Donnerstag, 14. Mai. Das Wehklagen ist groß in diesen Tagen. Sätze wie „Heuer können wir wohl nicht mehr in den Urlaub nach Lanzarote fahren und müssen zuhause bleiben“ – oder: „Schade, dass das Volksfest ausfallen muss, ich hab mich schon so drauf gefreut“ bekommt man immer häufiger zu hören. Ja, mit dem Corona-Lockdown kam der allumfassende Verzicht – und der Verlust von Freiheiten, die man bis dato für selbstverständlich hielt. Ein Gefühl, mit dem nicht jeder umgehen konnte (und auch jetzt noch nicht kann). Ehrlich gesagt: Mich persönlich tangiert die Umstellung aufgrund der Corona-Beschränkungen – bis auf wenige Ausnahmen – so gut wie gar nicht.

Draußen ist Corona, drinnen bin ich. Symbolfoto: pixabay.com/ geralt
Klar, ich würd schon gerne mal wieder mit a paar Spez’ln ins Wirtshaus oder ins Restaurant gehen, um dort in schönem Ambiente ein feines Rahmschnitzel oder eine Pizza zu vertilgen. Gerne auch ein Bierchen oder zwei dazu. Doch irgendwie hab ich die letzten Wochen auch ohne dieses Vergnügen überstanden – und mir daheim ein feines Mahl selbst zubereitet (so einige Männer dürften zu Corona-Zeiten den Kochlöffel in die Hand genommen haben, was ja nicht immer ein Nachteil sein muss..). Jedenfalls: Bis zum 18. Mai (Biergarten-Opening) bzw. 25. Mai (Gastro-Opening) halt ich’s jetzt auch noch durch…
Tut gut, wenn mal weniger los ist
Und freilich wär ich auch gerne mal über die Grenze zum Wandern in die österreichischen Alpen gefahren – oder zum SUP-Board fahren an einen schönen See im Salzkammergut. Auch ein Besuch in der Therme hätte mir gewiss gefallen. Stattdessen hab ich auf heimischen Gewässern meine Runden gedreht und den ein oder anderen Hausberg erklommen, um im Anschluss festzustellen: Es geht auch so – und Neues entdecken kann man immer! Und ganz wichtig: Das Wissen, dass sich die Zeiten irgendwann mal wieder ändern werden, haben mein Gefühl der kurzfristigen Entbehrung schnell wieder abgemildert.

Sind sie nicht ein schönes Paar? Die Hog’n-Redakteure Weigerstorfer (rechts) und Hörhammer mit ihren Mundschutz-Masken.
Beruflich betrachtet konnte ich mich glücklicherweise im Homeoffice entfalten (gerne auch mal in Unterhosen am Laptop sitzend), familiär und freundschaftlich gesehen hielt ich zu denjenigen Menschen Kontakt, die mir wichtig sind – ohne mich mit ihnen zu treffen, jedoch auf „legale“ Weise (Telefon, WhatsApp etc.) auszutauschen. Und ganz ehrlich: Es tut durchaus mal gut, wenn nicht immer so viel los ist und man den ganzen Freizeitstress etwas reduzieren kann. Ich wär freilich auch gerne mal mit dem Sohnemann auf den Spielplatz gegangen, der nicht nur seine Kindergarten-Kameraden vermisste, sondern auch die Möglichkeit, sich mit Rutsche und Wippe auszutoben. Er hat’s bis jetzt überlebt – und ich auch. Wir sind dann eben mit dem Schlauchboot auf der Rott gefahren.
An Mundschutz und Gummi-Handschuhe beim Einkaufen hab ich mich mittlerweile ebenso gewöhnt. Zudem hat sich mein Einkaufsverhalten verändert: Vor Corona bin ich jeden zweiten Tag ins Geschäft gerannt, um eher kleinere Mengen in den Stoffbeutel zu packen. Jetzt gibt es den allwöchentlichen Großeinkauf, der sich obendrein noch um einiges bewusster als früher gestaltet (sprich: weniger Fertiggerichte, stattdessen mehr gesündere Lebensmittel, achtsam ausgewählt). Ich muss mich nicht länger als nötig in einem Supermarkt aufhalten…
„Es geht weiter“
Ansonsten hab ich mehr Bücher als sonst gelesen, die Natur genossen, ebenso die Ruhe neben und auf den Straßen, das Leben auf dem Land, das ich mehr denn je zu schätzen gelernt habe. Das Wichtigste: Alle meine Verwandten und Bekannten sind – Gott sei Dank – gesund geblieben. Wenn ich es mir recht überlege, fehlte es bislang an nichts – zumindest nichts, auf das man nicht auch mal (über einen gewissen Zeitraum) verzichten könnte. Die Disco-Zeiten sind mit Ende 30 ohnehin vorbei. Kino geht auch zuhause. Theater gibt’s sowieso (fast) ständig… Von dem her lässt sich von meiner Warte aus (frei nach Robert Frost) folgendes Corona-Zwischenfazit ziehen: „In drei Worten kann ich zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“
Stephan Hörhammer