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Start rundumadum Kriegsreporter Stormer über die syrische Tragödie: „Wir wissen, tun aber nichts“

Kriegsreporter Stormer über die syrische Tragödie: „Wir wissen, tun aber nichts“

veröffentlicht von Stephan Hörhammer | 24.03.2014 | kein Kommentar
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carsten StormerManila/Aleppo. „Baschar al-Assad hat meine Eltern getötet – wofür? wofür? – Es war ein Moment der Schwäche, in dem ich diese Zeilen schrieb und auf Facebook veröffentlichte. Gerade war mal wieder ein Kollege in Syrien verschwunden. Ein syrischer Aktivist, mit dem ich in Aleppo gearbeitet habe, war getötet worden. Einer von vielen. Und ich hatte den Tag mal wieder damit begonnen, Videos von Hinrichtungen und Luftangriffen anzusehen, die mir Bekannte aus Syrien geschickt haben. Syrien ist zum allumfassenden Thema meines Lebens geworden, als Reporter, als Mensch.“ Mit diesen Zeilen beginnt Carsten Stormer, Journalist und Kriegsreporter, sein gerade erschienenes Buch „Die syrische Tragödie“. Ein Buch, in dem der 40-jährige Deutschen seine Erfahrungen in dem vom Bürgerkrieg schwer gezeichneten Land in Vorderasien niedergeschrieben hat. Schonungslos offen und der Realität immer dicht auf den Versen. Ein Interview, das wachrütteln und denjenigen Menschen eine Stimme geben soll, die keine mehr haben.

Aleppo_Carsten Stormer (8)

Ein Trümmerhaufen, nicht nur äußerlich: Aleppo, die einstige Kulturhauptstadt des Islam. Fotos: Carsten Stormer

„Momentan befinden sich etwa 35 Kollegen in der Hand von Islamisten“

Carsten: Du warst mehrere Male als Kriegsreporter in Syrien unterwegs – wir hatten darüber berichtet. Das Land ist ein immer noch brodelnder Konfliktherd, der jedoch aufgrund der momentanen Ereignisse in der Ukraine mehr und mehr aus den Schlagzeilen gerät. Wie ist die aktuelle Lage dort?

Krieg in Syrien

Die Mutter, Angehörige und Freunde trauen um den Tod eines FSA-Kaempfers, der in Aleppo von Schabiha-Milizen gefoltert und getötet wurde.

Das ist schwer zu beantworten, da es zurzeit so gut wie unmöglich ist nach Syrien einzureisen. Vor allem die Situation im Norden ist schwer einschätzbar, denn dort kämpfen gemäßigte Rebellen gegen Gruppen aus dem Dunstkreis von Al Kaida. Momentan befinden sich etwa 35 Kollegen in der Hand von Islamisten – sie sind entführt worden. Wer jetzt nach Syrien reist, hat sehr gute Aussichten die zweifelhafte Gastfreundschaft radikaler Islamisten kennenzulernen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: In manchen Vororten von Damaskus haben Rebellen und Regierung Waffenstillstände ausgehandelt. Mal sehen, wie lange die halten. Aber das hat dazu geführt, dass Hilfslieferungen in lange besezte Gebiete gelangt sind, in denen die Einwohner gehungert haben. Viele Menschen mussten sich sogar von Gras ernähren.

Wie hältst Du Kontakt zu den Leuten vor Ort – woher bekommst Du Deine Informationen?

Krieg in Syrien

Über einer Moschee, die von Regierungssoldaten als Basis benutzt und von FSA-Einheiten überrannt wurde, haben FSA-Kaempfer die Fahne der Islamisten gehisst.

Ich spreche viel mit Kollegen. Aber auch mit Aktivisten und syrischen Freunden. Das läuft meist über Skype oder Facebook.

Deine Eindrücke und Erfahrungen über diesen einmal mehr sinnlosen Krieg hast Du nun ja in einem Buch verarbeitet: „Die syrische Trägodie“ – erhältlich bisher nur als E-Book. Zunächst: Warum gibt es Dein neues Buch – anders als „Das Leben ist ein wildes Tier“ – nur in elektronischer Fassung?

Leider nur als E-Book, ja. Denn es gibt kaum Verlage, die solche Texte drucken möchten, weil sie der Meinung sind, dass sich damit kein Geld machen lässt und die Leser sich nicht für Krieg interessieren.

„Heute haben die Menschen alle Hoffnung in den Westen aufgegeben“

In aller Kürze: Worum geht es im Syrien-Konflikt eigentlich genau?

