Über ein Jahr haben Aufbau und Einstellung der größten und modernsten Optikmaschine der Welt (UPG 2000) in Anspruch genommen. Jetzt können Wissenschaftler am Technologiecampus Teisnach (TCT) im Rahmen des Projekts IFasO (Integrierte Fertigung asphärischer Optik) den nächsten großen Erfolg verbuchen – die Fertigstellung des ersten einsatzfähigen Teleskopsiegels. Der Spiegel hat einen Durchmesser von 1,3 Meter und eine Genauigkeit von 65 Nanometer. Das entspricht einem 65 millionstel Millimeter. Er wird das Herzstück eines neuen Großteleskops des Teleskopherstellers ASTELCO.
Eigentlich wollte das Team um Projektleiter Lutz Küpper den ersten Spiegel eigentlich schon im Herbst vergangenen Jahres fertigstellen – dieser ehrgeizige Plan aber scheiterte. Küpper: „Dass es nach der Montage noch ein Jahr gedauert hat, bis wir mit der Fertigung beginnen konnten, lag an der hohen Komplexität des Gesamtsystems. Die eigentlichen Bearbeitungsversuche begannen daher erst im Januar 2014. In den knapp vier Monaten haben wir jetzt einen Spiegel hergestellt der genau den Anforderungen unseres Kunden entspricht. Ich hätte niemals erwartet, Probleme mit denen sich andere seit Jahren befassen, einfach vom Tisch wischen zu können. Offengestanden habe ich damit gerechnet, dass wir sehr viel mehr Zeit benötigen. Meine Erleichterung darüber, dass wir heute ein so gutes Ergebnis vorlegen können ist daher riesengroß.“
Küpper: „Vor uns liegen zwei weiterre Jahren intensiver Arbeit“
Bewährt hat sich dabei vor allem auch der Grundgedanke der modernsten Optikmaschine der Welt. Sämtliche Arbeitsschritte – Schleifen, Polieren und Messen – können durchgeführt werden, ohne dass der Spiegelrohling umgelagert werden muss. Die Zeitersparnis ist laut Küpper immens: „Vor uns liegen jetzt weitere zwei Jahre intensiver Entwicklungsarbeit. Wir streben nach einer Qualität, die wir sicher und vorhersagbar liefern können, nicht nach einer Qualität, die nur noch durch immer erneutes Probieren unter best case Bedingungen erreichbar scheint. Diese Grenze wird sich langsam nach Oben verschieben, daran arbeiten wir.“ Dann wäre es laut Küpper durchaus vorstellbar, bis zu sechs Spiegel pro Jahr zu fertigen. Die Situation im Markt für Teleskopsiegel erlaube die Annahme, dass entsprechende Aufträge durchaus wahrscheinlich sind.
Hintergrund für das mit zwei Millionen Euro von der Bayerischen Staatsregierung geförderte Projekt sind weltweite Produktionsengpässe der Hersteller für Teleskopspiegel und Wartezeiten von mehreren Jahren. Die 85 Tonnen schwere Optikmaschine UPG 2000 ist in den letzten drei Jahren im Rahmen des Projekts IFasO (Integrierte Fertigung asphärischer Optik) der Technischen Hochschule Deggendorf am Technologiecampus Teisnach realisiert worden. Präsident Prof. Dr. Peter Sperber war einer der Mitinitiatoren und bei der Präsentation des ersten Spiegels entsprechend erfreut: „Mit diesem Fertigstellungstermin sind gleich zwei Ziele erreicht. Das Konzept einer Integration aller Bearbeitungsschritte in einer Maschine hat sich bewährt und der erste Schritt zur Überführung eines Entwicklungsprojekts in eine Unternehmensgründung ist getan.“
Eine IFasO GmbH wurde bereits 2012 gegründet
Das Forschungsprojekt IFasO wurde mittlerweile kostenneutral um ein weiteres Jahr bis Ende 2014 verlängert. In dieser Zeit soll die Weiterentwicklung vorangetrieben werden. Danach ist die Förderung des Projekts beendet. Aus diesem Grund wurde bereits Ende 2012 die IFasO GmbH mit Projektleiter Lutz Küpper als Geschäftsführer gegründet. Er wird den jetzigen Weg in Teisnach fortsetzen und versuchen, sich mit dem Unternehmen am Markt für Spiegelsysteme zu etablieren. Auch mit der ESO, die in Chile das größte Riesenteleskop der Welt (E-ELT) mit über 800 Einzelspiegeln plant, pflegt man laut Küpper weiter Kontakt und tauscht sich aus. Nachdem die ESO aber derzeit noch keine Aufträge vergibt, setzt Küpper momentan mehr auf die enge Zusammenarbeit mit einem vergleichsweise kleinen mittelständischen Teleskophersteller wie ASTELCO. Daraus ergäben sich erhebliche Vorteile für die eigene Weiterentwicklung.
da Hog’n