Thurmansbang. Entstanden ist der Ebenreuther See im Vorderen Bayerischen Wald, genauer gesagt in der Gemeinde Thurmansbang, nur deshalb, weil im Zuge der Flurbereinigung in den 70er Jahren ein Grundstück übriggeblieben ist. Heute ist er vor allem im Sommer Anziehungspunkt für Badegäste und Angler. Lange Zeit galt er als Geheimtipp, doch längst hat sich die wunderschöne Lage weit über die Landkreisgrenzen hinweg rumgesprochen. Im Sommer 2020 war für mehr als zehn Tage ein Kamerateam des BR-Fernsehens zu Gast. Entstanden ist dabei die Dokumentation „Unter unserem Himmel – Sommer am Ebenreuther See“, die am 1. August ausgestrahlt wird.
Dabei hatte der Filmemacher ein neuerliches Heimspiel: Robert Grantner stammt aus Zenting und kennt das Gewässer von Kindesbeinen an. Es ist bereits sein zweiter Film über seine Heimatregion, nachdem er im Winter 2019/2020 den Brotjacklriegel porträtierte. „Wieder in der Heimat arbeiten zu dürfen war ein echtes Privileg. Ich fand es vor allem deshalb so reizvoll, weil es eben nicht der Chiemsee oder Starnbergersee, sondern eben der kleine See in Ebenreuth war. Genau in diesen Mikrokosmos wollten wir eintauchen“, erzählt der 35-Jährige.
„Uns war sofort klar: Das muss der Anfang des Films werden“
Nur etwa drei Hektar ist er groß. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft des Bayerischen Waldes liegt er da, gleich neben dem namensgebenden Dorf Ebenreuth. Bio-Bauer Stefan Baumann, einer der Protagonisten des Films, war als Kind schon dabei, als hier die Bachläufe angestaut wurden. Als zweites von neun Kindern kam er hier zur Welt. Seit 20 Jahren bewirtschaftet er die elterliche Landwirtschaft und lässt seine Limousin-Rinder direkt am Seeufer grasen. Seine 80 Jahre alte Mutter Maria kommt im Sommer fast jeden Tag an den See und schwimmt eine kleine Runde.
Auch Angler Willi Baumann wohnt in unmittelbarer Nähe zum See. Wenn er im Sommer seine Angelrute auswirft, dann meist schon vor Sonnenaufgang, bevor die Badegäste kommen. Auch einen eigenen Räucherofen hat er daheim stehen, darin räuchert er meistens Regenbogenforellen. „Die Dreharbeiten mit Angler Willi Baumann fanden am letzten Drehtag statt. Wir waren bereits am See, da war es noch stockdunkel. Als dann die Sonne aufging und er auf seinem Hocker dasaß und angelte – das hatte schon was! Uns war sofort klar: Das muss der Anfang des Films werden“, blickt Robert Grantner zurück.
Ein ironischer Fingerzeig der Geschichte
Zwischen dem Ebenreuther See und dem Nachbardorf Zenting befindet sich auf einer Anhöhe die Hofstelle Gessenreuth. 1914 brach hier die Maul- und Klauenseuche aus und die Gessenreuther wurden unter Quarantäne gestellt. Da ihnen deswegen auch der Kirchgang untersagt war, bauten sie sich eine kleine Gebetsstätte im angrenzenden Wald: die sogenannte „Bründl-Kapelle„, die über einer Quelle steht. Gerhard Penzenstadler, Josef Hernitscheck und weitere Mitglieder vom Zentinger Krieger- und Soldatenverein haben sich um das historische Bauwerk angenommen und restaurierten es.
Regisseur Robert Grantner: „Unsere Dreharbeiten fanden ja mitten in der Corona-Pandemie statt. Im Sommer war davon fast nichts mehr zu spüren, das Leben am See war nahezu normal. Da war die Geschichte mit dieser Kapelle und der Quarantäne der Gessenreuther schon fast ein ironischer Fingerzeig der Geschichte. Eine wirklich tolle Arbeit, die der Krieger- und Soldatenverein Zenting dort geleistet hat.“
da Hog’n