Freyung. Warum sägen die da alles um? Warum darf der Staat in „grünen“ Zeiten das machen, während der Privatmann voll auf den Natur- und Umweltschutz setzen soll? Angesichts dessen, dass das Umfeld des Kreisverkehres B533/B12 in Freyung nahezu komplett abgeholzt worden ist, hat sich ein Leser mit jenen Fragen an die Hog’n-Redaktion gewandt. Wir wiederum haben sie an das Staatliche Bauamt Passau, das für Bundesstraßen und das „Drumherum“ zuständig ist, weitergeleitet. Die Antworten fallen teils überraschend aus.
Nein, es ist nicht der übliche Frühlingsschnitt. Es hat auch nichts mit Beschwerden von Anwohnern oder Ähnlichem zu tun. Und die öffentliche Hand will über den Verkauf der geschlagenen Hölzer vordergründig auch kein Geld generieren. Vielmehr wird das Areal zwischen Garnison und Ortsteil Ahornöd auf größere Bauarbeiten vorbereitet. Die Sanierung der Bundesstraße 12 (inkl. Kreisverkehr bis Hungerbrücke) wirft ihre Schatten voraus – bzw. jetzt nicht mehr, weil die natürlichen Schattenspender deshalb weichen mussten.
Eine temporäre Umfahrung wird errichtet
„Um die Einschränkungen für den Verkehr so gering wie möglich zu halten, soll am Kreisverkehr eine temporäre Umfahrung gebaut werden. Dafür müssen voraussichtlich Teile der Böschung abgetragen werden, wozu die Gehölze entfernt werden mussten“, informiert Sabine Süß, Sprecherin des Staatlichen Bauamtes Passau. Wann genau die Arbeiten starten, stehe noch nicht fest. Derzeit befinden sich die Planungen in vollem Gange. Sobald der genaue Zeitraum feststeht, wird die Behörde entsprechende Informationen über die regionalen Medien verbreiten.
Angesprochen darauf, warum die Fällarbeiten so radikal und weiträumig ausgefallen sind – selbst die Hölzer auf der Rückseite des Straßendammes wurden gefällt – , erklärt Sabine Süß: „Die dort stehenden Fichten haben sich in den vergangenen Jahren selbst ausgesät. Als Flachwurzler sind sie jedoch auf der Dammböschung nicht ausreichend standsicher. Daher können sie unter Umständen eine Gefahr für den Verkehr darstellen, weshalb sie entfernt werden mussten.“ Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den dort wachsenden Pappeln, die ebenfalls abgesägt wurden.
Sperrungen wegen Schneebruchs als „massives Problem“
Grundsätzlich, so die Bauamt-Sprecherin, möchte man „gesunde und langlebige Straßenbäume“. Die Verkehrssicherheit habe jedoch Vorfahrt (Art. 10 BayStrWG). „Zu große Gehölze, die zu nahe an der Straße stehen, stellen ein Sicherheitsrisiko dar: Je stärker der Baum oder das Gehölz, desto stärker die Aufprallenergie“, weiß Sabine Süß. „Zudem hat gerade der Schneebruch in diesem Winter gezeigt, dass zu große Gehölze zu nahe neben der Straße zu massiven Gefährdungen des Verkehrs durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume bis hin zu Straßensperrungen führen können. Sperrungen sind auch für Feuerwehr und Rettungsdienst ein massives Problem, da die Rettungsfristen gewahrt werden müssen.“
Die regelmäßigen „Gehölzpflegearbeiten“, wie sie auf Beamtendeutsch genannt werden, würden gleichzeitig dem Erhalt der ökologischen Vielfalt an den Straßenrändern dienen. „Mit einem sogenannten Auf-Stock-Setzen werden nur Teilbereiche zurückgeschnitten, sodass im direkten Umfeld weiterhin Ausweichmöglichkeiten für die Tierwelt bestehen bleiben.“ Durchgeführt wird das Ganze übrigens von den Straßenmeistereien selber, unterstützt durch über jährliche Ausschreibungen beauftragte Fachfirmen. Hog’n-Leser-Anfrage somit ausführlich beantwortet – und viele Halbwahrheiten und Gerüchte aus der Welt geräumt…
Helmut Weigerstorfer