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Start im Landkreis FRG „Scharfrichter“ Walter Landshuter: „Ich habe mir nie was gefallen lassen“

„Scharfrichter“ Walter Landshuter: „Ich habe mir nie was gefallen lassen“

veröffentlicht von Helmut Weigerstorfer | 10.03.2014 | kein Kommentar
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Leopoldsreut. Nur selten spricht er von Glück. Doch an diesem Ort nimmt Walter Landshuter selbst dieses Wort in den Mund – verbunden mit einem herzlichen Lachen und einem Blick dahin, wo mittlerweile sprichwörtlich Gras über die Vergangenheit gewachsen ist. Hier fühlt er sich heimisch, hier bei seinen Großeltern hat er die „einzig richtig schöne Zeit“ seines Lebens verbracht. Der 69-jährige Mann steht dort, wo er geboren worden ist – in Leopoldsreut, auch unter dem Namen „Sandhaisan“ bekannt.

Leopoldsreut

„Das waren die schönsten Jahre meines Lebens“, beschreibt „Scharfrichter“ Walter Landshuter seine Zeit in Leopoldsreut, wo er 1945 das Licht der Welt erblickte.

Inzwischen gibt es das Dorf nicht mehr, Walter Landshuter hat sich als Mitbegründer des Scharfrichterhauses Passau einen Namen gemacht – ein Philosoph, ein Provokateur, einer, der unbequem ist und sagt, was er denkt. Einer, der sich Gedanken macht über das Leben und die Gesellschaft. „Ich werde nie verstummen“, sagt er. „Dem Staat werde ich immer kritisch gegenüber stehen.“ Doch hier, 1100 Meter über dem Meeresspiegel, ist das alles vergessen – zumindest für einen Moment. Hier erinnert sich Walter Landshuter an seine Kindheit bei seinen Großeltern. Hier bleibt die Zeit kurz stehen …

„Musste ich zurück, habe ich mich im Woid versteckt“

… und dann kann der Exil-Waidler kurz in die Vergangenheit schweifen. Gern philiosophiert er in dieser Phase darüber, was eigentlich Heimat ist, wo er heimisch ist. „Das ist eine Mischung aus einem Gefühl und einem Ort.“ In seiner Kindheit hat beides zweifelsohne auf Leopoldsreut zugetroffen.

Leopoldsreut

Heile Welt in einer rohen Zeit: Das Gasthaus „Zur luftigen Höh“, betrieben von seinen Großeltern, war für Walter Landshuter ein Ort der Güte… Foto: Archiv Hofer

Im örtlichen Gasthaus „Zur luftigen Höh“, betrieben von seinen Großeltern, fühlte er sich wohl. „Das waren die schönsten Jahre meines Lebens“, blickt er heute zurück. Mit dem Zeigefinger steht er dort, wo früher das Wirtshaus gestanden ist. Er malt die Gaststube in die Luft, beschreibt die Balken im Zimmer, erzählt, wo sein Opa gesessen hat – hier hat er sich geborgen gefühlt. Heile Welt für einen kleinen Buben in der Nachkriegszeit – das krasse Gegenteil, was er in den kommenden Jahren erleben wird.

Irgendwie spürte der junge Walter Landshuter schon damals, dass außerhalb von Leopoldsreut Angst und Schrecken, Schmerzen und Leid herrschen. „Musste ich zurück nach Haidmühle, wo ich zur Schule gegangen bin und bei meinen Eltern gewohnt habe, habe ich mich immer im Woid versteckt. Ich wollte da nicht hin. Denn dort lauerten die Grausamkeiten des Lebens.“ In erster Linie meint der damit seinen prügelnden Vater Wolfgang, Bäckermeister und damaliger Bürgermeister der Gemeinde Haidmühle – a Watschn war keine Seltenheit, gehörte zum Alltag, der Umgangston war rau.

Leopoldsreut

…auch wenn er auf diesem Bild neben seiner Schwester Helga ein bisschen grimmig dreinblickt.

