Momentan arbeitet die Band an einem Remix-Album zu „Heartbeater“
Wie läuft bei Euch das Songwriting ab?
Rainer: Bei den ersten beiden Demos und dem ersten Album ‚Wonderland Boulevard‘ hab ich diesen Teil ausschließlich übernommen. Beim zweiten Album ‚Coming Up From The Streets‘ sowie jetzt bei ‚Heartbeater‘ haben auch andere Bandmitglieder Songs abgeliefert. Zusammen geben wir dann im Proberaum dem Ganzen den Feinschliff: Musik und Text nimmt der mit, der den Song geschrieben hat. Dann geht’s eigentlich nur noch um Kleinigkeiten. Das Witzige ist jedoch, dass ich bei fast allen Atomic-Songs, die nicht von mir selbst stammen, zumindest eine Änderung des Titels vorgenommen habe. Das fällt mir erst jetzt gerade auf (lacht) …

Die Songs von Atomic findet man auch auf diversen Film-Soundtracks wieder, wie zuletzt beim Kinohit „13 Semester„.
Arbeitet Ihr momentan an einer neuen CD?
Rainer: Ja, wir nehmen derzeit ein Remix-Album von ‚Heartbeater‘ auf, das vorraussichtlich diesen Sommer veröffentlicht wird.
Thomas: Unsere Songs werden von befreundeten Künstlern wie Slowtide oder Tommy Finke aus Bochum in die Zange genommen und dabei in ein neues, elektronisches Soundgewand gepackt. Mit denen haben wir schon öfters zusammengearbeitet, da kommen oft die interessantesten Sachen heraus. Das macht uns selbst immer sehr viel Spaß. Ein derartiges Projekt wollten wir immer schon machen. Unseren Fans präsentieren wir dabei ein kleines Schmankerl: die Tracks wird’s als Gratis-Download geben. Auf etwas komplett Neues werden sie aber wohl noch ein bisschen warten müssen, da wir erst vor eineinhalb Jahren ein neues Studioalbum gemacht haben.
Highlight: auf Tour mit Paul Weller, Gem Archer und Pete Doherty …
Was war für Euch das Konzert-Highlight überhaupt in Eurer bisherigen Band-Geschichte?
Rainer: Wir waren mal Vorband von Paul Weller & Gem Archer in München. Die beiden sind ganz große Vorbilder von uns. Wir hatten schon als Jugendliche Poster in unseren Zimmern von ihnen hängen. Das ist schon etwas Besonderes, wenn Du auf derselben Bühne stehst und Dir denselben Backstageraum miteinander teilst.
Ein weiterer großer Moment war, als wir mit Pete Doherty und den Babyshambles in Wien und Graz gespielt haben. Zu Doherty muss man eigentlich nicht viel sagen. Wenn man mit jemandem auf Tour geht, der fast jeden Tag in der Klatschpresse vertreten ist, aber gleichzeitig großartige Musik macht, spricht das für sich. Es war sehr interessant das alles einmal mitzuerleben, was man eigentlich nur aus der Presse kennt. Aber der Kerl ist ein Klassetyp, sehr nett und witzig.
Thomas: Das Foto mit Noel Gallagher wurde in Berlin aufgenommen. Damals wurden wir nach einem Oasis-Konzert zur Aftershow-Party eingeladen, weil deren damalige Plattenfirma Sony auf uns aufmerksam geworden ist. Wir wurden in der Presse nämlich immer als die ‚deutschen Oasis‘ bezeichnet. Wir haben Noel Gallagher damals eine CD von uns geschenkt. Er hat sich gleich unser Tracklisting angeschaut und einen Satz gesagt, den ich niemals vergessen werde: ‚Ey, Go Bring The Queen, what a great songtitle‘ (lacht). Ein paar Monate darauf hat ihn ein Journalist der Süddeutschen Zeitung bei einem Interview gefragt, ob er die Atomic-CD hört. Gallagher antwortete darauf, dass er die Scheibe richtig gut findet und bei ihm in der Küche im CD-Wechsler läuft.
Mit Thees Uhlmann, dem Sänger der Band Tomte, pflegt Ihr eine ganz innige Freundschaft …
Thomas: Wir haben 2001 bei einem Indoor-Festival in Tulln bei Wien gespielt. Seine Band war damals Headliner. Seitdem sind wir immer wieder mal Support-Act oder treffen uns bei Konzerten. Thees bringt im Sommer sein zweites Soloalbum heraus. Wir freuen uns schon sehr darauf …
Den Atomic-Sound gibt’s auch in einigen Hollywood-Streifen zu hören
Interessant ist, dass man einige Songs von Euch auch auf Film-Soundtracks findet. Wie kam es dazu? Und dürfen wir in Zukunft noch mehr davon erwarten?
Thomas: Wir wurden ganz einfach nur gefragt und hoffen natürlich, dass sich in Zukunft wieder solche Möglichkeiten ergeben. Eigentlich sind mehrere Dinge zusammengekommen. Zum einen war unser Song ‚Oh Suzanne‘ in dem deutschen Kinofilm ’13 Semester‘ mit von der Partie. Der Film landete auf Platz neun der deutschen Kinocharts. Unser Verlag Community Promotion aus Hamburg hatte den Deal an Land gezogen, da die Film-Produktionsfirma Songs aus dem Indie-Bereich suchte. Und so kam es, dass unser Song auch im Trailer des Films zu hören ist. Und genau das find ich sehr toll: Denn auch wenn einer kein Interesse an dem Film hat, sieht er im Kino trotzdem den Trailer – und kommt somit an Atomic nicht vorbei (lacht).

Atomic waren Support-Act für Pete Doherty und die Babyshambles: „Der Kerl ist ein Klassetyp. Sehr nett und witzig.“
Bei der Hollywood Produktion ‚Ninja – Revenge Will Rise‘ mit Action-Star Scott Adkins sind wir mit den Songs ‚Sweetest Symphony‘ und ‚Face In Heaven‘ vertreten. Mein Bruder Rainer ist Jean-Claude-Van-Damme-Fan und hat sich über das Internet mit einem von Van-Dammes Regisseuren namens Isaac Florentine angefreundet. Diesem hat er von unserer Band erzählt und ihm unsere CDs geschickt. Und Florentine war interessiert daran sie in einem seiner Filme zu verwenden.
Dadurch werden sehr viele Menschen auf unsere Songs aufmerksam, was für uns zusätzliche Promo ist. Bei ’13 Semester‘ wurden wir auch zur Filmpremiere nach Berlin eingeladen, wo wir bei der Aftershow-Party mit ‚Bonaparte‘ zusammen live aufgetreten sind. Nora Tschirner und Daniel Brühl waren unter anderem auch im Publikum. Sowas ist natürlich ein schöner Nebeneffekt, wenn sich Filmstars ein Konzert von Dir anschauen.
„Vielleicht überleben die Stones ja noch das nächste Jahrhundert“
Euer Album heißt ja ‚Heartbeater‘: Wie viele Herzen habt Ihr denn schon gebrochen?
Rainer: Hoffentlich mehr als uns schon gebrochen wurden (lacht) …
Thomas: Der Junge auf dem Cover ist unser Bassist Dominik. Es soll nicht viel bedeuten. Es soll cool, frisch und jung rüberkommen. Genau wie der Sound unserer aktuellen Platte. Außerdem sieht man sofort, in welche Richtung die Musik der Scheibe geht. Es ist unverkennbar eine Hommage an das Rolling-Stones-Album ‚Aftermath‘ aus dem Jahre 1966.
Ihr habt eine besondere Liebe zur Langspielplatte: Echte Alben, bei denen jedes Detail durchkonzipiert ist, bei denen die Reihenfolge der Songs eine Rolle spielt. Welches sind denn für Euch richtig gute Gesamtwerke?
Thomas: Da gibt’s massig Platten von den Beatles: Das ‚Weiße Album‘ oder ‚Abbey Road‘. Auch The Kinks haben viele tolle Alben gemacht: ‚Village Green Preservation Society‘ oder ‚Give The People What They Want‘. Und aus den 90ern gibt’s auch einige: „Urban Hymns“ von The Verve, ‚Wild Wood‘ von Paul Weller oder ‚(What´s The Story) Morning Glory?‘ von Oasis. Super sind auch ‚Is This It?‘ von The Strokes oder ‚Bring ‚Em In‘ von Mando Diao. Aus der Gegenwart fallen mir eigentlich nur die Coldplay-Alben ein. Ein besonderer Tipp von uns wäre ‚Velociraptor‘ von Kasabian, das als ganzes Stück absolut genial ist. Und dann wäre da noch das aktuelle Album von Jake Bugg …
Der Titelsong „Heartbeater“ aus dem aktuellen Album – eine „Herzensangelegenheit“
„Konsequent fortschrittsverachtend“ ist Euer Motto: Gibt es Atomic in zehn Jahren noch?
Rainer: Sag niemals nie!
Also seid Ihr doch optimistisch trotz Eurer Abneigung gegen technische Innovationen? Was glaubt Ihr, wie sich das Musikgeschäft in den nächsten Jahren verändern wird?
Thomas: Ja, wir glauben an uns. Aber klassische Rock’n’Roll-Bands werden wahrscheinlich irgendwann aussterben. Es heißt zwar ‚Rock’n’Roll will never die‘ – aber heutzutage wird irgendwie alles als Rock’n’Roll bezeichnet. Darum sehe ich hier eher schwarz. Schau doch mal, wie oft Du etwa bei DSDS den Satz hörst: ‚Junge, das war echt Rock’n’Roll, Du hast die Bühne voll gerockt‘. Wenn ich solche Scheiße höre, wird mir schlecht. Vielleicht überleben die Rolling Stones ja auch das nächste Jahrhundert noch – und retten die Welt …
Thomas und Rainer, vielen Dank für das interessante Gespräch – und viel Erfolg weiterhin!
Interview: Jason Ditshej