Privaten: Wie war Ihr jeweiliger persönlicher Werdegang?
Anton Donnerbauer: Kaum zu glauben, aber wahr: Ich habe Koch gelernt (lacht).Irgendwie esse ich aber lieber als ich koche, deshalb habe ich mich entschieden, etwas anderes zu machen – und bin beim Autohandel gelandet.
Hannes Falk: Ich habe hier im Haus Informatik- und Automobilkaufmann gelernt. Diese Kombination kommt mir jetzt zu Gute. Durch unsere Projekte habe ich mich in diesen Bereichen ständig weiterentwickelt. Mittlerweile bin ich Abteilungsleiter für Marketing und IT. Und irgendwann werde ich dann den Betrieb übernehmen.
Mit dem Gewerbegebiet Heldengut hat TOHA einen Firmensitz fernab von größeren Unternehmen und Gewerbeflächen gewählt. Wo sehen Sie die Standortvor- und nachteile?
Anton Donnerbauer: Wir haben uns für diesen Standort entschieden, weil wir hier erstens genügend Flächen zur Verfügung haben und zweitens unmittelbar neben der vielbefahrenen B12 angesiedelt sind – zwei klare Vorteile.
Internet? „Für uns ist dieses Thema alles andere als lustig“
… und die Nachteile?
Hannes Falk: (mit Nachdruck) Die Internetverbindung. In dieser Hinsicht haben wir enorme Probleme. Momentan haben wir eine 2.000er-Leitung, was gerade für eine Firma, die im Internet sehr aktiv ist, sehr ausbaufähig ist. Das Traurige daran: Neben der B12 liegt ein Glasfaserkabel, doch leider dürfen wir das nicht anzapfen. Wir haben kürzlich eine 50.000er-Leitung beantragt – das kann aber noch einige Zeit dauern.
Anton Donnerbauer: Für uns ist dieses Thema alles andere als lustig. Wir sind auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen.
Aber „flüchten“ wollen Sie vor diesem Problem nicht?
Nein, auf keinem Fall. Mittlerweile sind wir hier in Heldengut einfach zu verwurzelt – und auch der Großteil unserer Mitarbeiter kommt aus der hiesigen Region.
Wer hat Schuld an dieser Internet-Misere im Bayerischen Wald?
Hannes Falk: In erster Linie ist freilich die Politik gefordert. Aber ich denke auch, dass sich die Telekom hier etwas querstellt. Heldengut hat nur einige wenige Abnehmer, deshalb wird wohl der Kosten-Nutzen-Rahmen einfach nicht passen. Doch wir geben nicht auf …
Weiteres großes Thema ist die B12 und ihr Ausbau. Wie zufrieden seid Ihr damit?
Anton Donnerbauer: Ganz klar: Sie muss ausgebaut werden – vor allem eine durchgehende dritte Spur wäre ideal. Auch weil das Verkehrsaufkommen bei uns schon extrem ist. Ein Nach-, aber auch ein Vorteil. Die vielen Fahrzeuglenker, die bei uns vorbei fahren, sind die beste Werbung – und das auch noch kostenlos.
Hannes Falk: Genau das ist auch ein Grund, wie schon vorher angesprochen, warum wir im Privatkundenbereich aktiver werden möchten.
„Es zählt nicht nur die Qualifikation, sondern auch der Charakter“
Wichtiges Thema ist auch der Nachwuchs. Welche Rolle spielt die Ausbildung in Ihrem Betrieb?
Anton Donnerbauer: … eine sehr große! Wir legen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter auch bei uns ausgebildet worden sind. Besonders wichtig ist, dass unsere Auszubildenden alle Abteilungen durchlaufen. So lernen sie nicht nur den Betrieb kennen, sondern erfahren viele Dinge direkt aus der Praxis. Eine Firma ist ja zuerst nur eine Akten- oder Steuernummer. Erst die Mitarbeiter machen einen Betrieb zu dem, was er ist. Deshalb zählt bei uns als Einstellungsmerkmal nicht nur die Qualifikation, sondern auch der Charakter.
Welche Ausbildungsberufe bieten Sie an?
Wir bilden überwiegend Automobil- und Bürokaufleute aus. Demnächst wird wohl auch Online-Marketing ein Thema sein.
Wie hat sich die Qualität der Schulabgänger in den vergangenen Jahren entwickelt?
Momentan kommen zu uns immer mehr junge Menschen, die ihr Studium abgebrochen haben – und erst mal eine Ausbildung machen möchten. Einige flüchten sich wohl in ein Studium, ohne zu wissen, welchen Beruf sie irgendwann einmal ausüben wollen.
Wie ist es um die Reife der Schulabgänger bestellt? Wurden die Jugendlichen in der Schule gut auf das Berufsleben vorbereitet?
Nicht ganz. Die Kluft zwischen den Frühreifen und denjenigen, die noch eher jungendlich untwergs sind, wird immer größer. Ob das am Elternhaus oder an der Erziehung liegt, lässt sich nicht feststellen. Generell würde ich mir wünschen, dass die Schulen mehr auf das praktische Leben vorbereiten, dass nicht immer die Theorie im Vordergrund steht. Und der Ausweg ist nicht irgendein Praktikum, bei dem die Schüler einfach in irgendwelche Betriebe gesteckt werden. Meist hat man dort nämlich gar keine Zeit für die jungen Leute.
Abschließend ein Blick in die Zukunft. Wo steht TOHA in zehn Jahren?
Der Trend geht dahin, dass unsere Kunden, also die vielen Händler, ein Gesamtpaket von uns wollen. Dazu zählen der Car-Konfigurator samt Marketing, Homepage und so weiter. Künftig werden auch unsere Absatzzahlen nicht mehr so extrem steigen wie in den vergangenen Jahren – wir legen einfach mehr Wert auf Qualität und Spezialisierungen. Wachstum ist nicht immer alles…
Interview: Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer
Sehr interessant.
Toha setzt sich zusammen aus Toni und Hannes?
Bekannt wurde die Firma eigentlich unter Toni und Hannelore…