„Schmeckte meinem Vater das Essen nicht, ist es schon mal durch die Stube geflogen.“ Seine Mutter Maria, 28 Jahre jünger als ihr Ehemann, ertrug das – ohne mit der Wimper zu zucken. Noch Jahre später beschäftigen diese Vorkommnisse Walter Landshuter, immer wieder fragte er seine Mutter, warum sie sich das gefallen hat lassen. „Da hat sie aber immer abgeblockt.“ Vor allem am Heiligen Abend diskutierten die Landshuters über solche Themen – zum Beispiel über Sodomie. „Des hod’s in Leopoldsreit ned gem“, versuchte Maria Landshuter, eine geborene Weishäupl, immer abzulenken. Doch ihr Sohn konterte: „Was war dann mit dem Mann, der es im Wald mit einem Hund trieb?“. Die einfache, aber gleichzeitig erschreckende Antwort seiner Mutter: „Des war a Behm.“ In der Nachkriegszeit entwickelten sich die Aussiedler aus dem angrenzenden Böhmen zum Juden-Ersatz, sie waren immer die Schuldigen, die schlechteren Menschen.

„Hab ich die Knochenhand der Nonnen einige Mal spüren dürfen“

Schon in dieser Zeit entwickelte sich innerhalb des Buben ein Gefühl der Rebellion gegen diese Zustände, er wollte aus dieser schrecklichen Welt ausbrechen. Doch vorerst wurde er noch tiefer in diesen Strudel gezogen – Einschüchterung und Gewalt gehörte einfach dazu. Mit den Worten „Den könnt’s ruhig a paar runterhauen“ steckte ihn sein Vater in eine Klosterschule in Fürstenstein. „Anfangs war ich sehr beeindruckt. Als ich dann die Knochenhand der frustrierten Nonnen einige Male spüren durfte, änderte sich das.“ Der junge Walter Landshuter war Bettnässer. In den Augen der Klosterschwestern ein Unding. Mit Schlägen wollen sie ihm das austreiben. Und auch er flüchtet sich in Härte, gegenüber sich selbst und seinen Mitschülern. „Ich habe mir nie was gefallen lassen, das war damals so – und ist auch heute noch der Fall.“

Erst im „Gasthof Strohmeier“, dann in Leopoldsreut erzählt Landshuter aus seinem Leben:

Ähnlich ergeht es ihm danach auch im Pellianum, einem Schülerheim in Passau, und am Gymnasium in der Dreiflüssestadt. „Das war die gleiche Misere wie vorher in Fürstenstein“, erinnert er sich. Trotz der negativen, prägenden Erlebnisse in dieser Zeit hat Walter Landshuter früh gelernt, darüber zu reden – im Gegensatz zu vielen seiner damaligen Klassenkameraden und Freunden. Totschweigen war für ihn ausgeschlossen, aus Prinzip.“Zu Hause ging das nicht, aber bei meinen Freunden.“ Gemeinsam mit seinen engsten Bekannten schrieb der junge Mann Gedichte. Darin verarbeitete er die schwierigen Zeiten – ein Art Selbstheilung, die irgendwann in der Gründung des Passauer Scharfrichterhauses in Passau gipfeln wird.

Zwölf Jahre war Walter Landshuter bei Eterna beschäftigt

Vorher aber machte Walter Landshuter Karriere als Verkaufsleiter und Produktionsmanager beim Passauer Bekleidungsunternehmen Eterna. Plötzlich war der kleine Bub aus dem Bayerischen Wald in der großen (Mode-)Welt angekommen. Insgesamt zwölf Jahre reiste der gebürtige Leopoldsreuter für die Mode um die Welt, castete Models, hantierte mit großen Geldsummen.

Leopoldsreut

Walter Landshuters Heimat in Passau: Das Scharfrichter. Das verherrende Hochwasser 2013 machte auch vor diesem Gebäude nicht Halt.

Der junge Mann schien angekommen, endlich war er wer. Dennoch fühlte sich Walter Landshuter nicht wohl in dieser Welt. „Mit zwei Maß Bier ‚La Paloma‘ singen – das ist einfach nicht mein Ding. Vor allem, wenn man sich gleichzeitig mit Sartre beschäftigt.“ Es war nur eine Frage der Zeit bis er ausbrechen wird, bis er das hinter sich lassen wird.

