Motörhead sind tot – lang lebe Motörhead? In gewisser Weise lebt der Spirit der Kult-Rocker um die im Dezember 2015 verstorbene Rock-Ikone Ian „Lemmy“ Kilmister in der neuen Band von Ex-Motörhead-Gitarrist Phil „Wizzö“ Campbell weiter. Nach einer selbstbetitelten EP und einer Menge Auftritten (auch auf Festivals in ganz Europa) kommt gleich zu Beginn des neuen Jahres ein echter Knaller in die heimischen Wohnzimmer: „The Age Of Absurdity“ heißt das Debütalbum von „Phil Campbell And The Bastard Sons„.

Wenn der Vater mit den Söhnen… Rock-Reptil Phil „Wizzö“ Campbell (Mitte) startet mit seinen „Bastard Sons“ auf „The Age Of Absurdity“ voll durch. Unterstützt werden sie dabei von Sänger Neil Starr (2.v.r.). Foto: Dan Sturgess
Auf elf Songs zeigt der Meister des schnodderigen Gitarrenriffs, dass er auch nach dem Ende der Motorenschädel keine Lust auf die Rocker-Rente hat. Das Besondere an dieser leidenschaftlich und geradeaus nach vorne aufspielenden Band: Es ist eine generationenverbindende Familiengeschichte. Denn neben Vater Phil musizieren seine Söhne Todd (Gitarre), Dane (Schlagzeug) und Tyla (Bass). Unterstützt wird das Campbell-Quartett von Sänger Neil Starr, dessen rotziges Organ dem Album die schmutzige Krone aufsetzt.
Bonus-Titel von Hawkwind, den einst Lemmy einsang
Auf „The Age Of Absurdity“ geben sich Hochgeschwindigkeits-Abrissbirnen wie der gelungene Opener „Ringleader“ oder „Dropping The Needle“, Groove-Monster wie das leicht an Aerosmiths „Sweet Emotion“ erinnernde „Skin And Bones“ und melancholische Mundharmonika-Bluesrocker wie „Dark Days“ mit feistem Grinsen die Klinke in die Hand. Und es kommt durchaus des Öfteren vor, dass man sich bei der Frage ertappt, wie dieser oder jener Song wohl mit Lemmys Reibeisen-Stimme klingen würde. Das ist zwar eine Frage für Theoretiker, aber es ist fraglos so, dass Songs wie „Step Into The Fire“ oder „Get On Your Knees“ immer wieder an Motörhead erinnern. Was aber ja auch kein Wunder ist – schließlich hat Campbell den Motör-Sound mit seinem Gitarrenspiel entscheidend geprägt: Der Gitarrist war von 1983 an für immerhin stolze 32 Jahre Lemmys Riff-Partner.
Auf der Scheibe befinden sich zum einen die elf Eigenkompositionen, von denen vor allem der bereits erwähnte Bluesrocker „Dark Days“ mit genau jener jugendlichen Leidenschaft und Frische überzeugt, die man dem auch schon 56-jährigen Waliser vielleicht gar nicht mehr zugetraut hätte. Andererseits mag das auch der Einfluss seiner Söhne sein, die dem werten Herrn Papa auf jeden Fall gepflegt in den Hintern treten. Ergänzt wird die CD durch den Bonus-Song „Silver Machine“ von den Space-Rockern Hawkwind. Auch das ist in gewisser Form ein Tribut an Lemmy – schließlich war dieser zu Beginn seiner Karriere zwischen 1971 und 1975 Bassist und Sänger von Hawkwind und hat „Silver Machine“ eingesungen. Der Song war der größte Hit der Band.
Sich zwischendurch gepflegt den Kopf abschrauben lassen…
Ja, doch, wenn man sich gerne mal für die schnelle Dreiviertelstunde zwischendurch gepflegt den Kopf abschrauben lassen will, kann man das mit „The Age Of Absurdity“ wirklich einwandfrei erledigen! Welcome back, Wizzö!
Wolfgang Weitzdörfer
- VÖ: 26. Januar 2018
- Label: Nuclear Blast Records
- Songs: 11
- Spielzeit: 42:16 Minuten
- Preis: ca. 16 Euro