Um es ganz vereinfacht darzustellen: Anfangs Gut gegen Böse. Ein Volk lehnt sich friedlich gegen einen Diktator auf, will mehr Rechte und ein paar Reformen – und wird dafür zusammengeschossen. Im Laufe des Krieges haben sich diese Grenzen verwischt. Die Guten haben plötzlich die Taktik ihrer Feinde übernommen. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Brutalität wurde mit Brutalität vergolten. Und dann kamen die Islamisten, die sich anfangs auf die Seite der Rebellen stellten und gegen Assad kämpften. Ich kenne keinen Syrer, der mit deren Ideologie einverstanden war. Aber es eben als notwendiges Übel ansahen, weil sonst keiner geholfen hat. Nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Auch die Tatenlosigkeit und Gleichgültigkeit des Westens hat dazu beigetragen, dass Islamisten in Syrien stark wurden. Man hat es versäumt, diejenigen zu unterstützen, die unsere Werte teilen oder zumindest nahestehen. Heute haben die Menschen alle Hoffnung in den Westen aufgegeben.

Was hat Dich bei Deinen Aufenthalten am meisten beeindruckt – was am meisten schockiert?

Aleppo 2013

„Was mich am meisten schockiert: Diese unglaubliche Brutalität – und dass kaum jemand an dem Leid Anteil nimmt.“ Im Bild: Ein Rebell trauert um einen toten Kameraden.

Am meisten beeindruckt haben mich Menschen, die trotz aller Brutalität und all des Leids ihre Menschlichkeit nicht verloren haben. Mensch geblieben sind. Leute wie die jungen Aktivisten, die in einem Vorort von Damaskus eine Zeitung gegründet haben und sowohl das Regime als auch die Rebellen kritisieren. Sie sagen, dass ihnen die Revolution geklaut worden ist, weil sich Teile der Rebellen so wie die Regierung benehmen. Oder die Graffiti-Künstler, die glauben, dass die Feder mächtiger ist als die Kalaschnikow. Ein Freund riskiert in Aleppo sein Leben, um Flüchtlinge zu versorgen. Was mich am meisten schockiert: Diese unglaubliche Brutalität – und dass kaum jemand an dem Leid Anteil nimmt.

Du bezeichnest Syrien als „die Schande des Westens“, als einen „moralischen Makel, nicht geringer als der des spanischen Bürgerkriegs in den 1930er Jahren“. Warum?

Das hat Georg Diez vom Spiegel geschrieben, er hat das Vorwort für mein neues Buch geliefert. Aber es geht darum, dass unsere Gesellschaft es sich in ihrer Bequemlichkeit eingerichtet hat, in Gleichgültigkeit schwelgt. Obwohl wir recht genau wissen, was in Syrien passiert. Dass so etwas im 21. Jahrhundert noch möglich ist, ist eine moralische Schande. Wir wissen, tun aber nichts.

„… stattdessen hat man sich entschieden, nichts zu tun“

„… und die Welt schaut zu …“ hast Du immer wieder geurteilt. Was kann der Westen tun, um diesem Krieg ein Ende zu bereiten  – sofern er dies überhaupt kann …

Aleppo 2013

„Die Menschen werden allein gelassen“: Flüchtlinge in einem Haus in Aleppo.

Es geht nicht darum, militärisch in den Konflikt einzugreifen. Aber man hätte nach den Giftgasangriffen Druck ausüben können, damit Hilfslieferungen zu den Flüchtlingen und in die eingekesselten Städte kommen. Auch eine Flugverbotszone, damit die syrische Luftwaffe keine Wohngebiete mehr bombardiert. Eine Sicherheitszone für Flüchtlinge. Ungehinderten Zugang internationaler und unabhängiger Beobachter. Es wäre viel möglich gewesen. Stattdessen hat man sich entschieden, nichts zu tun. Die Menschen werden alleine gelassen.

Was wünschst Du Dir persönlich für die Menschen in diesem Land?

Frieden, Chancengleichheit. Für alle Syrer, egal, auf welcher Seite sie stehen.

Vielen Dank für das Gespräch und – mögen Deine Wünsche in Erfüllung gehen.

 Interview: Stephan Hörhammer

–> hier geht’s zum E-Book: „Die syrische Tragödie“

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Schlagwörter: Aleppo, Assad, Buch, Carsten Stormer, Das Leben ist ein wildes Tier, Die syrische Tragödie, E-Book, Interview, Journalist, Kriesgsreporter, Manila, Reporter, Syrien
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