Waldkirchen. „Also ehrlich gesagt, mir würden solche Menschen eher Angst machen. Jetzt sind schon bei der Polizei und bei Sicherheitsfirmen Personen beschäftigt mit gewissen Neigungen wie Geltungsbedürfnis… und dann noch ’normale‘ Bürger? Sehe ich eher skeptisch„, kommentierte Hog’n-Leser Hans Hölzl auf unserer Facebook-Seite nach der Bekanntgabe, dass die Stadt Waldkirchen seitens des Innenministeriums „grünes Licht“ zur Einführung einer so genannten Sicherheitswacht erhält (da Hog’n berichtete). Auch die weiteren Reaktionen waren nicht gerade von einem überschwänglichen „Hurra, wir bekommen eine Sicherheitswacht!“ geprägt. Sie reichten von beißender Ironie („Bei der brutalen Straßenkriminalität in Waldkirchen unbedingt notwendig!„) bis hin zu Alternativvorschlägen („Ich halte nichts von solchen ‚Selbsthilfegruppen‘ – warum verstärkt man nicht die Polizei, wenns so gefährlich ist bei uns„). Grund genug, um noch einmal etwas genauer bei Polizeioberrat Michael Krickl, Leiter der Polizeiinspektion Freyung und Verantwortlicher für die Realisierung der Waldkirchener Sicherheitswacht, nachzufragen.
„Die Sicherheitswacht ist keine Hilfspolizei. Sie kann und soll die Arbeit der Polizei nicht ersetzen, sondern ergänzen“, stellt Polizeibeamter Krickl klar. Ebensowenig sei sie eine „Bürgerwehr“, sondern vielmehr „eine wirkungsvolle und rechtsstaatliche Alternative für die Einbindung des Bürgers in die Sicherheitsarchitektur“. Ziel der Sicherheitswacht sei es, das Gefühl der Sicherheit in der Bevölkerung zu verstärken, einer „Wegschau-Mentalität“ entgegenzuwirken und die Zivilcourage innerhalb der Bürgerschaft zu steigern. Frei nach dem Motto: „Das ist mir meine Stadt wert.“ Die Aufgaben und Befugnisse der künftigen Sicherheitswacht’ler, bei der Selbsjustiz übende „Möchtegern-Rambos“ definitiv nicht erwünscht sind, so Krickl weiter, seien klar und eindeutig im Sicherheitswachtgesetz geregelt – und basierten deshalb auf rechtsstaatlichen Grundsätzen. „Entsprechend ist das Handeln auch jederzeit gerichtlich überprüfbar.“
„Öffentliche Sicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Für die Sicherheitswacht, die organisatorisch an die Polizeiinspektion Freyung bzw. Polizeistation Waldkirchen angegliedert wird und Krickl zufolge in keinem Zusammenhang mit der Reduzierung der Personalstärke innerhalb der Waldkirchener Polizeidienststelle stehe, können sich Frauen und Männer bewerben, die
- mindestens 18 und höchstens 60 Jahre alt sind
- durch Zeugnis eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung nachweisen
- Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft bewiesen haben und einen guten Ruf besitzen
- bereit sind, für diese Aufgabe im Durchschnitt 15 Stunden monatlich zur Verfügung zu stehen
- am Einsatzort oder in der nächsten Umgebung von Waldkirchen wohnen
„Das Verwendungshöchstalter beträgt grundsätzlich 65 Jahre. Eine Pauschale von acht Euro in der Stunde soll den persönlichen Aufwand ausgleichen“, informiert Polizeioberrat Michael Krickl. Für die Entgegennahme von Bewerbungen ist die Polizeiinspektion Freyung (Telefon: 08551-96070) zuständig. „Die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist nicht allein Aufgabe der Polizei, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dieser Kerngedanke sollte durch die Einführung der Sicherheitswacht allen Bürgern bewusst werden. “
Beginn des Einsatzes der Sicherheitswacht für Sommer geplant
Mittlerweile habe sich die Sicherheitswacht als zusätzliches Instrument der Inneren Sicherheit (wie zum Beispiel in Passau) bewährt und sei ein fester Bestandteil der bayerischen Sicherheitspolitik geworden, sagt Krickl. „Sicherheitswacht und Polizei ergänzen sich und arbeiten eng zusammen – im Dienst für den Bürger.“ Den Angehörigen der Sicherheitswacht stehen zunächst die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Bürger: das Festhalten eines auf frischer Tat angetroffenen Straftäters bis zum Eintreffen der Polizei sowie das Recht auf Notwehr und Nothilfe für andere Bürger.
Darüber hinaus können Angehörige der Sicherheitswacht Personen anhalten, sie befragen und ihre Personalien feststellen, wenn dies zur Gefahrenabwehr oder zur Beweissicherung notwendig ist. „Außerdem können sie bei Gefahr im Verzug einen Platzverweis erteilen, das heißt eine Person anweisen, sich zu entfernen“, erklärt Freyungs Polizei-Chef. Die Erfüllung hoheitlicher Aufgaben sei jedoch nach wie vor Aufgabe der Polizei. Denn: „Verschiedenartigste Einsatzszenarien mit teilweise auch gefährlichen Eskalationen erfordern eine profunde Polizeiausbildung und eine solide taktische Ausrüstung.“
Der Einführungsprozess der Waldkirchener Sicherheitswacht besteht im Wesentlichen aus den folgenden Phasen:
- Personalgewinnung
- Personalauswahlverfahren
- Ausbildung
- Prüfung
- Ausstattung/Ausrüstung der Prüfungsabsolventen
- Einsatz nach Weisung der örtlich zuständigen Polizeiinspektion.
Das Polizeipräsidium Niederbayern strebt Krickl zufolge den Beginn des Einsatzes der acht Mann starken Sicherheitswacht im Sommer 2016 an.
da Hog’n
Nachdem man sich schon an die Tafel – also die schleichende Verarmung vieler Menschen, die ein langes Arbeitsleben hinter sich haben – gewöhnt hat, sollen nun auch „Hilfssheriffs“ die Arbeit von Polizei „ergänzen“ sollen. Das ist doch unglaublich. Zeitgleich wird in Waldkirchen Polizeipersonal dezimiert.
Was hat denn das eine (Tafel/Verarmung) mit dem anderen (Sicherheitswacht) zu tun?
Und im Text steht geschrieben, dass auch die Dezimierung der Polizei nichts mit der Einführung der Sicherheitswacht zu tun hat.
Haben Sie den Text überhaupt gelesen?
Sie schreiben, dass die Dezimierung der Polizei nichts mit der Einführung der Sicherheitswacht zu tun hat – bzw. sie das (wie ich auch) gelesen hatten. Nehmen sie immer hin, was sie gerade zur Zeit in den Medien lesen? Denken sie nicht auch, dass dies nicht zusammen passen kann? Sicherheitswacht durch die Bevölkerung und Abbau der Polizei?
Die „Tafel“ erwähnte ich deswegen, weil ich der Meinung bin, dass die Masse der Bevölkerung solche Dinge mittlerweile einfach so hinnimmt.
Jedenfalls bin ich der Meinung, dass unser Staat für die Sicherheit der Bevölkerung verantwortlich ist.
Wenn sie selbst eine Meinung zu diesem Thema haben sollten sie diese kundtun und nicht versuchen, andere belehren zu wollen.