Ja, möchte man laut jubeln, es ist wieder soweit! Die norwegischen Tunt’n’Roller Turbonegro sind zurück. Landauf, landab jubelt die Turbo-Jugend, wirft sich in speckige Jeanswesten und frönt dem heiteren Popswackeln zu den elf neuen Gute-Laune-Songs der Band um Basser Happy Tom, die Gitarristen Euroboy und Rune Rebellion, Keyboarder Pål Pot Pamparius, Schlagzeuger Tommy Manboy und Sänger Tony Silvester.
Und weil man es im Hause Turbonegro natürlich nicht im Kleinformat kann, hat man das zehnte Album ganz einfach „RockNRollMachine“ genannt. Zack, das sitzt! Und diese Maschine schnurrt wie ein röhrender Hirsch – oder ein hochgetunter Acht-Zylinder. Denn auf den gut vierzig Album-Minuten befinden sich ausnahmslos Hits, die auch live perfekt funktionieren werden.
Stampfend, langsam – und immer wieder mal das AC/DC-Motiv
Los geht es mit dem dreigeteilten „The Rock And Roll Machine Suite“, deren „Hauptteil“ der dritte ist. Dort begeistern Turbonegro mit AC/DC-Tribute-„Ois“ (wie sie seinerzeit in „T.N.T.“ zu hören waren) und tollen Keyboard-Effekten im ersten Teil „Chrome Ozone Creation“. Ein toller Auftakt, der dann nahtlos in den flotten Klopper „Hurry Up & Die“ mit Honky-Tonk-Piano übergeht, der einem direkt in die Beine fährt, die automatisch mitzuwippen beginnen.
„Fist City“ geht dann wieder in die „T.N.T.“-Richtung, heißt: stampfend und eher langsam. Eine echte Dampfwalze eben. 80er-Jahre-Keyboard-Effekte gibt es dann bei „Skinhead Rock & Roll“, was interessanterweise gut funktioniert – auch wenn man sich die Band nicht so recht als Hairspray-Variante ihrer selbst vorstellen kann bzw. mag. Aber der fulminante Song geht sofort ins Ohr – und bleibt da auch noch geraume Zeit. Der Titel „Song des Jahres“ dürfte an das nun folgende „Hot For Nietzsche“ gehen, das zudem mit fünfeinhalb Minuten den längsten Track auf „RockNRollMachine“ darstellt: ein dramatischer Aufbau mit Harmonie-Gitarren und Keyboard-Chören – und dann krachen die Gitarren auch schon los, während das Riff einmal mehr an Angus Young und Co. erinnert. Aber was soll’s – es gibt wesentlich schlechtere Vorbilder…
Ein echtes Sahnehäppchen gibt es dann als nächstes zu hören: „On The Rag“ heißt das gute Stück. Und auch hier kommt der schräge Humor des Quintetts durch. Denn analog zu „Holiday In Cambodia“ von den Punk-Ikonen Dead Kennedys, wo es am Ende „Pol Pot, Pol Pot…“ heißt, singt Tony Silvester hier mal eben „Smoke Pot, Smoke Pot…“ – abschließender Raucherhusten inklusive. Schick!
Hier schwitzen die 80er aus jeder einzelnen Pore…
Kein Deut schlechter ist „Let The Punishment Fit The Behind“, das irgendwie an die schwedischen Kollegen von Ghost erinnert. Ein weiteres Highlight ist das herrlich debil-betitelte „John Carpenter Powder Ballad“. Denn auch hier schwitzen die 80er aus jeder einzelnen Pore, der Chorus ist dermaßen zwingend und Keyboards und Gitarren gehen eine wahrlich unheilige Allianz ein, die einen zur sofortigen Wiederholung nach dem letzten Ton nötigt.
Nach jenem Hammer-Song kann eigentlich nur noch Leere kommen – Tony Silvester und Co. hauen aber mit „Special Education“ noch einen prima Rausschmeißer hinterher, der „RockNRollMachine“ perfekt abrundet. In dieser Topform jetzt bitte jedes Jahr ein neues Album, Jungs!
Wolfgang Weitzdörfer
- VÖ: 2. Februar 2018
- Label: Burger Records/H’Art
- Songs: 11
- Spielzeit: 37:02 Minuten
- Preis: ca. 16 Euro