Bad Füssing. Gesundheit und Pflege zählen zu den tragenden Säulen der bayerischen Wirtschaft. Gesundheits- und Pflegewirtschaft setzen laut Bayerischem Heilbäderverband (BHV) im Jahr mit 1,2 Millionen Beschäftigten 60 Milliarden Euro um – deutlich mehr als die bayerischen Autobauer. Im Rufen nach Zuschuss und Förderung zur Überwindung der Corona-Folgen aber hielten sich die führenden Leistungsträger der Branche, etwa die bayerischen Heilbäder und Kurorte, auffallend zurück. Dabei ist deren Lage aufgrund des Corona-Shutdowns dem BHV zufolge dramatisch. „Einige Orte sind in höchster Existenznot“, klagt BHV-Präsident Klaus Holetscheck. Besonders angespannt: die Situation im Rottaler Bäderdreieck, Deutschlands führendem Heilbäderzentrum mit mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr.
„Die aktuelle Situation ist eine wirtschaftliche Katastrophe für uns“, formulierten es jetzt die Bürgermeister von Bad Griesbach, Bad Birnbach und Bad Füssing in einem gemeinsamen Hilferuf.
„Die Existenzangst geht um“
Ähnlich dem Deutschen Fußballbund (DFB) haben die Chefs von sieben der Thermen in den niederbayerischen Kurorten deshalb jetzt in Eigenregie ein gemeinsames Hygiene-Konzept entwickelt. Damit wollen sie die natürliche Heilkraft der Thermen möglichst schnell gefahrlos wieder Tagesbesuchern, Kurgästen und Gesundheitsurlaubern zugänglich machen.
Die Vorschläge reichen von der Begrenzung der Höchstbesucherzahlen, lückenlosen Desinfektionsketten in jeder Therme bis zur anhaltenden Schließung von Dampfbädern. Die Thermenbetreiber verweisen unter anderem darauf, dass sich das Virus weder im Wasser noch bei extrem hohen Temperaturen verbreite. Deshalb soll es nach der Öffnung des Badebetriebs in den niederbayerischen Heilbädern auch bald wieder Saunabesuch mit Abstand bei Mindesttemperaturen von 80 Grad „aber ohne Wedeln nach dem Aufguss“ geben.
Die Sicherheit der Gäste habe oberste Priorität, sagen die Verantwortlichen. „Niemand hat Interesse daran, dass wir wenige Wochen nach einem Neustart bereits wieder über einen Shutdown reden“, so Bad Füssings neugewählter Bürgermeister Tobias Kurz. Aber mit der Öffnung der Thermalbäder noch länger zu warten, sei keine Option. „Denn die Existenzangst geht um bei 20.000 Beschäftigten in der Branche und bei Hunderten von Betrieben, die von den Thermen in Niederbayern wirtschaftlich abhängig sind“, sagt Tobias Kurz.
„Tragfähiges Konzept“ bis nächste Woche
Die Bayerische Staatsregierung hat das Thema Öffnung der Heilbäder und Thermen inzwischen aufgegriffen. „Diese Bereiche bedürfen aufgrund der Komplexität des Themas bzw. auch der Örtlichkeiten einer eingehenden Prüfung von Schutzkonzepten“, hieß es in einem Beschluss nach der Kabinettssitzung am Dienstag (12. Mai). Das Wirtschaftsministerium und das Gesundheitsministerium sollen jetzt bis nächste Woche ein „ein tragfähiges Konzept für die Öffnung von Heilbädern, Kurorten und Thermen erarbeiten“.
da Hog’n/ obx-news