Röhrnbach. Es sind Meilensteine in der persönlichen Entwicklung: Das erste Wort, der erste Schritt, die ersten Buchstaben, das Erlernen des Einmaleins. Jeder davon ist mit einiger Mühe verbunden. Und gerade die schulischen Grundziele sind auf den ersten Blick nur wenig erstrebenswert, für den weiteren Lebensweg aber sehr wichtig. Als Sonderpädagoge, der an sechs verschiedenen Schulen im Landkreis Freyung-Grafenau eingesetzt wird, weiß Johannes Goßler das natürlich. In Verbindung mit der Erfahrung, dass es sich mit Spaß einfach leichter lernt, ist dabei das Spiel „Xmal“ entstanden.
Ein Dominoeffekt
Die Schullandschaft hat sich verändert. In vielerlei Hinsicht in die richtige Richtung. So ist beispielsweise die einstige, beinahe schon alltägliche Brechstangen-Methode einem Schüler-Lehrer-Miteinander auf Augenhöhe gewichen. „Mein Beruf ist aber auch herausfordernder geworden“, berichtet Johannes Goßler. Der gebürtige Heidelberger fühlt sich seit 2000 im Bayerwald heimisch. „Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrer zum Wohl der Kinder zusammenarbeiten und nicht gegeneinander.“ Trotz mancher Schwierigkeiten liebt der 52-Jährige seinen Job. Ein guter Nährboden für kreative Ansätze.
Einen derartigen Geistesblitz hatte Johannes Goßler im Jahr 2012 während einer Mathestunde mit einer dritten Klasse. „Die Kinder hat das Einmaleins einfach nicht interessiert. Ich konnte machen, was ich wollte“, erinnert sich der Sonderpädagoge, der sich jedoch nicht so schnell geschlagen geben wollte – letztlich mit Erfolg. Nämlich mit selbstgemalten Karten, auf denen jeweils eine Einmaleins-Rechnung zu sehen war. Mit dieser spielerischen Methode schaffte es Goßler direkt in die Köpfe seiner Schüler einzudringen. Für ihn eine Bestätigung, die eine Art Dominoeffekt auslöste.
Die Idee war simpel, die Umsetzung eine Herausforderung
Denn aus diesem Lerninhalt – dem „letzten Strohhalm“ damals – entstand nach und nach das Spiel „Xmal“, dessen Name darauf zurückgeht, dass man nach „x-mal spielen alle Grundrechenarten beherrscht“. Die Grundidee war also relativ simpel. Die inzwischen 14 verschiedenen Spielvarianten ergaben sich praktisch von selbst. So gibt es etwa eine Spielform, die an das Kartenspiel „Lügen“ erinnert. Es gibt Rollen- und Gemeinschaftsspiele. Aber auch eine Möglichkeit, in der Fremdsprachen trainiert werden. Viele verschiedene Wege, ein Ziel: Lernen soll Spaß machen.
Während die Idee also dann doch relativ einfach daherkam, gestaltete sich der Weg hin zu einem Spiel für den Verkauf dann doch etwas schwieriger. Denn für Johannes Goßler stand schnell fest: „Wenn ich das in Angriff nehme, dann richtig.“ So beauftragte er einen Grafiker, der für eine professionelle Optik sorgte. Von einem Anwalt ließ er sich helfen, seine Erfindung schützen zu lassen. Der Vertrieb war (und ist) eine große Probiererei, betont Goßler. Er verkauft sein Produkt über gängige Online-Plattformen, hat aber auch Messen wie die „Spielwiesn“ in München oder „Familienglück“ in Ried genutzt, um das Interesse potenzieller Kunden zu wecken. Die obligatorische Homepage samt Markenbildung durfte da natürlich nicht fehlen. Und auch offizielle „X-Mal“-Wettbewerbe gibt es inzwischen.
Jüngste Anpassung: Rücksicht auf Linkshänder!
Alles in allem hat der Röhrnbacher bislang einen fünfstelligen Betrag in sein Herzensprojekt investiert. Von Gewinnzahlen ist er trotz eines nicht von der Hand zu weisenden Erfolges aber noch weit entfernt. 2.500 Kartenspiele – inzwischen in dritter Auflage – hat er bis dato eigenen Angaben zufolge verkauft. Ab 1. April kostet ein Päckchen „X-mal“ 21,95 Euro. Bis dahin gilt noch der Preis von 17,95 Euro. Genauso wie der Absatz sich stetig weiterentwickelt, kennt auch das Spiel an sich keine Grenzen: weitere Varianten sind in Planung, ebenso anderweitige Anpassungen. „Erst kürzlich hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass eine Linkshänder-Anpassung her muss. Seitdem sind die Zahlen und Symbole so angeordnet, dass sie auch sichtbar sind, wenn man die Karten in die linke Hand nimmt.“
„X-mal“ soll für jedermann attraktiv sein. So lautet das Ziel von Johannes Goßler. „Das große Bingo wäre, wenn das Spiel einmal in jedem Haushalt zu finden ist“, zeigt sich der 52-Jährige ehrgeizig. Das wäre dann nicht nur ein Erfolg für ihn, sondern auch für „Eltern, die sich dann die Mathematik-Nachhilfe sparen können. Kinder hätten dann keine Angst mehr vor Mathe. Und auch den sozialen Aspekt beim Miteinander-Spielen darf man nicht vergessen“. Meilensteine im Leben eines jeden…
Helmut Weigerstorfer
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Wir verlosen 2 x 1 Kartenspiel „X-mal“. Wer mitmachen möchte: Einfach eine Mail mit dem Betreff „Einmaleins“ samt Euren Kontaktdaten an info@hogn.de schicken. Einsendeschluss ist Sonntag, 3. März, 20 Uhr. Viel Spaß!