Und mit der Gründung des Scharfrichterhauses – gemeinsam mit Edgar Liegl – fand Walter Landshuter dann endlich seine Erfüllung. Von nun an konnte er seine Meinung öffentlich kundtun, sich gegen die Obrigkeit auflehnen, ansprechen, was ihn störte. „Das hat ein Erdbeben ausgelöst in Passau“, erinnert er sich und schmunzelt. In den 80er Jahren wird im Scharfrichterhaus das Stück „Himmelskonferenz“ aufgeführt, darin wird die Heilige Maria zum zweiten Mal schwanger. Ein Unding im erzkatholischen Passau, ein Skandal. Die Passauer Neue Presse verhängt eine Nachrichtensperre, das Bistum erstattet Anzeige wegen Gotteslästerung und die Stadt Passau setzt ein Aufführungsverbot durch. (Hier gehts zur Stellungnahme der PNP zu diesem Thema) „Wir wurden als linkes Pack abgestempelt.“ Dieser Boykott bliebt aber nicht im Verborgenen. Überregionale Medien wie ARD, ZDF und der Spiegel wurden auf Walter Landshuter aufmerksam und berichteten darüber.

„Sowohl die Stadt Passau als auch die Zeitung waren blamiert“

Walter Landshuter, Edgar Liegl und das Scharfrichterhaus gingen als Sieger aus diesem (Medien-)Krieg hervor. „Sowohl die Stadt Passau als auch die Zeitung waren blamiert.“ Dennoch wird der heute 69-Jährige diese Schmähungen nie vergessen. Und das lässt er die Verantwortlichen von Presse und Stadt auch immer wieder spüren.

Ein Mann mit klarer Kante: „Ich werde mir nie irgendwas umhängen, was vom Staat gemacht ist.“

Den kulturellen Ehrenbrief lehnte er bereits ab, ein Verdienstkreuz oder ähnliche Auszeichnungen würde er nie annehmen. „Dann müsste ich nur noch dankbar sein und verstummen“, erklärt der Familienvater. „Aber das werde ich nie sein. Ich werde mir nie irgendwas umhängen, was vom Staat gemacht ist.“

Auflehnung und Provokation – für das steht Walter Landshuter mittlerweile. Und er scheut nicht davor zurück, auch die Geschichte seines Heimatdorfes Leopoldsreut – übrigens ist er nicht wie überall beschrieben der dort Letztgeborene, sondern Erich Weishäupl – kritisch zu beurteilen. Der für ihn Hauptschuldige, warum es Sandhaisan nicht mehr gibt: Der Forst! „Die haben nachgeholfen, dass das Dorf verreckt“, sagt er zornig. „Der Gehorsam gegenüber dem Forst hat Leopoldsreut umgebracht.“ Das spricht Landshuter auch immer wieder offen und direkt an – selbst bei offiziellen Terminen mit Vertretern der Politik und des Forstes. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht deshalb auch die Festspiele im verlassenen Dorf. „Einerseits habe ich Respekt vor der Leistung der vielen Beteiligten, andererseits wird dort das Forst-Thema völlig ausgeblendet.“


Trotz dieses negativen Aspekts kehrt Walter Landshuter immer wieder gerne nach Sandhaisan zurück. „Der Mythos der heilen Welt hat sich in mir eingeprägt“, erzählt er vor dem ehemaligen Schulhaus stehend. Als Kind wäre es für ihn das Größte gewesen, dort die Schulbank drücken zu dürfen. Die Landschaft, der Wind und auch der Wald würden ihn auch heute noch reizen – hier im Bayerischen Wald  ist die Heimat seines Herzens. Sein Verstand jedoch fühlt sich eher in Passau heimisch, denn dort ist sein trifft er auf Leute, die seine Einstellung verstehen. Denn dann heißt es nicht: „Sowas hods in Leopoldsreut ned gem“ …

Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer

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Walter Landshuter versuchte die Begebenheiten in Leopoldsreut in Worte zu fassen (einfach klicken)

 

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