Freyung/Passau. Traurige, grässliche und rätselhafte Fakten sind am Montag, dem zweiten Tag im Mordprozess gegen Dominik R. (23), im Landgericht Passau zur Sprache gekommen. Er soll seine Ex-Freundin Lisa H. (21), die Mutter des gemeinsamen Söhnchens, aus Eifersucht erstochen und die Leiche versteckt haben – für den Staatsanwalt ein heimtückischer Mord aus niedrigen Beweggründen. Bislang schweigt der Angeklagte. Das ließ die Ermittler besonders umfangreich nachforschen – das lässt jedoch auch etliche ihrer Fakten, die nun auf dem Richtertisch liegen, rätselhaft erscheinen.
„Melde dich doch bitte unbedingt bei mir“
Als erste in der langen Zeugenliste kamen am Montag die Polizisten zu Wort, die nach Lisa H. am 11. November vergeblich in deren aufgeräumter Wohnung in Freyung gesucht hatten und sich über einen auffälligen Geruch wunderten, den sie aber zwanglos mit drei Katzenklos erklärten. Und, die am 12. November dann die Kripo alarmierten. Lisas Mutter hatte sich an die Polizei gewandt, nachdem ihre Anrufversuche und Textnachrichten ohne beruhigende Reaktion geblieben waren. Am 10. November hatte sie ihrer Tochter geschrieben: „Melde dich doch bitte unbedingt bei mir, ruf mich an“. Am selben Nachmittag kam eine Antwort: „Ja, mache ich dann.“ Doch da war die junge Frau wohl schon seit etlichen Tagen tot, lag in einer kleinen Kammer hinter dem Ofen, in Plastik verpackt, mit Katzenstreu überschüttet und mit Kartonagen bedeckt. Ein Tattoo am Oberarm des Angeklagten nennt den 27. Oktober – der wahrscheinliche Todestag. In jener Woche hatte der Hausmeister die junge Frau zum letzten Mal gesehen.
„Die Wahrheit schweigt, wenn das Para spricht“
„Die Mutter hat sie gefunden. Als wir ins Haus kamen, lag sie im Treppenhaus am Boden und schrie hysterisch. Der Hausmeister zeigte auf eine Nische. Darin hatte die Mutter aufräumen wollen und war auf das Paket in Plastiksäcken gestoßen. Ich zog es heraus, riss ein handtellergroßes Loch auf. So konnte ich eine Hand sehen“, sagt einer der Beamten vor Gericht aus. Ein Notarzt kann nichts mehr für Lisa H. tun. Die Mutter erzählt später, dass sie in den Tagen zuvor aus Sorge um Lisa Kontakt auch mit dem Bruder des Angeklagten und dessen Mutter aufgenommen hatte.
Ein weiterer Zeuge hatte am 29. Oktober von Dominik R. eine Waschmaschine und einen Trockner über e-bay gekauft und aus Lisas Haus abgeholt. Brauchte R. das Geld, 200 Euro, für die Flucht mit dem Kleinkind über Frankreich nach Spanien, wo er am 19. November in einem Hotel festgenommen wurde? Eine Passauer Tätowiererin hat einen kryptischen Spruch in R.s Wade gestochen, in zwei Sitzungen, die zweite war am 4. November: „Die Wahrheit schweigt, wenn das Para spricht“. Auf dem anderen Bein steht: „Fick den Richter, nur Gott kann mich richten“. Von wann und wem die Schrift auf dem Oberarm – „danke für alles“ auf Spanisch – mitsamt Lisa K.s Geburts- und dem mutmaßlichen Sterbedatum stammt, wusste die Passauerin nicht.
Der Prozess wird am 15. September fortgesetzt. Die Mutter, der Vater (die Eltern sind getrennt) und der kleine Bub der Getöteten sind durch Opferanwälte vertreten.
da Hog’n
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