Waldkirchen. Damit haben Michael Stieglbauer und sein Racingteam, eine Fördergruppe für Nachwuchsbiker, nicht gerechnet. Als sie am vergangenen Freitag ihre gewohnte Trainingsstrecke Richtung Saußbachklamm in der Nähe von Waldkirchen befahren wollten, stoppte ein Verbotsschild ihr Unterfangen. Künftig darf der Wanderweg nämlich nicht mehr von Radfahrern genutzt werden, was beim 33-jährigen Ex-Weltcup-Teilnehmer für reichlich Kopfschütteln sorgt: „Es gibt ja schon länger Gerüchte, dass die Strecke für Mountainbiker verboten werden soll. Dass es aber soweit kommt, dass sogar Verbotsschilder aufgestellt werden, hätte ich nicht gedacht.“ Bei Facebook ist deshalb eine kontroverse Diskussion rund um die Frage entfacht, inwieweit dieser Weg für Mountainbiker geeignet ist.
In Artikel 28 (1) des Bayerischen Naturschutzgesetzes steht geschrieben: „Jedermann darf auf Privatwegen in der freien Natur wandern und, soweit sich die Wege dafür eignen, reiten und mit Fahrzeugen ohne Motorkraft sowie Krankenfahrstühlen fahren. Den Fußgängern gebührt der Vorrang.“ Michael Stieglbauer betont, dass er selber noch nie Probleme auf dem jetzt für Mountainbiker gesperrten Saußbachklamm-Abschnitt hatte – weder mit dem Untergrund noch mit Wanderern. Im Gegenteil. Bei Gesprächen mit anderen Sportlern sei ihm immer wieder versichert worden, dass das Nebeneinander von Wander- und Radwegnutzern bisher zu keinerlei Komplikationen geführt habe. Freilich gebe es immer wieder mal „unvernünftige“ Biker zu beobachten. Doch auch einige Fußgänger würden sich nicht immer rücksichtsvoll auf den Wegen bewegen, wie Stieglbauer beteuert. „Ich kann es einfach nicht verstehen. Überall sind Fahrräder auf Wanderwegen erlaubt, sogar am Arber – nur in Waldkirchen nicht. Das ist traurig.“
Gesperrt, um größere Unfälle zu vermeiden
Wir fragen bei der Stadt Waldkirchen, genauer gesagt bei Christian Petzi vom Stadtbauamt nach, was es mit dem Verbot auf sich hat. Dieser erklärt gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“: „Der Wanderpfad weist teilweise nur eine Breite von 50 Zentimetern oder weniger auf, auch befinden sich in diesem Bereich immer wieder große Felsen oder Bäume direkt neben dem Weg. Aufgrund der doch großen Frequenz von Wanderern in diesem Bereich, dem felsigen und steilem Gelände und vermehrten Meldungen von ‚Fastkollisionen‘, haben wir uns entschlossen, diesen kurzen Bereich für Mountainbiker zu sperren, um größere Unfälle zu vermeiden.“ Zudem sei dieser Abschnitt für ungeübte Biker ohnehin als gefährlich einzustufen, so Petzi. Die Stadtverwaltung glaubt, dass auch geübte Fahrer im Ernstfall Probleme haben könnten, eine Kollision zu vermeiden.
Stadt appelliert an Vernunft der Mountainbiker
Ob denjenigen, die diese Vorschrift nicht einhalten, eine Strafe drohe? Christian Petzi: „Die Stadt Waldkirchen wird keinen Wachposten aufstellen und bei Missachtung Strafen verhängen – jedoch hoffen, appellieren und vertrauen wir in einem gewissen Maße an die Vernunft der potenziellen Biker. Zudem kann eine Nichtbeachtung des Verbotsschildes im Schadensfall zu versicherungstechnischen Problemen führen.“
Helmut Weigerstorfer
Der Bayerische Wald ist dabei das Mountainbiken zu unterstützen und damit die regionale Wirtschaft und den Tourismus anzukurbeln. Da ist das Aufstellen von Verbotsschildern einfach kontraproduktiv. Wurden denn andere Maßnahmen geprüft? Hat man sich mit den Interessensgruppen mal zusammengesetzt? Der Hinweis auf die gemeinsame Nutzung von Wegen hat in Davos dazu geführt, dass die gegenseitigen Beschwerden auf Null gesunken sind (und die dortigen Wege sind wesentlich schmäler und ausgesetzter und auch aus der persönlichen Erfahrung ist das für beide Seiten kein Problem). An einem solchen Weg kann zusätzlich der Hinweis auf starke Wanderaktivitäten zu Kernzeiten viel bringen. Gerade einheimische Biker wissen wann viel los ist und meiden diese Zeiten.
Ob die Beschilderung einer rechtlichen Prüfung standhält ist nach den letzten Urteilen ebenfalls mehr als fraglich. Die Geeignetheit eines Weges hängt vom Nutzer ab, nicht vom Weg per se. Das haben Bayerische Gerichte schon mehrfach bestätigt.
Aber eine gemeinsame, konstruktive Lösung wäre sicherlich der bessere Weg. Ein entsprechender Hinweis ist schnell erstellt und der Hinweis auf die gemeinsame Nutzung, ein respektvolles Miteinander und die Kernzeiten in denen der Wanderverkehr recht hoch ist und ein Meiden des Weges für MTB Fahrer empfohlen wird schaut wesentlich schöner aus in der umgebenden Natur wie das aktuell stehende Verbotsschild.
Völlig unverständlich und typisch deutsch! Wir haben ja noch nicht genug Schilder im (Schilder-) Wald stehen! Könnte man auch gleich die ganzen Alpen für Radler sperren, da geht’s nämlich dann doch noch a bisschen steiler und enger zu als bei unserm Bacherl da hinten!
Und wenn unsere feine Dorfregierung wirklich zur Sicherheit beitragen wollen würde, dann sollte mal die Jahnstraße während der Schulzeiten für den Durchgangsverkehr gesperrt werden! Einen Q7 mit hysterischen Eltern stufe ich jetzt mal frech als die größere Gefahr für Leib und Leben ein als den Michi auf’m Arbeitsgerät!
Griaß eich
Mit Entsetzen habe ich die Nachricht von der MTB Sperre der Saussbachklamm gelesen. Wir sind diese Strecke oft mit der Familie gefahren, da eine schönsten um Waldkirchen. Für uns und soweit ich es beobachten konnte für mindestens 99% der anderen biker ist rücksicht gegenüber fussgänger eine Selbstverständlichkeit. Das restliche % wird sich von verbotsschildern auch nicht bekehren lassen. Warum sich eine Gemeinde wie Waldkirchen, die ja vom Fremdenverkehr lebt, keine intelligentere Lösung einfallen lässt ist unverständlich. Auch ich glaube nicht, daß diese Sperrung rechtlich haltbar ist und werde eine juristische Überprüfung unterstützen. Bis zur Aufhebung der Sperre gibt es jedenfalls für uns keinen Grund mehr nach Waldkirchen zu kommen und befürchte daß es sehr vielen naturverbundenen radlern so gehen wird.