Heldengut. Das Auto ist und bleibt der Deutschen liebstes Kind – trotz allgemein schmälerer Geldbeutel, trotz Negativschlagzeilen wie beim jüngsten Abgasskandal von Volkswagen. Davon ist Anton Donnerbauer (51), Geschäftsführer von TOHA Automobile in Heldengut (Gemeinde Hinterschmiding), überzeugt. Bekannt geworden ist das direkt an der B12 gelegene Unternehmen vor allem durch seinen eigens entwickelten Car-Konfigurator für Auto-Händler. Mittlerweile hat sich TOHA aber auch im Privatkundenbereich einen Namen gemacht. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Anton „Toni“ Donnerbauer über die aktuellen Entwicklungen in diesem Sektor, über den VW-Abgasskandal und dessen Folgen sowie die immer beliebteren Finanzierungsmöglichkeiten in der Autobranche.
Herr Donnerbauer: Wie bewerten Sie als erfahrener Händler in der Automobil-Branche den jüngsten VW-Abgasskandal?
Gleich eines vorweg: Die Zahlen kann man noch gar nicht genau kommentieren, da es sich bisher nur um Schätzungen handelt. Die Händlerschaft und der Neuwagen-Bereich werden von den Auswirkungen verschont bleiben – betroffen ist eher der Gebrauchtwagenmarkt. Ich denke: Es werden sich vor allem ältere Leute, die stets brav bei ihrem Vertragshändler für ein neues Fahrzeug den vollen Preis zahlen, aufgrund des VW-Skandals hintergangen fühlen.
VW-Skandal: „Der amerikanische Markt möchte VW schaden“
Die angesprochene Software ist in meinen Augen nicht so schlimm, wie überall geschrieben wird. Klar: Derartige Fälschungen macht man nicht. Meiner Meinung nach hat der amerikanische Markt jedoch nach einem Grund gesucht, das bis dato einwandfreie Image des VW-Konzerns zu schädigen. Fakt ist, dass durch die manipulierten Messungen keine unmittelbare Gefahr besteht und auch die Leistungsfähigkeit der Motoren nicht beeinträchtigt wird. Inwiefern auch andere Hersteller beteiligt sind, steht bisher noch nicht fest.
Welche Auswirkungen hat dieser Vorfall auf den deutschen Automobilmarkt?
Neufahrzeuge im Euro-6-Bereich sind laut Aussage von VW eher nicht betroffen, da diese Autos nicht mit der betroffenen Software ausgestattet sind. Die Software ist in den Fahrzeugen installiert worden, die etwa zwischen 2008 und 2015 gebaut wurden – speziell in Dieselmodellen. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und Aufklärungsarbeit zu leisten, hat der VW-Konzern kürzlich eine Internet-Plattform ins Leben gerufen. Dort kann man sich anhand der Fahrgestellnummer informieren, ob sein eigenes Auto betroffen ist.
Glauben Sie, dass das Image von VW durch diese Sache nachhaltig geschädigt ist?
Nein. Ganz so dramatisch ist es nicht. Wie schon vorher erwähnt, sind ja eher die älteren Modelle betroffen. Vieles geht vom amerikanischen Markt aus, der dem Konzern schaden möchte.
Warum, glauben Sie, verfolgen die Amerikaner diese Absicht?
Volkswagen ist einer der einzigen Anbieter, der in den USA den „clean diesel“ hat einführen können. Das ist der amerikanischen Automobil-Industrie, die Wert auf große Fahrzeuge mit schweren Motoren legt, natürlich ein Dorn im Auge. Deshalb schießen sie gegen VW.
Themawechsel: Seit einiger Zeit setzt TOHA verstärkt auf den Privatkundenbereich. Wie läuft’s?
Besser als erwartet. Die Nachfrage von Privatkunden in unserer Region ist riesig. Viele hatten bis dato nicht gewusst, dass wir auch an den Privatmann bzw. die Privatfrau Autos verkaufen. Dieser Bereich ist um 40 Prozent gewachsen. Die Hälfte unserer Interessenten kauft VW-Modelle, der Rest ist auf die übrigen Marken verteilt. Vor allem kleinere Allrad-Fahrzeuge werden immer beliebter. Auch leichte Nutzfahrzeuge wie Kasten- und Pritschenwagen sind sehr gefragt. Bei vielen Modellen sind wir jenseits der 40 Prozent Rabatt-Marke – das schätzen die Leute.
„Emotionen spielen weiterhin eine große Rolle“
Erklären Sie uns bitte: Wie funktioniert ein Autokauf bei TOHA?
Zum einen verfügen wir über einen großen Pool an Lagerfahrzeuge, das heißt: Diejenigen, die möglichst schnell ein Auto kaufen wollen, können sich bei uns, direkt vor Ort, bedienen. Unser spezielles Steckenpferd sind jedoch die Wunschfahrzeuge. Das heißt: Wir bestellen europaweit Autos, die den Wünschen unserer Kunden entsprechen. Dabei kommt unser eigens entwickeltes Konfigurationssystem zum Einsatz, mit dem wir hervorragend die Preise EU-weit vergleichen – und so die günstigste Variante auswählen können.
Spielen bei TOHA auch E-Autos eine Rolle?
Aktuell eher nicht. Aber ich bin mir sicher, dass das auch für uns ein Thema wird. Die Hersteller möchten diesen Sektor jedoch noch selber vermarkten. Seitdem Benzin und Diesel wieder billiger geworden sind, ist die E-Schiene ohnehin leicht ins Stocken geraten. Das kann sich allerdings wieder schnell ändern. Zu beachten ist dabei: Emotionen spielen bei einem Neuwagen weiterhin eine große Rolle.
Inwiefern?
Die Menschen wollen nach wie vor einen dröhnenden Motor hören, wollen ein Auto, das ihren Vorstellungen entspricht. Ist man zufrieden mit seinem Fahrzeug, fährt man es auch länger.
„Wir konzentrieren uns auf den Bayerischen Wald“
Immer beliebter wird auch das Finanzieren und Leasen von Fahrzeugen, richtig?
So ist es. Früher war es eher so, dass auf dem Land noch bar bezahlt worden ist. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Mit den aktuellen Zinssätzen ist es auch die logische Folge, dass viele die Finanzierungsmöglichkeiten wahrnehmen. Bundesweit sind etwa 70 Prozent der Fahrzeuge finanziert oder geleast, bei uns in der Region sind wir bei rund 40 Prozent.
Wie wird sich der Privatkundenbereich in Ihrem Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln?
Wir werden weiter einen verstärkten Fokus darauf legen. Momentan wächst dieser Bereich immer mehr – warum sollen wir also diesen Trend stoppen? Allerdings werden wir uns im Privatverkauf auch in Zukunft nur auf den Bayerischen Wald konzentrieren.
Vielen Dank für das Interview – und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer