Er gilt als sehr eigensinniger, manchmal sogar als etwas sonderbarer Mensch, der österreichische Liedermacher Hubert von Goisern. Ein Charakterkopf. Geradeaus, manchmal kompromisslos. Jemand, der sich nie verbiegen lassen und immer genau das gemacht hat, was er gerade wollte – respektive nicht wollte. Auf ein Telefon-Interview mit dem Hog’n, das vor dem jüngsten Konzert in Riedlhütte hätte stattfinden sollen, hatte er beispielsweise keine Lust. Mit Leuten, die er nicht kennt, redet er nicht, ließ sein Management mitteilen.
Schriftlich hat er die Fragen, die wir ihm zugesandt haben, dann aber doch noch beantwortet. Herausgekommen ist ein Interview, das neben den bereits genannten Eigenschaften auf einen sehr philosophischen, tiefsinnigen Menschen schließen lässt.
„Glauben hat auch etwas mit Loslassen zu tun“
Ihr Hit „Brenna tuats guat“ ist ja ein kritisches Lied. Es geht um die energetische Verwertung von Lebensmitteln für den Betrieb von Maschinen. Ein Stück, das dennoch sehr schön zum Mitsingen geeignet ist. Glauben Sie, dass die Botschaft dadurch nicht a bisserl untergeht? Ganz in Ihrem Sinne sind vermutlich Anlässe wie das diesjährige Abschlusskonzert des Musikcamps in Gampern, bei dem Jugendliche – und somit die künftigen Tonangeber der Gesellschaft – Ihr Lied präsentierten:
Direkt gefragt: Ist die Welt angesichts der bedenklichen Entwicklungen wie dem „Vahoaz’n“ von Rohstoffen endgültig auf dem Weg „zum Deife“? Oder besteht noch Hoffnung?
Hubert: Was ist schon endgültig? Nichts – nicht einmal die Ewigkeit. Daher auch kein Unglück, leider auch nicht das Glück. Ich glaube schon, dass der Inhalt von „Brenna tuats guat“ in Verbindung mit dem Groove die Leute mitreißt. Aber ich glaube auch, dass die meisten Menschen auch beim Mitsingen mitdenken – und die Botschaft verstanden haben. Weil sie ihnen nahe ist.
In einem Ihrer neuen Lieder („I versteh di nit“) singen Sie: „Wenn’s irgendan Heiligen oder an Seeligen gibt, der se zuaständig fühlt, dann hülf!“ Kann der heutige Mensch, auch wenn er so tief religiös verwurzelt ist wie etwa der Bayerwäldler, überhaupt noch ernsthaft einen Heiligen anflehen?
Hubert: Es gibt Leute, die können nicht einmal ihre Freunde um Hilfe bitten, geschweige denn einen Fremden. Hier geht es auch nicht um Religiosität, sondern um den Glauben. Den Glauben, dass uns überhaupt geholfen werden kann. Das hat auch etwas mit Loslassen zu tun.
Comeback auf der Kinoleinwand? „Wer weiß das schon …“
Als Weltenbummler, der die vielfältigsten Kulturen und Musikstile kennengelernt hat, waren Sie vor einer Woche im Bayerischen Wald zu Gast. „Mia san vom Woid dahoam“ heißt unsere Bayerwald-Hymne. Im Liedtext geht es u.a. darum, dass der Waidler lieber zu Hause im „Woid“ bleibt, weil „der Woid so schee is.“ Was würde jemand mit Ihrer Lebenserfahrung dem Waidler raten?
Hubert: Auch einfach mal aus dem Wald herauskommen.
Da sich viele Leute vor Ihren Konzerten immer wieder fragen, ob er‘s no spielt, ob‘s ihn nervt oder ob er seinen Frieden damit gemacht hat, fragen wir einmal anders: Exakt 20 Jahre ist es nun her, dass das „Hiatamadl“ wie eine Bombe eingeschlagen hat. Ist es nicht Zeit für einen Remix?
Hubert: Es hat mich nie genervt – genervt haben mich nur die Leute, die meinten, sie müssten es mir dauernd vorsingen. Oder die meinten, ich müsse es jeden Tag spielen. Mittlerweile spielen wir es wieder – manchmal. Und auch durchaus anders.
Letzte Frage: 1995 debütierten Sie als Schauspieler im Film „Hölleisengretel“. Werden wir Sie wieder einmal auf der Kinoleinwand zu sehen bekommen?
Hubert: Ich weiß es nicht. Wer weiß das schon …
Interview: Jason Ditshej und Stephan Hörhammer
Geht es heute nicht viel mehr darum das der Waidler in die weite Welt zieht
und wir überlegen, wie wir ihn wieder zurück in den Woid bekommen?
Also von daher ist die Bayerwald-Hymne nur bedingt aktuell.
Aber ich gebe euch recht: „Der Woid is schee“